Berlin | Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht Deutschland in einer besonderen Verantwortung im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS), weil in deren Reihen mindestens 450 Dschihadisten aus Deutschland kämpfen. „Die deutschen Kämpfer sind nun mal auch Teil des Konflikts, den wir zu lösen haben“, sagte de Maizière in einem Interview mit dem Magazin „Stern“. „Es sind unsere Söhne und Töchter. Ein Großteil wurde hier geboren. Sie sind in unsere Schulen gegangen, in unsere Moscheen, in unsere Sportvereine. Wir tragen für deren Radikalisierung Verantwortung.“

De Maizière sagte, Deutschland habe die „verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dafür zu sorgen, dass der Terror nicht aus Deutschland in die Welt getragen wird“. 450 Kämpfer halte er für viel, vor allem deshalb, weil die Zahl rasant anwachse. De Maizière räumte zudem ein, keine eindeutige Erklärung für die Faszination zu haben, die der IS hierzulande offenbar auf einzelne Menschen ausübe: „Wir müssen verstört zur Kenntnis nehmen, wie dünn die Schicht der Zivilisation offenbar ist.“

Wenn er höre, so der Minister, „dass auch Minderjährige, die eben noch auf der Schulbank saßen, von heute auf morgen in den heiligen Krieg ziehen, dann erschüttert mich das auch als Familienvater“. Die Dschihadisten seien oft Menschen, die nach Orientierung suchten, denen Vorbilder fehlten. Wer bei der IS mitkämpfe, fühle sich dann plötzlich „als Teil einer globalen Bewegung, steht scheinbar auf der richtigen Seite“.

Autor: dts