Berlin | aktualisiert | Die Lokführer der Deutschen Bahn wollen ab Dienstagnachmittag bundesweit streiken. Das teilte die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) am Montag mit. Zunächst soll nur der Güterverkehr betroffen sein, ab Mittwochmorgen um 02:00 Uhr will die GDL dann auch den Personenverkehr bestreiken.

Enden soll der Streik im Güterverkehr am Freitag um 09:00 Uhr, im Personenverkehr bereits am Donnerstagabend um 21:00 Uhr. Am vergangenen Freitag hatte die Gewerkschaft die Verhandlungen mit der Bahn für gescheitert erklärt. Die GDL fordert in dem Tarifstreit neben einem Lohnplus von fünf Prozent und einer Kürzung der Wochenarbeitszeit, künftig auch für weitere Berufsgruppen Tarifabschlüsse verhandeln zu dürfen. In den letzten Monaten war es deshalb bereits mehrfach zu Streiks gekommen.

Lokführer-Streik: Bahn rechnet mit erheblichen Beeinträchtigungen

Die Deutsche Bahn rechnet nach der erneuten Streikankündigung der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) vor allem im Güterverkehr mit erheblichen Beeinträchtigungen. Auch das Angebot im Personenverkehr werde voraussichtlich deutlich reduziert werden müssen, teilte die Bahn am Montagabend mit. Ein Ersatzfahrplan für den Fernverkehr werde derzeit vorbereitet.

Die Bahn appellierte an die GDL, den Streikaufruf zurückzunehmen: Eine faire Lösung könne es nur am Verhandlungstisch geben. „Diese Streiks sind für niemanden nachzuvollziehen“, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber. „Die GDL hätte ihr gewünschtes Zwischenergebnis in den Verhandlungen in nahezu allen Punkten haben können.“

Zuvor hatte die Lokführergewerkschaft angekündigt, den Güterverkehr ab Dienstag 15:00 Uhr für insgesamt 66 Stunden zu bestreiken, der Personenverkehr soll ab Mittwoch 02:00 Uhr für insgesamt 43 Stunden bestreikt werden. Die GDL fordert in dem Tarifstreit neben einem Lohnplus von fünf Prozent und einer Kürzung der Wochenarbeitszeit, künftig auch für weitere Berufsgruppen Tarifabschlüsse verhandeln zu dürfen. In den vergangenen Monaten war es deshalb bereits mehrfach zu Streiks gekommen.

GDL-Chef: „Schluss mit Pokerface“

Der Chef der Lokführergesellschaft GDL, Claus Weselsky, hat dem Bahn-Management vorgeworfen, im Tarifstreit mit falschen Karten zu spielen. „Es ist Schluss mit Pokerface – wo ist das Papier, wo ist die Unterschrift?“, sagte Weselsky am Dienstagmorgen im „Deutschlandfunk“. Die Bahn habe nicht, wie in der Öffentlichkeit behauptet, ein Zwischenergebnis schriftlich festhalten wollen.

Gleichzeitig kritisierte der Gewerkschaftsboss, dass sich der Bahn-Vorstandsvorsitzende Grube selbst aus den Verhandlungen heraushalte. „Der schaut zu und hält sich hinten im Gebüsch“, so Weselsky. Es gehe auch nicht darum, den Machtbereich der Gewerkschaft auszuweiten, es gehe um ein „grundgesetzlich geschütztes Grundrecht“.

Der Vorwurf, dass es im Tarifstreit um die Eitelkeit des Gewerkschaftschefs gehe, sei ebenso absurd. „Für Eitelkeit gehen nicht tausende Mitarbeiter in den Streik und setzen sich so einem Stress aus“, so Weselsky. Es gehöre im Übrigen auch zum Streikrecht, dass wirtschaftliche Schäden entstünden.

DIHK: Neue Lokführer-Streiks „Gift für den Standort Deutschland“

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat den geplanten Lokführer-Streik als „Gift für den Standort Deutschland“ kritisiert. „Wie ein Damoklesschwert hängt die Streikdrohung wieder über der Bahn und ihren Kunden“, sagte DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). Täglich würden eine Million Tonnen Güter per Bahn transportiert.

Im Güterverkehr führten Streiks bereits nach wenigen Tagen zu Produktionsstörungen. „Warenläger helfen nur die ersten Tage, dann gerät die Fertigung ins Stocken“, warnte Schumann. Der Anteil der Schiene im Güterverkehr liegt nach seinen Angaben bei rund 16 Prozent.

In Schlüsselbranchen wie der Automobilindustrie sei die Produktionskette komplett auf Just-in-time-Produktion ausgerichtet. Auch mehr als sechs Millionen Berufspendler sind laut Schumann täglich auf die Bahn angewiesen. „Das ist nicht nur ein Ärgernis für die Betroffenen, sondern stellt auch die Unternehmen vor besondere Herausforderungen und kann in vielen Fällen auch erheblich Geld kosten“, sagte der Chefvolkswirt des DIHK.

Autor: dts