Berlin | Eine Woche vor der Vorstandsklausur der AfD in Regensburg zeichnet sich ein offener Bruch zwischen den beiden stellvertretenden Parteivorsitzenden Alexander Gauland und Hans-Olaf Henkel ab: „Herr Henkel muss sich fragen, ob er noch zur AfD gehören will, denn er will im Grunde genommen eine liberale Partei“, sagte Gauland der „Welt“. „Er möchte eine Partei, die die Werte von CDU und FDP, wie er sie sieht, weiter verkörpert. Und das wird mit der AfD nicht gehen“, stellte der Partei-Vize fest.

Damit reagierte Gauland auf die teils heftige Kritik, die Henkel in dieser Woche an der Partei geübt hatte. Henkel hatte über „Unvernünftige, Unanständige und Intolerante“ in der AfD geklagt und Mitglieder als „Ideologen, Goldgräber und Karrieristen“ sowie „Russlandversteher“ bezeichnet. Daraufhin habe Gauland seinen Vorstandskollegen wütend angerufen, berichtet die „Welt“.

Gauland habe wissen wollen, in welche Kategorie Henkel ihn denn einordne, bei den Unvernünftigen, den Unanständigen oder den Intoleranten. Außerdem habe er damit gedroht, eine Pressekonferenz zur Klärung einzuberufen. Bei seinen Besuchen an der Basis gewinne er zunehmend den Eindruck, dass sich das National-Konservative oder National-Liberale als Markenkern der AfD herausschäle, sagte Gauland der „Welt“ Das Patriotische sei das verbindende Element der AfD. Heftige Kritik übte Gauland an den Medien.

Das mediale Klima im Land habe sich grundlegend verändert. „Wenn einer heute bei uns so argumentieren würde wie einst Franz-Josef Strauß oder Alfred Dregger, müssten wir ihn glatt aus der Partei ausschließen“, sagte Gauland und fügte hinzu: „Man kann sagen: Je weiter wir von den fürchterlichen Jahren zwischen 1933 und 1945 weg sind, desto gegenwärtiger erscheinen sie.“ Und die AfD sei in gewisser Weise die Reaktion auf diese Entwicklung.

Autor: dts
Foto: Hans-Olaf Henkel