Köln | Dieser Artikel wird laufend aktualisiert Der Immobilienmogul Donald Trump wird nächster US-Präsident. Der Kandidat der Republikaner erreichte laut übereinstimmender Prognosen zahlreicher US-Sender vom frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) bei der Wahl am Dienstag die notwendige Anzahl von mindestens 270 Wahlmännerstimmen. In seiner Siegesrede beschwor Trump die Einheit der USA. Die Märkte reagierten rund um den Globus geschockt auf das Ergebnis der US-Wahl. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Trump zum Sieg gratuliert. Außenminister Frank Walter Steinmeier fürchtet „Verwerfungen in der internationalen Politik“. Dazu weitere Stimmen aus der deutschen Politik und Wirtschaft.

Der Überraschungs-Sieg gelang, weil Trump in fast allen sogenannten „Swing States“ triumphierte, wo der Ausgang der Wahl im Vorfeld als ungewiss galt, so beispielsweise in Florida, Ohio, Georgia oder North Carolina. Im US-Bundesstaat Wisconsin lieferten die Umfragen hingegen eine regelrechte Fehlprognose ab: Die meisten Demoskopen hatten dort einen klaren Clinton-Sieg vorhergesagt, hier setzte sich Trump aber ebenfalls überraschend deutlich durch, als erster Republikaner seit Jahrzehnten. Die geplante Siegesfeier von Hillary Clinton in New York wurde in der Nacht abgebrochen, ohne dass sich die demokratische Kandidatin persönlich zu Wort meldete. Clintons Wahlkampf-Chef John Podesta schickte die in einer Halle ausharrenden Anhänger um 2 Uhr nachts Ortszeit nach Hause, um „etwas Schlaf“ zu bekommen. „Sie ist noch nicht fertig“ und werde am nächsten Tag mehr zu sagen haben, so Podesta über Clinton. Wenn nichts mehr dazwischen kommt, tritt Trump sein Amt als US-Präsident am 20. Januar 2017 an.

Trump beschwört Einheit der USA
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat in seiner Siegesrede die Einheit der USA beschworen. Er rufe auch alle politischen Gegner, Demokraten und Unabhängige dazu auf, ihn nun zu unterstützen. Er wolle Präsident aller US-Amerikaner sein, „und das ist sehr wichtig für mich“, so Trump vor Anhängern in New York. Er wolle den amerikanischen Traum erneuern und das Land „wiederaufbauen“. Straßen, Schulen und die Infrastruktur würden erneuert und dadurch viele Jobs geschaffen. „Die Vergessenen werden nicht länger vergessen bleiben“, so Trump. Seiner Rivalin Hillary Clinton zollte Trump in ungewohnt milden Worten Respekt. Sie habe hart gekämpft und ihre Niederlage in einem persönlichen Telefonat eingestanden, so Trump.

Merkel gratuliert zum Wahlsieg
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Donald Trump zum Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl gratuliert. Es sei ein besonderer Wahlkampf „mit zum Teil schwer erträglicher Konfrontation“ gewesen, sagte Merkel am Mittwoch in Berlin. Sie biete Trump eine „enge Zusammenarbeit“ an, rief ihn dabei aber auch zur Achtung der gemeinsamen demokratischen Grundwerte auf. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hofft, dass es nicht zu „größeren Verwerfungen in der internationalen Politik“ kommen wird. Er sei froh, dass der Wahlkampf in den USA vorbei sei, da dieser „tiefe Wunden geschlagen“ habe, die „nicht ganz einfach zu schließen sein werden“, sagte Steinmeier am Mittwoch in Berlin. Trumps wichtigste Aufgabe bei Amtsantritt sei es, die „tiefen Gräben zuzuschütten“, die im Laufe des Wahlkampfs entstanden seien. Man werde das Ergebnis der Wahl akzeptieren, so Steinmeier weiter, explizit gratulierte er Trump aber nicht.

Märkte reagieren geschockt
Die Märkte reagierten rund um den Globus geschockt: Die Futures auf Dow und DAX wurden mit Abschlägen von über vier Prozent gehandelt, der Nikkei-Index in Japan stürzte um über fünf Prozent ab, der US-Dollar ließ im Vergleich zum Euro um zwei Prozent nach, der Goldpreis stieg zwischenzeitlich über vier Prozent an. Die Börse in Frankfurt hat zum Handelsstart heute zunächst kräftig nachgelassen. Kurz vor 09:30 Uhr wurde der DAX mit rund 10.280 Punkten berechnet. Das entspricht einem Minus von 1,94 Prozent im Vergleich zum Handelsschluss am Vortag. An der Spitze der Kursliste standen die Papiere von Fresenius, Merck und Fresenius Medical Care. Die Aktien von Heidelbergcement, Daimler und BMW bilden gegenwärtig die Schlusslichter.

