Washington | US-Präsident Donald Trump ist im Amt. Um Punkt 12 Uhr US-Ostküstenzeit (18 Uhr deutscher Zeit) legte Trump seinen Amtseid ab, im gleichen Moment begann die Amtszeit des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. In seiner folgenden Ansprache dankte er zunächst seinem Vorgänger Obama, dieser sei im Rahmen der Amtsübergabe „ausgezeichnet“ gewesen.

Anschließend griff Trump jedoch unmittelbar das „Establishment“ an. Dieses habe sich in der Vergangenheit selbst beschützt, jedoch nicht die Bevölkerung. „Das alles ändert sich in diesem Moment. Dieser Moment gehört euch“, so der US-Präsident. Dieser Tag werde künftig als der Tag gelten, an dem die Menschen wieder die Kontrolle über das Land übernommen hätten. Jede Entscheidung werde daran gemessen, ob sie den US-Arbeitern und Familien diene, dazu gehöre auch der Schutz der Grenzen.

Beifall bekam Trump aus dem Publikums, während die hochrangigen Gäste auf der Bühne teilweise mit versteinerten Mienen zuhörten, darunter auch seine Amtsvorgänger. So war der 39. US-Präsident Jimmy Carter anwesend, der 42. US-Präsident Bill Clinton mit seiner Frau Hillary, die als direkte Gegenkandidatin gegen Trump verloren hatte, der 43. US-Präsident George W. Bush und der 44. US-Präsident Barack Obama. Lediglich der 41. US-Präsident George Bush senior blieb der Zeremonie als einziger noch lebender Amtsvorgänger fern, er liegt mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus.

217 Festnahmen nach Krawallen bei Trump-Amtseid

Während der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump am Freitag ist es zu Krawallen gekommen. Die Polizei nahm 217 Randalierer fest, teilte der Polizeichef der Hauptstadt mit. Sechs Beamte seien bei Zusammenstößen mit Demonstranten leicht verletzt worden.

Die Polizei setzte Blendgranaten und Pfefferspray ein. Randalierer zündeten Gegenstände an, schlugen Schaufensterscheiben ein und setzten ein Auto in Brand. Die Veranstaltung selbst, zu der mehrere hunderttausend Menschen gekommen waren, blieb bis auf Zwischenrufe friedlich. Rund 28.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um die feierliche Vereidigung Trumps zu sichern.

Trump unterschreibt erste Dienstanweisungen

US-Präsident Donald Trump hat eine Stunde nach seiner Amtsübernahme die ersten „Presidential Orders“ unterschrieben. Nancy Pelosi, Vorsitzende der demokratischen Fraktion im Repräsentantenhaus war dabei anwesend, ebenso wie der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner Paul Ryan, der ebenfalls als Trump-Kritiker gilt. Bei den unterzeichneten Dokumenten handelte es sich dem Vernehmen nach um Routineanweisungen, die unter anderem das Personal im Weißen Haus und das Kabinett betreffen.

Trump hatte auch angekündigt, Obamacare so schnell wie möglich zu stoppen und durch ein anderes Gesundheitssystem zu ersetzen. Wann er dies tun will, war aber noch unklar. Die Obamas verließen unterdessen mit einem Hubschrauber die US-Hauptstadt.

Bei einem Zwischenstopp auf der Andrews Air Force Base südöstlich von Washington wandte sich Obama in einer Rede an seine früheren Mitarbeiter, bevor er in den Urlaub weiterflog.

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Stimmen aus der deutschen Politik

Trittin: USA unter Trump „weniger verlässlicher Partner“

Grünen-Politiker Jürgen Trittin hat sich nach Donald Trumps Antrittsrede als US-Präsident besorgt über den künftigen Kurs der USA geäußert. „Trump will Amerika einmauern. Er macht Amerika nicht groß, sondern klein. Protektionismus wird Programm“, sagte Trittin der „Welt“. „Amerika erscheint unter Trump als weniger verlässlicher Partner.“

Angesichts dieses Rückzuges der Amerikaner müsse Europa „zusammenstehen und einstehen für unsere multilaterale Weltordnung“.

Der Grünen-Politiker, der Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags ist, schätzt: Die USA zögen sich nun von der „Weltbühne“ zurück. „Donald Trump richtet den Blick nach innen“, sagte Trittin. Trumps Wahlkampfmotto „America First“ werde zum Motto seiner Präsidentschaft. „Er zeichnet ein düsteres, völlig verzerrtes Bild von einem Amerika am Boden.“

Schulz: „Unaufgeregt mit Trump zusammenarbeiten“

Der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hat nach der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump zu einer unaufgeregten Zusammenarbeit aufgerufen. „Seit Freitag haben wir mit Donald Trump einen neuen US-Präsidenten und eine neue Regierung, mit der wir gut, professionell und unaufgeregt zusammenarbeiten werden“, sagte Schulz der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). Schulz, der als Favorit für die Nachfolge von Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Amt des Bundesaußenministers gilt, betonte die engen Verbindungen zwischen den USA und Europa.

„Wir teilen gemeinsame Werte und leben in demokratischen und offenen Gesellschaften, mit einer unabhängigen Justiz und einer freien Presse“, unterstrich der SPD-Politiker.

Göring-Eckardt: „Trump ist unberechenbar“

Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt hat den neuen US-Präsidenten Donald Trump als unberechenbar bezeichnet und an die Zusammenarbeit der Europäer appelliert. „Für ihn gilt nur eins: America first“, sagte Göring-Eckardt der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). „Umso wichtiger ist es nun, dass wir Europäer unsere Zusammenarbeit vertiefen“, sagte Göring-Eckardt.

„Die Welt hat sich auf einen unberechenbaren Trump einzustellen“, sagte sie. Trump sei „offensichtlich noch im Wahlkampfmodus. Sein politisches Programm ist weiter unklar“, so Göring-Eckardt.

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Autor: dts | Foto: Joseph Sohm/www.shutterstock.com