Düsseldorf | In Nordrhein-Westfalen gelten künftig gesetzlich festgelegte Klimaschutzziele. Der Düsseldorfer Landtag verabschiedete am Mittwoch mit den Stimmen von SPD, Grünen und den Piraten ein entsprechendes Klimaschutzgesetz – das bundesweit erste dieser Art. Es enthält konkrete Minderungsziele für Treibhausgasemissionen. So soll der Ausstoß des klimaschädlichen CO2 bis 2020 im Vergleich zu 1990 um mindestens 25 Prozent sinken. Bis 2050 ist sogar eine Reduktion um 80 Prozent festgeschrieben.

Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) sprach von einem „soliden, anspruchsvollen und wegweisenden“ Gesetz. Wie die Ziele erreicht werden sollen, will der Minister in einem gesonderten Klimaschutzplan festlegen.

Das schwarz-gelbe Lager kritisierte das Gesetz scharf. Da es für das Klima keine Rolle spiele, ob Treibhausgase in NRW, Bayern oder Frankreich ausgestoßen würden, sei eine Regelung auf Landesebene unnötig, sagte der CDU-Umweltexperte Rainer Deppe. Am Ende sei es ein „Nullsummenspiel“ und das Gesetz ein „Etikettenschwindel“. Der umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Henning Höne, bezeichnete die gesetzliche Festlegung als „klimapolitisch unwirksam“.

Auch in der Wirtschaft ist das Gesetz umstritten. Unternehmen befürchten Wettbewerbsnachteile und sagen negative Auswirkungen auf den Industriestandort NRW voraus.

[infobox]

Infobox: Auswirkungen des Klimawandels auf NRW

Der Klimawandel ist ein globales Problem. Das ewige Eis in der Arktis schmilzt, der damit verbundene Meeresanstieg bedroht kleine Inselgruppen und extreme Wetterereignisse wie Dürren und Hochwasser nehmen zu. Auch in Nordrhein-Westfalen verändert sich das Klima – wenn auch nicht in solch einem gravierenden Ausmaß.

Das Landesumweltamt hat für das bevölkerungsreichste Bundesland die wichtigsten Veränderungen der letzten Jahrzehnte festgehalten. So gab es in den vergangenen Jahrzehnten einen Anstieg der durchschnittlichen Temperatur. Sie beträgt mittlerweile 9,1 Grad und war zu Beginn der Messungen Anfang des 20. Jahrhunderts noch 1,1 Grad niedriger. In den letzten 30 Jahren nahm diese Entwicklung an Geschwindigkeit zu: Zwischen 1979 und 2008 war der Temperaturanstieg fünfmal so hoch. Die Niederschlagsmenge stieg ebenfalls – jährlich um etwa zehn Millimeter. Starkregentage mit mehr als 20 Millimeter Niederschlag pro Tag nahmen zu. Zudem haben sich die Niederschläge vom Sommer in den Winter verschoben.

Auswirkungen gibt es auf die Natur. Der Beginn der Vegetationszeit, in der Pflanzen wachsen, hat sich deutlich nach vorne verlagert und damit verlängert. Zwischen 1951 und 2009 waren es ganze 16 Tage früher. Die Winter verkürzten sich zwischen 1961 und 2009 um 21 Tage, die Herbste wurden hingegen 17 Tage länger.

Zu den Folgen gehört eine Bodenerosion, die immer wieder Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen sowie an baulichen Anlagen und Verkehrseinrichtungen verursacht. Die Wassertemperatur des Rheins stieg seit 1978 um etwa 1,2 Grad.
Beim Blick auf das gesamte Land sind die Auswirkungen des Klimawandels unterschiedlich zu spüren. Im bergigen Sauerland gibt es weniger Schneetage für die Skifahrer und im Münsterland steigt die Gefahr von Waldbränden. Die Menschen in der Eifel müssen damit rechnen, dass sich wegen der längeren Wärme- Trockenphasen weniger Grundwasser bildet und in der niederrheinischen Bucht gehen die Erträge in der Landwirtschaft zurück.

[/infobox]

Autor: Andi Goral
Foto: Symbolfoto