Köln | In Interviews stellen sich die Kölner Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2013 den Lesern von report-k.de vor. Elfi Scho-Antwerpes kandidiert für die SPD im Wahlkreis Köln II. Sie ist seit 2004 Mitglied im Rat der Stadt Köln und seitdem Kölner Bürgermeisterin. Zudem vertritt sie den Rat in der Stadt-Arbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule und Transgender und ist Mitglied im Vorstand der Aids-Hilfe Köln.

Report-k.de: Die Wahl des Direktmandats ist auch eine persönliche Wahl. Stellen Sie sich unseren Lesern bitte kurz vor.

Elfi Scho-Antwerpes: Mein Name ist Elfi Scho-Antwerpes, geboren am 15. September 1953 in Rösrath. Ich bin also eine echte Rheinländerin. Nach der Schule habe ich Architektur an der Fachhochschule hier in Köln studiert und habe im Anschluss als Dipl.-Ingenieurin  in der freien Wirtschaft und bei der Bezirksregierung Köln in der Abteilung für Städtebau gearbeitet.

Im Jahr 2004 zog ich erstmals in den Rat der Stadt Köln ein und wurde dort auf Vorschlag der SPD-Fraktion zur Bürgermeisterin gewählt. Auch in der aktuellen Ratsperiode darf ich dieses Amt erneut ausführen. Ich bin Mitglied im Ausschuss für Kunst und Kultur und in der Stadt-arbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule und Transgender.

Neben meinem politischen Ehrenamt bin ich seit 1988 Mitglied im Vorstand der Aidshilfe Köln und seit 1998 Kreisvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Köln. Darüber hinaus bin ich Mitglied im Kuratorium der Diakonie Michaelshoven, Vorsitzende des Kul-turforums Köln und im Vorstand des Fördervereins Comedia Colonia.

Ich habe zwei erwachsene Kinder und lebe in Köln-Klettenberg.

Warum haben Sie sich für eine politische Laufbahn entschieden? Wie bekommen Sie Ihren Beruf und die Politik unter einen Hut? Was reizt Sie am Bundestagsmandat?

Durch mein langjähriges gesellschaftliches Engagement habe ich viele Menschen kennen gelernt und viele Seiten von Köln entdeckt, die man auf den ersten Blick so nicht sieht. Was mich dabei immer besonders bewegt hat, sind die Momente, wenn mir Kölnerinnen und Kölner begegnen, die auf der Schattenseite des Lebens gelandet sind und die inmitten unseres Wohlstandes leiden müssen und die von unserer Gesellschaft einfach abgehängt worden sind. Um mich für diese Menschen einzusetzen habe ich mich entschieden politisch aktiv mitzuarbeiten.

Gemeinsam mit meiner Fraktion konnten wir hier bereits viel erreichen. Gerade in Zeiten schwieriger kommunaler Haushalte, ist es wichtig, die sozialen Errungenschaften zu erhalten, damit unsere Gesellschaft nicht weiter auseinanderbricht. Doch leider müssen wir immer wieder feststellen, dass die Dinge, die uns hier vor Ort betreffen gar nicht hier, sondern in Berlin entschieden werden. Deshalb möchte meine ganze kommunalpolitische Erfahrung nun dafür einsetzen, dass unsere Stadt und insbesondere der Kölner Süden eine starke Stimme in Berlin bekommt.

Was wollen Sie in Berlin für Schwerpunkte setzen?

Meine Erfahrungen mit den Menschen hier vor Ort prägen mein politisches Engagement und mein Leitbild. Ich stehe für eine Politik, die sich jeden Tag dafür einsetzt, dass wir keinen Menschen mehr zurücklassen dürfen, in Köln, in NRW und in der ganzen Bundesrepublik!

Und dafür möchte ich mich zukünftig in Berlin einsetzen: für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft, für die Integration der Menschen verschiedener Kulturen und für den Kampf um Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Behinderter und Senioren sowie Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und Identität.