Clinton bietet Trump Zusammenarbeit an
Die Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten, Hillary Clinton, hat sich nach ihrer Niederlage bei der Wahl enttäuscht gezeigt, dem Gewinner Donald Trump jedoch ihre Zusammenarbeit angeboten: Man müsse dem Republikaner die Chance geben, das Land zu führen, sagte sie am Mittwoch in New York. „Ich hoffe, dass er ein erfolgreicher Präsident wird“, so Clinton weiter. Man habe nicht das Ergebnis erzielt, dass man sich erhofft habe. „Das ist schmerzhaft und es wird noch lange schmerzhaft sein.“ Dennoch müsse man den Ausgang der Wahl akzeptieren und weiter daran arbeiten, das Land besser und stärker zu machen.

Obama ruft zu Einigkeit und Versöhnlichkeit auf
US-Präsident Barack Obama hat nach dem Sieg des Republikaners Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl zu Einigkeit und Versöhnlichkeit aufgerufen. Demokratie sei „hart“ und „nicht immer inspirierend“, sagte Obama am Mittwoch in Washington. Dennoch müssten jetzt alle zusammenarbeiten.

Man sei nicht zuerst Republikaner oder Demokrat, sondern Patriot, betonte er. Alle hofften auf den Erfolg des Wahlsiegers dabei, das Land zu einen und zu führen. Trotz seiner bekannten Differenzen mit Trump wolle er eine friedliche Übergabe der Amtsgeschäfte, betonte der amtierende US-Präsident.

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Stimmen zur US-Wahl in Deutschland

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hat den Ausgang der US-Wahl als „bittere Warnung“ für Deutschland und Europa bezeichnet. „Wir müssen die Ursachen für Angst, Hass und Abschottung noch entschlossener bekämpfen. Wir müssen die Abstiegsängste der Mittelschicht ernst nehmen, mehr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun und die Globalisierung sozial verträglich gestalten“, sagte Maas der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe). Über Donald Trump sagte Maas: „Hoffen wir, dass Donald Trump der Wandel vom Wahlkämpfer zum Staatsmann rasch gelingt.“ Die USA seien die älteste Demokratie der Welt. „Ich vertraue darauf, dass diese Demokratie und ihre Institutionen stark genug sind, um auch einen Präsidenten Trump auszuhalten.“ Das Wahlergebnis nannte Maas schwierig, betonte aber: „Als Demokraten respektieren wir die Mehrheitsentscheidung der Amerikanerinnen und Amerikaner.“

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Donald Trump als „Vorreiter einer neuen autoritären und chauvinistischen Internationalen“ kritisiert und zu einem politischen Kurswechsel aufgerufen, um die „freien und sozialen Gesellschaften“ in Deutschland und Europa gegen den „Rollback“ zu verteidigen. „Trump ist auch eine Warnung an uns“, sagte Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag). Die „autoritäre Internationale“ nutze die Abgrenzung von Ausländern und Flüchtlingen nur als Lockmittel für die Wähler, in Wahrheit gehe es um viel mehr: „Es geht ihnen um ein echtes Rollback in die alten schlechten Zeiten, in denen Frauen an den Herd oder ins Bett gehörten, Schwule in den Knast und Gewerkschaften höchstens an den Katzentisch.“ Zu diesen Kräften zählten auch Russlands Präsident Wladimir Putin, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, in Frankreich der Front National mit seiner Vorsitzenden Marine Le Pen oder Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, in den Niederlanden der Rechtspopulist Geert Wilders und in Deutschland die AfD. Gabriel sagte: „Trump will zurück in die Zeit vor Kennedy führen. Und in Deutschland wollen die Autoritären der AfD zurück in die Zeit vor Willy Brandt, ein paar von ihnen sogar in die Zeit vor Konrad Adenauer.“ Der SPD-Vorsitzende mahnte einen Kurswechsel an: „Unser Land und auch Europa müssen sich ändern, wenn wir der autoritären Internationalen den Boden entziehen wollen.“

Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter erklärten: „Mit Donald Trump ist ein US-Präsident gewählt worden, der mit offenem Rassismus, mit Frauenverachtung und mit wahnwitzigen außenpolitischen Positionen Stimmung und Hass geschürt hat. Das stellt eine tiefe Zäsur dar – für die USA und für uns alle.“ Weiter heißt es in der schriftlichen Stellungnahme: „Mit Donald Trump ist eine reibungslose Fortsetzung der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit nur schwer vorstellbar. Wir stehen vor großen Herausforderungen: Wie geht es weiter mit dem Klimaabkommen und anderen Errungenschaften der Obama-Administration? Wie steht ein Präsident Trump zur NATO? Wenn Donald Trump seine Ankündigungen in der Außenpolitik auch nur zum Teil wahr macht, dann könnten zentrale Eckpfeiler deutscher und europäischer Außenpolitik ins Wanken geraten. Seine Sympathien für Autokraten wie Wladimir Putin sind beängstigend. Zu hoffen bleibt, dass viele seiner Ankündigungen wahltaktisch motiviert waren. Die Wahl in den Vereinigten Staaten von Amerika ist ein Weckruf, nationalistischen und rechtspopulistischen Bewegungen noch entschiedener entgegenzutreten – gerade auch in Deutschland und Europa. Am Tag des deutschen Mauerfalls ist der Wahlausgang auch eine Mahnung, entschieden für Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten. Die Spaltung unserer Gesellschaften müssen wir verhindern.“

„Der Sieg von Donald Trump ist ein Signal dafür, dass die Bürger in der westlichen Welt einen klaren Politikwechsel wollen“, sagte die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch der „Welt“. Trumps „historischer Wahlerfolg“ sei „nur für das Establishment eine Überraschung“, fügte von Storch hinzu, „für mich war das zu erwarten, denn sowohl in den USA als auch in Deutschland wünschen sich die Bürger sichere Grenzen, weniger Globalismus und eine Politik, die sich mit gesundem Menschenverstand mehr auf die Vorgänge im eigenen Land konzentriert“. Allerdings formulierte die AfD-Europaabgeordnete von Storch auch Vorbehalte gegenüber dem Wahlsieger: „Vieles von dem, was Trump im Wahlkampf gesagt hat, ist kritisch zu sehen“, sagte von Storch. Trump müsse „beweisen, dass er wirklich einen Neuanfang für die USA will“. Dies gelte „insbesondere“, so von Storch, für die „versprochene außenpolitische Zurückhaltung“. Gerade die Deutschen wünschen sich nach Ansicht von Storchs „von den USA weniger Eingriffe in die inneren Angelegenheiten anderer Länder“. Deutschland selbst müsse „als Mittler zwischen Russland und den USA“ auftreten.

Die Kölner Bundestagsabgeordnete Gisela Manderla (CDU – Mitglied im Verteidigungsausschuss) erklärte: „Das Votum der amerikanischen Bevölkerung ist aber eindeutig und muss respektiert werden. Es stellt uns in Deutschland und Europa aber zugleich vor neue, in Teilen noch nicht absehbare Herausforderungen, mit denen wir uns schonungslos auseinandersetzen müssen. Dies gilt insbesondere für unsere Sicherheitspolitik, denn die Vereinigten Staaten werden ihre Sicherheitsgarantien für Europa an neue Bedingungen knüpfen und ihre strategische Aufmerksamkeit neu ausrichten. Wir in Europa sind daher mehr denn je aufgefordert, den bereits eingeschlagenen Weg hin zu einer gemeinsamen europäischen Sicherheits- und Verteidigungsunion noch engagierter fortzusetzen und uns um die Gewährleistung unserer Sicherheit zunehmend selbst zu kümmern. Eines steht aber fest: Die Vereinigten Staaten sind und bleiben unser wichtigster Verbündeter. Ziel muss es sein, das transatlantische Bündnis auch unter dem neuen US-Präsidenten erfolgreich fortzusetzen.“

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht den Sieg Donald Trumps in der US-Präsidentschaftswahl kritisch. „Wirtschaftlich ist das größte Problem nun die große Unsicherheit“, sagte er dem „Tagesspiegel“ (Donnerstagsausgabe). „Trump ist unberechenbar. Man weiß nicht, was er politisch, was er ökonomisch nun tatsächlich vor hat. Für die Weltwirtschaft ist diese Unsicherheit Gift.“

Autor: co, dts | Foto: Joseph Sohm, shutterstock.com