Berlin | Volkhard Knigge, Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, hat der „Alternative für Deutschland“ (AfD) vorgeworfen, den „geschichtspolitischen Konsens der demokratischen Parteien“ aufzukündigen. Die AfD-Fraktion in Thüringen wollte am Holocaust-Gedenktag in Buchenwald einen Kranz mit einer umstrittenen Inschrift niederlegen. In der Formulierung der AfD wurden die „Opfer des Konzentrations- und Speziallagers Buchenwald“ genannt.

Knigge sah darin den Versuch, „die Opfer des Stalinismus und des NS-Regimes gleichzusetzen“ – und das ausgerechnet am 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz. In Buchenwald war nach der Befreiung des Konzentrationslagers ein sowjetisches Speziallager eingerichtet worden. Dort starben viele Unschuldige.

Unter den Häftlingen waren aber auch SS-Angehörige und Funktionäre der NSDAP. Es gehe nicht um Opfer erster und zweiter Klasse, sagte Knigge, sondern um historische Präzision. Erst wenn die Verstrickung mancher Gefangener des Speziallagers in das NS-Regime thematisiert werde, sei wahrhaftiges Gedenken möglich. Bisher hatten alle im Erfurter Landtag vertretenen Parteien die differenzierte Sicht der Gedenkstätte respektiert.

Die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag hat ihren Vorschlag nach Protesten überlebender KZ-Häftlinge inzwischen zurückgezogen. Die neue Inschrift lautet nun: „In stillem Gedenken“. Auch dieser Text erfülle ihn mit „leisem Entsetzen“, sagte Knigge.

Er falle gegen alles zurück, was es selbst in der frühen bundesdeutschen Gedenkkultur gegeben habe.

Autor: dts | Foto: Stiftung Gedenkstätte Buchenwald
Foto: Die Gedenkstätte im KZ Buchenwald