Berlin | Vor fünf Tagen zerschellte der Airbus A 320 des Germanwings Flug 4U9525 in den französischen Alpen. Die französische Staatsanwaltschaft ermittelt und hat nach Auswertung des Voice Recorders festgestellt, dass viel dafür spreche, dass der Co-Pilot den Absturz absichtlich herbeigeführt habe. Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf stellte fest, dass der Co-Pilot krankgeschrieben war. Die „Welt am Sonntag“ berichtet von einem Personalmangel beim medizinischen Dienst der Lufthansa. „Bild am Sonntag“ berichtet von Sehproblemen des Co-Piloten. Die Lufthansa fordert Medien zu Zurückhaltung im Umgang mit Angehörigen auf. Die französischen Behörden betonen, dass sie weiterhin in alle Richtungen, auch eines technischen Defektes, ermitteln.

23:32 Uhr Bericht: Personalmangel bei medizinischem Dienst der Lufthansa

Im Medizinischen Dienst der Lufthansa soll es bis zuletzt einen Ärztemangel gegeben haben. Wiederholt seien Anläufe gescheitert, mehr Ärzte anzustellen, berichtet die „Welt am Sonntag“. Zugesagte Stellen seien über einen längeren Zeitraum nicht besetzt worden, so die Zeitung.

Auch der Chefposten des Medizinischen Dienstes soll 2014 von Anfang April bis Ende August vakant gewesen sein. In einem solchen Umfeld ein Vertrauensverhältnis zu einem Piloten aufzubauen, sei unmöglich, so die Zeitung weiter. Nur mit einem solchen Verhältnis seien Experten überhaupt in der Lage, frühzeitig psychologische Erkrankungen von Piloten zu erkennen.

Die Lufthansa beschäftige in Deutschland an ihren drei Standorten rund zwanzig Ärzte. Im Aeromedical Center am Frankfurter Flughafen seien fünf Mediziner darauf spezialisiert, Piloten von Lufthansa und Germanwings zu untersuchen. Das Personal insgesamt würde nicht reichen, um die rund 5400 Piloten auch nur annähernd auf einer persönlichen Basis zu betreuen.

Die Lufthansa bestritt den Personalmangel: „Wir haben eine gute Ausstattung an spezialisierten Flugmedizinern“, sagte eine Unternehmenssprecherin. „Wir machen das, was gesetzlich gefordert ist, und noch viel mehr.“ Es habe lediglich zwei Ausbildungsstellen im arbeitsmedizinischen Bereich gegeben, die zunächst nicht besetzt worden seien.

Man hatte warten wollen, bis der neue Leiter des Dienstes im September vergangenen Jahres seine Arbeit aufnahm. Anfang März dieses Jahres seien zudem zwei Stellen besetzt worden, um ein konzernweites Gesundheitsmanagement aufzubauen. Ein weiterer Mitarbeiter werde im April in diesem Bereich seine Arbeit aufnehmen.

Bericht: Germanwings-Copilot litt an Sehproblemen

Der Copilot der am Dienstag abgestürzten Germanwings-Maschine litt angeblich an Sehproblemen. Der 27-Jährige habe sich deswegen in ärztliche Behandlung begeben, berichtet die „Bild am Sonntag“. Ob diese Sehstörungen organischer Natur oder psychosomatischer Natur waren, ist laut BamS derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Jedenfalls hätten sie seine Flugtauglichkeit gefährdet, heißt es in dem Bericht weiter. Der Copilot soll zudem unter starken psychischen Problemen gelitten haben.

Germanwings-Absturz: Ermittler schließen technischen Defekt nicht aus

Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine am Dienstag schließen französische Ermittler die Möglichkeit eines technischen Defekts weiterhin nicht aus. Die Persönlichkeit des Copoliten sei zwar eine „ernstzunehmende Spur“, jedoch nicht die einzige, die verfolgt werde, sagte Jean-Pierre Michel, Chef des französischen Ermittlerteams in Düsseldorf, am Samstag. Auch ein unbeabsichtigter Fehler könnte zum Absturz geführt haben. Bisher habe man noch kein auslösendes Element gefunden, dass den Copiloten der Maschine bewegt haben könnte, das Flugzeug willentlich zum Absturz zu bringen.

Bericht: Copilot wurde von Neurologen und Psychiatern behandelt

Die Ermittlungsgruppe „Alpen“ des Düsseldorfer Polizeipräsidiums hat angeblich eindeutige Erkenntnisse für eine schwere „psychosomatische Erkrankung“ des Copiloten der am Dienstag abgestürzten Germanwings-Maschine gefunden. „Der 27-Jährige ist von mehreren Neurologen und Psychiatern behandelt worden“, sagte ein hochrangiger Fahnder der „Welt am Sonntag“. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Germanwings-Copiloten in Düsseldorf hätten die Beamten demnach eine Vielzahl von Medikamenten zur Behandlung der psychischen Erkrankung sichergestellt.

Hinweise auf Rauschmittel oder eine Abhängigkeit von Drogen und Alkohol gebe es allerdings nicht. Der 27-Jährige litt nach Auskunft des Ermittlers unter einem „starken subjektiven Überlastungssyndrom“ und war schwer depressiv, schreibt die Zeitung weiter. „Das geht aus persönlichen Aufzeichnungen hervor, die der Pilot abgelegt und gesammelt hat.“

Der beschlagnahmte Computer und Schriftstücke würden weiter ausgewertet. Ärzte, Freunde, Kollegen und Bekannte des Piloten würden derzeit befragt. Der Copilot war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf zuletzt vom 19. bis zum 26. März krank geschrieben, hatte die ärztliche Bescheinigung jedoch nicht bei seinem Arbeitgeber eingereicht.

In der besonderen Aufbauorganisation (Bao) „Alpen“ sind laut „Welt am Sonntag“ momentan bis zu 200 Polizeibeamte tätig, die sich mit der Aufarbeitung und Aufklärung des Falles beschäftigen. Eine Delegation aus Frankreich tausche derzeit in Düsseldorf mit der Ermittlungsgruppe Erkenntnisse aus.


Mehr zum Thema bei report-deutschland:

Tag 1 – Die Meldung über den Absturz der Maschine >

Tag 2 – Die Suche nach der Unglücksursache beginnt >

Tag 3 – Staatsanwaltschaft Marseille zur Absturzursache >

Tag 4 – Staatsanwaltschaft Düsseldorf: Der Co-Pilot war krankgeschrieben >

Tag 5 – Behörden ermitteln in alle Richtungen weiter >

Autor: dts, ag
Foto: In dieser versiegelten Kiste wurde der Voice Recorder der französischen Untersuchungsbehörde BEA überbracht.