Köln | 600 Flüchtlinge stehen, soClaus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrates, auf einer Liste des Auszugsmanagementes und könnten, sofern es sie gebe, in eine Kölner Wohnung umziehen. Die Linke fordert den Dialog über Wohnpatenschaften für Flüchtlinge ein. Sowohl die private Wohnungswirtschaft, als auch die 383 Kölner Wohnungsgesellschaften sollen sich engagieren und für Flüchtlinge Wohnungen bereit stellen. „Eigentum verpflichte“ zitierte Jörg Detjen das Grundgesetz und will mit seinem Appell den Dialog und die öffentliche Diskussion anstoßen.

Claus-Ulrich Prölß, aber auch Jörg Detjen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2015 mindestens 2.500 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge in Köln benötigt würden. Würden die Flüchtlinge alle in Wohnheimen untergebracht, bedeute dies 15 weitere Standorte, so Prölß. Der räumte auch mit den klassischen Vorurteilen auf. Die Flüchtlinge würden unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft der Stadt Köln zugewiesen und 77 Prozent stammten nicht aus dem Balkan, sondern die meisten Flüchtlinge kämen derzeit aus Syrien, Serbien und Afghanistan.

Seit 2011 gebe es das vom Rat der Stadt beschlossene Auszugsmanagement, dass die Träger Caritas, Kölner Flüchtlingsrat und Rotes Kreuz in Kooperation betreuen und das erst verlängert wurde. 54 Wohnungen wurden seitdem an 212 Flüchtlinge vermittelt und die Stadt Köln habe rund eine halbe Million Euro an Unterbringungskosten eingespart. Das Auszugsmanagement soll Flüchtlingen helfen aus den Wohnheimen heraus eine Wohnung in der Stadt zu finden. Bevor diese aber ausziehen dürfen, werden sie von drei städtischen Ämtern geprüft, etwa ob es Straftaten gab, dessen Abschiebung nicht unmittelbar bevorstehe oder der Sozialhilfebetrug begangen habe. 600 Menschen seien derzeit in Köln berechtigt, gebe es eine Wohnung. Auch nach ihrem Auszug werden die Flüchtlinge sozial von der Stadt Köln betreut. Man kooperiere mit der GAG, die das bestätigt hat. Jörg Fleischer, einer der Sprecher der GAG, erklärte gegenüber report-k.de, dass man seit einem Jahr an dem Thema dran sei. Auch sei man in Gesprächen mit der Stadt ob, etwa der Abriss von Häusern, wo Neubauten geplant seien, verzögert werden könne um hier Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Viele der Flüchtlinge verfügten über Wohnberechtigungsscheine und etwa die Hälfte auch über den so genannten „Maklerschein“, bei dem die Kosten für die Vermittlung einer Bleibe getragen würden. Von den 212 Menschen die in 54 Wohnungen vermittelt wurden, gab es bisher keine einzige Kündigung.

Jörg Detjen von der Linken erklärte, dass die Flüchtlinge auf dem sehr engen Kölner Wohnungsmarkt mit Alleinerziehenden, Obdachlosen, Wanderarbeitern in einem Verdrängungswettbewerb stünden. Daher seien alle Kölner aufgerufen sozial zu handeln. Das Grundgesetz sehe hier in Paragraph 14.2 eine Verpflichtung für die Eigentümer vor. Zusätzlich sollten die, aber auch die Wohnungsgesellschaften, eine oder mehrere Wohnpatenschaften übernehmen. Detjen spricht hier auch gezielt den Haus- und Grundbesitzerverein an, der häufig davon spreche, dass der Markt es richten würde. Jetzt könne der Markt es beweisen, so Detjen. Gerade mit den Wohnungsgesellschaften solle eine Vereinbarung in Form einer ständigen Verpflichtung geschlossen werden. Auch ein Label sei denkbar, dass Außenstehenden zeige, dieses Unternehmen oder privaten Vermieter handele sozial. Die Linke will den öffentlichen Diskurs über das Thema Flüchtlinge und Wohnungen in Köln befeuern, wünscht sich eine Beteiligung der Kirchen, aber auch des Haus- und Grundbesitzervereins und seiner Mitglieder, aber auch Wohnungsgesellschaften.

Autor: Andi Goral