Köln | Die Bürger Großbritanniens haben beim gestrigen Referendum mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Diese Entwicklung kommentiert Prof. Dr. Carsten Wesselmann, Chefvolkswirt der Kreissparkasse Köln, wie folgt:

„Die Entscheidung für einen Brexit ist ein herber Schlag. Die Unsicherheit sollte deutlich zunehmen, da weit mehr Rechts- sowie Politikfelder als wirtschaftliche Bereiche von einem Brexit betroffen sind, als es im ersten Augenblick den Anschein erweckt. Zur Disposition stehen: Warenverkehrs-, Dienstleistungs-, Niederlassungs- sowie Kapitalverkehrsfreiheit und Arbeitnehmerfreizügigkeit. Die Unsicherheit über den zukünftigen wirtschaftlichen Austausch zwischen der EU und Großbritannien dürfte die ohnehin schon seit geraumer Zeit zu beobachtende Investitionszurückhaltung der Unternehmen weiter festigen. Für Anleger stellt aktuell die hohe Volatilität an den Finanzmärkten das größte Risiko dar. Des Weiteren dürfte diese Entscheidung auch einen nachhaltigen Einfluss auf die Gestaltung des europäischen Integrationsprozesses haben. Es deuten sich harte Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien an, in denen deutlich werden muss, dass mit einem Austritt harte Konsequenzen verbunden sind. Andernfalls ist mit dem Austritt weitere Länder aus der EU oder sogar dem Euroraum zu rechnen, was den europäischen Gedanken zunehmend in Frage stellen würde.“

Autor: ib