New York | aktualisiert | Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird am Freitag (16 Uhr MEZ) zu einer Sondersitzung zusammen kommen, um sich mit dem Absturz der Passagiermaschine MH-17 in der Ukraine zu beschäftigen. Das UN-Gremium komme auf Antrag Großbritanniens zusammen. Medienberichten zufolge soll auch der ukrainische UN-Botschafter Juri Sergejew an der Sitzung teilnehmen. US-Präsident Obama macht Separatisten für den Flugzeugabschuss verantwortlich. Den OSZE Beobachtern wurde der volle Zugang zur Absturzstelle verwehrt.

Großbritannien hat zudem alle beteiligten Nationen aufgefordert, einem Expertenteam umgehend ungehindert Zugang zu der Unglücksstelle zu gewähren, damit die Ursache untersucht werden könne. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat ebenfalls eine „unabhängige, internationale Untersuchung“ des Absturzes des Malaysian-Airlines-Flugs gefordert. „Wir erwarten, dass alles getan wird, um den Vorfall schnellstens aufzuklären“, erklärte Steinmeier.

Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy riefen zu einer „raschen und gründlichen Untersuchung“ des Absturzes auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Angehörigen der Opfer des Flugzeugunglücks in ihr Mitgefühl ausgesprochen. Sie sei schockiert über den mutmaßlichen Abschuss der Passagiermaschine aus großer Höhe, hatte Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag mitgeteilt.

Unter den 298 Menschen an Bord des Fluges MH-17 waren vier Deutsche. Außerdem 154 Niederländer, 27 Australier und Passagiere aus mindestens sechs weiteren Nationen. Die Maschine war am Donnerstagmittag in Amsterdam gestartet und auf dem Weg nach Kuala Lumpur.

Über der Ost-Ukraine war die Maschine plötzlich vom Radarschirm verschwunden und abgestürzt. US-Geheimdienste gehen von einem Abschuss der Maschine aus.

Steinmeier: Flugzeugabschuss wäre unvorstellbare Untat

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich erschüttert über die Möglichkeit, dass die Passagiermaschine der Malaysian Airlines über der Ukraine abgeschossen worden sein könnte, gezeigt: „Wenn sich im Zuge der Untersuchungen tatsächlich herausstellen sollte, dass eine der Konfliktparteien das Leben von Hunderten völlig Unbeteiligter auf dem Gewissen hat, so wäre das eine Untat außerhalb jeder Vorstellungskraft“, erklärte Steinmeier am Freitag bei einem Besuch in Mexiko. „Diejenigen, die das zu verantworten hätten, haben kein Recht mehr, ihre eigenen Anliegen im Namen der Menschlichkeit einzufordern.“ Der Außenminister bekräftigte seine Forderung nach einer schnellen und unabhängigen Aufklärung des Absturzes „ebenso dringend wie einen würdigen Umgang mit den Opfern“.

Unterdessen telefonierte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte und dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Die Gesprächsteilnehmer seien sich einig gewesen, dass in der Ukraine ein nachhaltiger beidseitiger Waffenstillstand geboten sei, um das Unglück restlos aufklären zu können und weitere zivile Opfer zu vermeiden, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Poroschenko habe sich hierzu unverändert bereit erklärt.

Russland müsse nun endlich seinen Einfluss auf die Separatisten deutlich und öffentlich geltend machen. Der Flug MH17 war am Donnerstag in der Nähe der russisch-ukrainischen Grenze mit 298 Menschen an Bord abgestürzt. Die Ukraine und die prorussischen Separatisten werfen sich gegenseitig vor, die Maschine abgeschossen zu haben.

Obama macht Separatisten für Flugzeugabschuss verantwortlich

US-Präsident Barack Obama hat die Separatisten für den mutmaßlichen Abschuss des Malaysian-Airlines-Fluges über der Ostukraine verantwortlich gemacht. Man könne noch nicht sicher sagen, was geschehen sei, es handele sich jedoch nicht um einen Unfall, erklärte Obama am Freitag. Man gehe davon aus, dass das Passagierflugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete aus von Separatisten besetzten Gebiet abgeschossen wurde.

Es sei zudem wahrscheinlich, dass die Separatisten dabei Unterstützung von russischen Waffenexperten erhalten hätten. Obama forderte eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine, um eine internationale Untersuchung des Vorfalls ermöglichen. Russland bestritt unterdessen erneut, die Separatisten in der Ostukraine mit Kriegsgerät versorgt zu haben.

OSZE: Beobachtern wurde voller Zugang zur Absturzstelle verwehrt

Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist offenbar der vollständige Zugang zur Absturzstelle des am Donnerstag in der Ostukraine verunglückten Malaysian-Airlines-Fluges verwehrt worden. Die Beobachter hätten sich vor Ort nicht frei bewegen können, teilte die Organisation am Freitag mit. Die OSZE-Mitarbeiter hätten die Absturzstelle nicht angemessen auf eine sichere Untersuchung vorbereiten können.

Die OSZE hatte rund 20 Beobachter zum Unglücksort geschickt. Die Separatisten hatten ihnen zuvor freien Zugang zugesichert. Unterdessen erklärte US-Präsident Barack Obama, dass man davon ausgehe, dass das Passagierflugzeug von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wurde, die aus einem Gebiet abgefeuert worden sei, das von den Separatisten kontrolliert werde.

Grüne im Bundestag fordern unabhängige Aufklärung

Zum mutmaßlichen Abschuss des Fluges MH 17 über der Ukraine erklären die Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter:  Der Absturz und mutmaßliche Abschuss des Fluges MH 17 ist eine riesige Tragödie. Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer.
 
Die Hintergründe müssen vollständig aufgeklärt werden. Notwendig ist ein ungehinderter Zugang zur Unglücksstelle für die Sicherheitskräfte, damit dort nichts vertuscht oder manipuliert werden kann. Eine umfassende und unabhängige Aufklärung kann nur eine internationale Untersuchungskommission leisten. Deshalb ist es gut, dass der UN-Sicherheitsrat jetzt zusammentritt. Wenn sich bewahrheitet, dass dieses Flugzeug abgeschossen wurde, und dass durch dieses Verbrechen auf einen Schlag hunderte Unbeteiligte mutwillig getötet wurden, hat der Konflikt eine neue Dimension erreicht.


Mehr Informationen zum Absturz von MH 17 über der Ostukraine:
Lesen Sie hier den Liveticker von gestern bei report-k.de zum Absturz von MH-17 >

Autor: dts