Köln | Die Pläne zum Aufgabenabbau der Stadt Köln sehen vor, durch eine Umstrukturierung der Kölner Bürgerhäuser 1,1 Millionen Euro einzusparen. Davon wäre auch das Bürgerhaus Stollwerck in der Südstadt betroffen: Es droht die Schließung der Einrichtung. Förderverein und Beirat des Bürgerhauses Stollwerck fordern nun ein Ende falscher Sparmaßnahmen und den bedingungslosen Erhalt des Bürgerhauses. Für die kommende Ratssitzung am Dienstag, in der der neue Haushaltsentwurf eingebracht werden soll, sind Proteste angekündigt.

„Entweder es gibt den politischen Willen, die Bürgerhäuser in Köln zu erhalten, oder es gibt ihn nicht. Dann muss man das aber auch so sagen.“, so Andrea Lucas, Vorsitzende des Beirats des Bürgerhauses Stollwerck. Solange die Stadt in der Lage sei, andere fragwürdige Großprojekte zu finanzieren, könne man auch nicht davon sprechen, dass es keine Alternativen gebe, erklärte Lucas. Welcher Anteil der 1,1 Millonen Euro an Einsparungen auf das Bürgerhaus Stollwerck entfallen soll, ist derzeit noch unklar. Auch in der nächsten Ratssitzung ist laut Lucas keine Entscheidung zu erwarten. Die Bürgerhäuser hoffen derweil, die Pläne der Stadt noch abzuwenden. Zu diesem Zweck wurde zu einem Protest während der Ratssitzung am nächsten Dienstag aufgerufen. „Die Verantwortlichen sollen merken, dass ihre Entscheidungen die Menschen betreffen, die hier leben.“, so Lucas.

Zwar konnte die zuständige Dezernentin für Soziales, Henriette Reker, den Vorschlag der Kämmerin, drei Bürgerhäuser komplett zu schließen, abwenden und in eine konkrete Einsparungssumme umwandeln. Viel helfen würde das nach Ansicht des Beirats allerdings nicht. „Die Einsparungen würden dazu führen, dass einige kleinere Bürgerhäuser innerhalb eines Jahres schließen müssten.“, erklärte Lucas. Der Beirat sieht ohnehin wenig Einsparpotenzial. Die Ausgaben für die Programmgestaltung seien bereits weit heruntergefahren und die Kosten für das Gebäude würden auch nach Schließung des Bürgerhauses Stollwerck bestehen bleiben, betonte Lucas. Selbst beim Personal seien Einsparungen nur Augenwischerei. „Die Angestellten der Stadt können nicht gekündigt, sondern nur versetzt werden. Wenn man drei hauptamtliche Stellen streicht, spart zwar das Dezernat für Soziales Geld, der Haushalt wird jedoch weiterhin gleichermaßen belastet.“, erklärte Lucas.

Grundsätzlich sei man zwar zu Einsparungen bereit. Allerdings dürfe es nicht an die Essenz gehen, so Lucas. Für die Vorsitzende des Beirats ist die Arbeit der Bürgerhäuser dringend nötig. Angebote wie Kindertheater, Seniorensport oder Hausaufgabenbetreuung seien unverzichtbar für das gemeinsame Leben in der Stadt und die Integration von sozial Schwachen, so Lucas. Laut Beirat verzeichnet das Bürgerhaus Stollwerck jährlich mehr als 170.000 Besucher – so viele wie die Kölner Oper. Im Moment prüft der Beirat, mit welchen Maßnahmen man Bürger und Entscheidungsträger erreichen und bewegen kann. Seit einer Woche läuft eine Petition für den Erhalt des Bürgerhauses Stollwerck, die laut Lucas bereits 2.000 Menschen unterzeichnet haben. Die Ratsmitglieder der Stadt Köln sollen in Einzelgesprächen auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Vereinzelt habe es Stimmen gegeben, die im Ernstfall eine Besetzung des Bürgerhauses nicht ausschließen würden, erklärte Lucas.

Autor: Christian Bauer
Foto: Das Bürgerhaus Stollwerck.