Berlin | Rund 100 Generäle der vor 25 Jahren aufgelösten Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR haben angesichts der Ukraine-Krise vor einem Krieg mit Russland gewarnt und sich mit einem Friedensappell an die Öffentlichkeit gewandt. Unmittelbarer Anlass der Erklärung sind die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus, berichtet die Tageszeitung „Junge Welt“ (Mittwochsausgabe). Zu den Unterzeichnern gehören demnach zwei ehemalige Verteidigungsminister, drei Generaloberste, 19 Generalleutnante sowie 61 Generalmajore sowie etliche Admiräle.

Kritik an Politik des Westens

„Als Militärs, die in der DDR in verantwortungsvollen Funktionen tätig waren, wenden wir uns in großer Sorge um die Erhaltung des Friedens und den Fortbestand der Zivilisation in Europa an die deutsche Öffentlichkeit“, heiße es in dem Antikriegsappell einleitend. Die DDR-Militärs erinnern daran: „Die Nationale Volksarmee war keinen einzigen Tag an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt, und sie hat bei den Ereignissen 1989/90 maßgeblich dafür gesorgt, dass keine Waffen zum Einsatz kamen. Frieden war immer die wichtigste Maxime unseres Handelns. Deshalb sind wir entschieden dagegen, dass der militärische Faktor erneut zum bestimmenden Instrument der Politik wird.“ Die Militärs, angeführt von Armeegeneral a.D. Heinz Keßler und dem früheren DDR-Verteidigungsminister Admiral a.D. Theodor Hoffmann, kritisieren die gegen Russland gerichtete Politik des Westens, berichtet die Zeitung weiter. Die Strategie der USA ziele darauf ab, Russland als Konkurrenten auszuschalten und die Europäische Union zu schwächen.

In den letzten Jahren sei die NATO immer näher an die Grenzen Russlands herangerückt. „Mit dem Versuch, die Ukraine in die EU und in die NATO aufzunehmen, sollte der Cordon sanitaire von den baltischen Staaten bis zum Schwarzen Meer geschlossen werden, um Russland vom restlichen Europa zu isolieren. Nach amerikanischem Kalkül wäre dann auch eine deutsch-russische Verbindung erschwert oder verhindert.“

Die Bundesrepublik müsse „eine den Frieden fördernde Rolle spielen“. „Das gebieten sowohl ihre geopolitische Lage als auch die geschichtlichen Erfahrungen Deutschlands und die objektiven Interessen seiner Menschen. Dem widersprechen die Forderungen des Bundespräsidenten nach mehr militärischer Verantwortung und die in den Medien geschürte Kriegshysterie und Russenphobie.“ Und weiter: „Die forcierte Militarisierung Osteuropas ist kein Spiel mit dem Feuer – es ist ein Spiel mit dem Krieg!“

Autor: dts