Was möchten Sie in Berlin für Köln erreichen?

Zu aller erst ist hier der Bereich Bildung zu nennen, der mir sehr am Herzen liegt. Die SPD setzt sich schon immer für gute Bildung für Alle ein. Es kann nicht sein, dass die Schulbildung in Deutschland immer noch so stark vom sozialen Status abhängt. Wir wollen Bildung für alle und das gebührenfrei von der KiTa bis zur Uni. Das ist gerade hier in Köln eine der größten Herausforderungen.

Thema Wohnen: Als Kölnerin ist es mir zudem sehr wichtig, dass sich die Bundesregierung für bezahlbaren Wohnraum einsetzt. Die Mieten und Nebenkosten explodieren und werden immer unbezahlbarer. Dem schieben wir den Riegel vor.

Thema Arbeit: Wer arbeitet, muss auch davon leben können. Deshalb setze ich mich ein für einen gesetzlichen Mindestlohn für 8,50€. Ebenso müssen Frauen endlich genauso viel für die gleiche Arbeit bekommen wie Männer.

Thema Gleichstellung: Köln ist bunt und so soll es auch bleiben. Die Ehe muss geöffnet werden für homosexuelle Paare und mit Diskriminierung aller Art muss Schluss ein  – ob gegen Frauen, Ausländer, Behinderte oder Lesben und Schwule. Die Vielfalt in unserem Land ist eine Stärke und ein Potential, dass wir nicht verloren geben dürfen.

Viele Kommune, darunter auch Köln, sind hoch verschuldet. Wie muss die finanzielle Situation der Kommunen verbessert werden und wie wollen Sie sich hier für Köln einbringen?

Ich möchte, dass die Interessen der Menschen unserer Stadt wieder stärker in Berlin vertreten werden. Als Bürgermeisterin weiß ich wie diese Stadt tickt und wir brauchen mehr Unterstützung aus Berlin. Die jetzige Bundesregierung tut das Gegenenteil, wie wir an dem immer enger werdenden Haushalt jeden Tag merken. Die Kommunen können es strukturell nicht aus eigener Kraft schaffen, wieder auf stabile Füße zu kommen, so lange die Verpflichtungen aus Berlin aufgebürdet bekommt, für die sie ganz allein aufkommen muss. Deshalb brauchen wir einen Investitionspakt von Bund und Ländern. Unsere Kommunen brauchen dringend finanziellen Spielraum. Wir setzen uns ein für die Wiederauflage der zusammenge-strichenen Städtebauförderung. Stadtentwicklung muss zu Quartiersentwicklung werden, wenn wir die Stadtgesellschaft zusammen halten wollen. Und wir stehen für die Stärkung der Kommunen in ihrer Verantwortung für die Daseinsvorsorge. Wasser, ÖPNV und Wohnen dürfen nicht in die Hände des Marktes fallen.Unser und auch mein Ziel ist die soziale Stadt Köln!

Weitere Kandidaten im Wahlkreis Köln II:

Heribert Hirte, CDU: Zwischen Wissenschaft und Politik gibt es manche Berührungspunkte“ >>>

Volker Beck, Grüne: „Wenn man sich richtig reinhängt, kann man viel bewirken“ >>>

Hans H. Stein, FDP: „Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit“ >>>

Matthias W. Birkwald, Die Linke: „Soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit sollten im Vordergrund stehen“ >>>

Andreas Gärtner, Piraten: „Mein Antrieb sind unsere Bürgerrechte“ >>>

Stephan Boyens, AFD: „Ich kann die gegenwärtige europäische Finanzpolitik nicht billigen“ >>>


Jetzt schon notieren: 22. September 2012 ab 17 Uhr report-k.de Live-Ticker zur Bundestagswahl mit starkem Blick und Fokus auf Köln und in Echtzeit allen Daten, Fakten und Stimmen aus Deutschland und NRW.

Autor: Frida Baumgarten | Foto: SPD
Foto: Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, SPD-Direktkandidatin im Wahlkreis Köln II