Berlin | Joachim Wissler, bester deutscher Sternekoch, wirft der Lebensmittelindustrie Verbrauchertäuschung vor: „In der Regel geht es der Industrie bei ihren Erfindungen vor allem darum, Verbrauchern etwas geschmacklich vorzutäuschen“, erklärte der Spitzenkoch in der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Laborfleisch ist der falsche Weg.“ Für ihn sei „unvorstellbar, dass künstliches Fleisch jemals denselben Geschmack haben wird wie das Fleisch eines artgerecht aufgezogenen Tieres“.

Technik dürfe den Köchen zwar helfen, „aber niemals Selbstzweck sein“. Deshalb bleibe er bei Kochtrends eher skeptisch: „Molekularküche ist ein Unwort“, so Wissler, der das Restaurant Vendôme im Hotel Schloss Bensberg leitet. „Da hat der Glaube an die Technik überhandgenommen.“

Auch „das Gerede von der Regionalität“ sei „wieder einer dieser Trends, bei dem sich sehr viel in die eigene Tasche gelogen wird. Wenn jemand sagt, dass Rindfleisch für seinen Hamburger stamme nur aus dieser oder jener Region, sagt das überhaupt nichts aus“, so der Spitzenkoch. In Deutschland sei Essen „leider für sehr viele Menschen nur ein Mittel zum Zweck und kein Kulturgut“, bedauerte Wissler.

„Aber die Verbindung zwischen Erzeuger und Konsument ist immer der Koch. Er kann ein wunderschönes Kulturgut pflegen und erhalten – unser Essen. Vertrauen Sie ihm“, so Wissler.

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