Düsseldorf | Der Landesintegrationsrat NRW macht gegen die umstrittene „Vermisst“-Kampagne des Bundesinnenministeriums mobil. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert das Gremium, die „unselige und unüberlegte Aktion“ umgehend und endgültig zu stoppen. Die gegen die Radikalisierung junger Muslime gerichtete Kampagne schüre Fremdenangst und Fremdenfeindlichkeit.

Geradezu „geschmacklos“ sei es, dass die Postkarten ausgerechnet in der Kölner Keupstraße verteilt worden seien – den Ort eines NSU-Terroranschlags. „Eine Straße, deren Bewohner in besonderer Weise von den rechtsradikalen Mordanschlägen und dem darauf folgenden Generalverdacht gegen alle Muslime insbesondere türkischstämmige Menschen betroffen waren“, heißt es in dem Schreiben. Anstatt die Muslime im Land „zu verunsichern und zu diffamieren“, sollten sich die Behörden um eine lückenlose Aufklärung der rechtsextremen Morde an türkischstämmigen Menschen kümmern – und dadurch das Vertrauen der Muslime wiedergewinnen.

Die Kampagne weist im Stil von Vermisstenanzeigen auf eine Beratungsstelle für Angehörige junger, sich radikalisierender Muslime hin. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat dafür auch innerhalb der Union Kritik einstecken müssen.

Autor: dapd