Köln | In Interviews stellen sich die Kölner Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2013 den Lesern von report-k.de vor. Katharina Dröge kandidiert für Bündnis 90/ die Grünen im Wahlkreis Köln III. Die Diplom-Volkswirtin ist Referentin im NRW-Umweltministerium und Vorsitzende der Grünen Köln.

Report-k.de: Die Wahl des Direktmandats ist auch eine persönliche Wahl. Stellen Sie sich unseren Lesern bitte kurz vor.

Katharina Dröge: Ich heiße Katharina Dröge, bin 28 Jahre alt und kandidiere für Bündnis 90/Die Grünen für den Wahlkreis Köln Chorweiler, Ehrenfeld und Nippes. Ich bin 2004 zum Studium der Volkswirtschaftslehre nach Köln gekommen und kann mir seitdem nicht vorstellen, irgendwo anders zu wohnen. Weil ich diese Stadt so gerne mag, engagiere ich mich seit einigen Jahren in der Kommunalpolitik, die letzten vier Jahre als eine von zwei Vorsitzenden der Grünen in Köln. Davor war ich schon einige Jahre bei den Grünen auf Landesebene aktiv, unter anderem als Landesvorsitzende der Grünen Jugend NRW. Meine politischen Schwerpunktthemen sind die Finanz- und Wirtschaftspolitik. Beruflich habe ich zudem viel mit Umwelt- und Energiefragen zu tun –  ich arbeite als Referentin im Umweltministerium NRW.

Warum haben Sie sich für eine politische Laufbahn entschieden? Wie bekommen Sie Ihren Beruf und die Politik unter einen Hut? Was reizt Sie am Bundestagsmandat?

Ich finde nicht, dass man sich für eine „politische Laufbahn“ entscheidet. Man wird Mitglied einer Partei, weil man inhaltliche Anliegen unterstützen möchte. Als Volkswirtin ist mein größtes Anliegen die Finanz- und Wirtschaftspolitik. Für mich geht es darum, ein gerechtes Konzept unserer Gesellschaft zu gestalten, mir geht es um eine gerechte Finanzierung der öffentlichen Infrastruktur, um Chancengleichheit und Teilhabe für alle an der Gesellschaft. Politik macht die Mehrheit der Menschen ehrenamtlich. Ich selbst mache das jetzt auch bereits seit mehr als zwölf Jahren – neben Schule, Studium und Beruf.  Die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf ist dabei schon eine Herausforderung. Die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Familie übrigens auch. Man muss sich selbst sehr gut organisieren, um das halbwegs ordentlich zu managen, und man muss sich damit abfinden, dass man immer Kompromisse machen muss, dass man nie allen Ansprüchen zu hundert Prozent gerecht werden kann.

Für die Bundestagskandidatur habe ich mich letztendlich entschieden, weil viele wichtige Fragestellungen, die mich bewegen, in Berlin entschieden werden. Land und Kommunen haben ja gerade in der Steuerpolitik wenig eigene Entscheidungsmacht.

Was wollen Sie in Berlin für Schwerpunkte setzen?

Ich möchte mich in Berlin für eine gerechtere Besteuerung von Einkommen einsetzen: Niedrige Einkommen sollen entlastet und hohe Einkommen maßvoll belastet werden. Das halte ich für zentral wichtig, denn die Schere zwischen Arm und Reich ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten weiter auseinander gegangen. Außerdem ist für mich eine Finanzreform zentral, die ökologische Fragen berücksichtigt, etwa bei der Energiebesteuerung. Wichtig ist auch die internationale Bekämpfung von Steuerflucht, denn es ist nicht gerecht, dass sich einige wenige der Pflicht, Steuern zu zahlen, entziehen können, während viele andere solidarisch sind. Und ich setze mich dafür ein, dass die richtigen Lehren aus der Finanzkrise gezogen werden, dass der Bankensektor stabiler wird – etwa durch eine Schuldenbremse für Banken oder durch eine finanzielle Beteiligung der Banken an der Bankenrettung.

Was möchten Sie in Berlin für Köln erreichen?

Für viele Menschen in Köln sind die stark steigenden Mietpreise zum Problem geworden. Für Menschen mit geringem Einkommen, für Studenten und Studentinnen, für Rentner oder Familien mit Kindern wird es zunehmend schwierig, sich eine angemessene Wohnung – besonders in der Innenstadt – leisten zu können. Natürlich wollen Vermieter an den Wohnungen etwas verdienen. Aber Mietpreissteigerungen von 30 Prozent bei Neuvermietungen sind nicht akzeptabel. Deshalb möchte ich mich in Berlin dafür einsetzen, dass hier eine Grenze von zehn Prozent zur ortsüblichen Vergleichsmiete eingezogen wird. Zudem möchte ich erreichen, dass am Flughafen Köln-Bonn endlich ein Nachtflugverbot in der Kernruhezeit umgesetzt wird. Viele Menschen leiden unter dem nächtlichen Lärm. Die rot-grüne Landesregierung hat hier auch die entsprechenden Weichen gestellt, es liegt nun aber an Berlin, den Weg für mehr AnwohnerInnenschutz frei zu machen. Als Kommunalpolitikerin liegt mir zudem die bessere finanzielle Ausstattung der Städte und Gemeinden am Herzen. Gerade Städte wie Köln leiden unter stark ansteigenden Sozialausgaben – hier muss der Bund dringend Unterstützung leisten.

Viele Kommunen, darunter auch Köln, sind hoch verschuldet. Wie muss die finanzielle Situation der Kommunen verbessert werden und wie wollen Sie sich hier für Köln einbringen?

Die Situation der Kommunen in Deutschland ist sehr unterschiedlich. Einige haben einen Überschuss, viele sind allerdings auch hoch verschuldet, besonders hier in NRW. Deshalb muss man genau hinsehen, wo die Gründe liegen. So sind die sozialen Kosten für die Kommunen in den letzten zehn Jahren um 16 Milliarden Euro angestiegen – ein enormer Belastungsfaktor. Die Kommunen müssen deshalb bei den Unterkunftskosten für Menschen, die Wohngeld-berechtigt sind, stärker durch den Bund unterstützt werden. Außerdem muss die Eingliederungshilfe neu geregelt werden und auch hier der Bund finanziell beteiligt werden.

Die Bundesregierung hat zudem die Kommunen mit Steuersenkungen in den letzten Jahren um 1,3 Mrd. Euro jährlich geschwächt, zum Beispiel durch das „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“. Geld, das für Kitas oder die Sanierung von Schulgebäuden fehlt.

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Jetzt schon notieren: 22. September 2012 ab 17 Uhr report-k.de Live-Ticker zur Bundestagswahl mit starkem Blick und Fokus auf Köln und in Echtzeit allen Daten, Fakten und Stimmen aus Deutschland und NRW.

Autor: Frida Baumgarten | Foto: Fabian Stürtz
Foto: Katharina Dröge, Grünen-Direktkandidatn im Wahlkreis Köln III