Sofia | Der scheidende bulgarische Staatspräsident Rossen Plewneliew hat in scharfer Form vor russischen Versuchen gewarnt, die EU zu destabilisieren. Es gebe viele Indizien für die russische Finanzierung antieuropäischer Parteien und Medien in Bulgarien sowie in anderen EU-Ländern, sagte Plewneliew in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstagsausgabe). Plewneliew warnte vor russischen Versuchen, die EU durch die Unterstützung ultranationalistischer Parteien oder Bewegungen von innen auszuhöhlen: Die Führung in Moskau versuche, auf einer neuen ideologischen Grundlage dasselbe Ziel zu erreichen wie einst die Sowjetunion, sagte Plewneliew: „Die Schwächung Europas und die Verbreitung von Zweifeln an den Werten von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.“

Darum gehe es auch im „Cyberkrieg“. Als er vor einigen Jahren erstmals vor einer russischen Politik gewarnt habe, deren Ziel es sei, im Internet systematisch eine Ablehnung europäischer Werte zu fördern, hätten einige Politiker seine Warnungen noch als übertrieben bezeichnet. „Man war misstrauisch und schrieb mir sogar extreme Ansichten zu.“

Heute sei ist es aber für niemanden ein Geheimnis mehr, „dass diese Politik mit dem klaren Ziel der Destabilisierung der EU organisiert und ausgeführt wird.“ Deshalb gelte es, den europäischen Bürgern zu erklären, „was da geschieht und worauf die russische Propaganda zielt“, sagte Plewneliew. Der bulgarische Politiker hatte der F.A.Z. schon im Oktober 2014 ein betont russlandkritisches Interview gegeben und damit einen diplomatischen Konflikt zwischen Moskau und Sofia heraufbeschworen.

Das russische Außenministerium beschuldigte Plewneliew seinerzeit, er habe durch seine Äußerungen gegenüber der deutschen Zeitung „die jahrhundertealte Freundschaft zwischen dem russischen und dem bulgarischen Volk“ beschädigt.

Autor: dts