Gummersbach |Trotz einer couragierten und engagierten Leistung, waren es Kleinigkeiten und zehn schwächere Minuten nach dem Wechsel, die den VfL um einen durchaus möglichen und verdienten Erfolg in der mit 3.852 Zuschauern bestens gefüllten Schwalbe arena brachten. Berlin zeigte in den entscheidenden Phasen hingegen seine ganze Cleverness und nutzte die Unachtsamkeiten der jungen Gummersbacher Mannschaft aus. Dennoch feierten die Fans in der Schwalbe arena ihre Spieler noch Minuten nach dem Abpfiff. Freuen konnten sich die VfL-Fans dann auch noch, denn Alexander Becker und Tobias Schröter verlängerten ihre Verträge jeweils um zwei Jahre bis 2018.

Zum Spielverlauf: Nach dem Wechsel kam Berlin besser aus der Kabine und schoss zwei recht schnelle Tore zum 15:17. Diese kurze Phase, wollte der VfL aber heute nicht unbeantwortet lassen. Tobias Schröter und Kevin Schmidt glichen binnen kürzester Zeit aus, und dann zeigte Matthias Puhle gleich drei Glanzparaden binnen knapp zwei Minuten. Der VfL war nun wieder voll da, und die Halle ebenfalls. Aus dem 19:19 machte Gummersbach nun ein 23:20, wobei die letzten beiden Treffer dabei auf das Konto von Evgeni Pevnov gingen, der von seinen Hinterleuten immer besser eingesetzt wurde.

Nach diesem Treffer zum 23:20 gab es allerdings leider den einzigen richtigen Cut im VfL-Spiel, denn nun mussten die Mannen von Trainer Emir Kurtagic mehr als zehn Minuten auf den nächsten Torerfolg warten. Teilweise lag dies sicherlich an der guten 6:0-Deckung der Berliner, aber sicherlich auch an der Abschlussschwäche des VfL und temporären Ballverlusten, die Berlin konsequent bestrafte. Hinzu kam, dass Kevin Schmidt gleich zweimal vom Siebenmeterpunkt an Heinevetter scheiterte. Ein 6:0-Lauf der Berliner zum 23:26 (55.) bedeuteten die Vorentscheidung. Das dies nicht bereits die Entscheidung war, lag an Matthias Puhle, der seinem ebenfalls starken Kollegen Carsten Lichtlein in nichts nachstand.  Durch die Treffer von Tobias Schröter zum 25:26 und 26:27 keimte zwar noch einmal Hoffnung auf, die aber einmal mehr Nenadic zunichte machte.

Das 15:15 zur Pause schmeichelte der Gästen aus der Hauptstadt allerdings deutlich, denn der VfL war in den ersten 30 Minuten die bessere Mannschaft. Von der ersten Minute an waren die Gastgeber hellwach, standen gut in der Deckung und präsentierte sich jederzeit torgefährlich. Vor allem Andreas Schröder war von den Gästen überhaupt nicht zu halten und schoss in den ersten 17 Minuten allein fünf Tore. Absetzen konnten sich die Gummersbacher aber zunächst nicht, da auch Berlin immer gefährlich blieb. Der ehemalige Gummersbacher Drago Vukovic gefiel als Spielmacher und Ballverteiler, und Torjäger Petar Nenadic stellte ebenfalls mehrfach seine Klasse unter Beweis.

Nach dem 10:10 durch Vukovic drehten dann allerdings der VfL auf, vor allem dank Keeper Carsten Lichtlein, der die gegnerischen Angreifer mehr und mehr zur Verzweiflung brachte. In wenigen Minuten zog der VfL auf 14:11 davon (24.) und die Schwalbe arena bebte. In den folgenden Minuten schlichen sich dann aber die ersten Unachtsamkeiten und Fehler im VfL-Angriff ein und Berlin konnte durch einen 3:0-Lauf wieder ausgleichen. Hinzu kam, dass sich Nationaltorhüter Carsten Lichtlein bei seiner neunten Glanzparade in der 26. Minute verletzte und minutenlang behandelt werden musste. Vertreter Matthias Puhle war allerdings auch direkt auf Betriebstemperatur und führte sich mit einer Parade ein. Dennoch reichte es nicht mehr zu einer Halbzeitführung, zumal sich die beiden Schiedsrichter auch mindestens zweimal den Unmut der VfL-Fans zuzogen. Zunächst ahndeten sie ein sehr strittiges Stürmerfoul gegen Simon Ernst, und schickten dann auch noch Evgeni Pevnov kurz vor der Pause unnötigerweise zwei Minuten vom Feld. Sekunden vor der Pause hatte der VfL dann in Unterzahl noch etwas Glück, dass sie nicht in Rückstand gerieten und Berlin nur den Pfosten traf. 

Stimmen zum Spiel

Erlingur Richardsson (Trainer Füchse): „Wir hatten zu Beginn Probleme in der Deckung mit dem Mittelblock. Mit der offensiven 5:1-Abwehr wurde es besser, und nach dem Wechsel war unsere gute 6:0-Deckung der Schlüssel zum Erfolg, und auch die Rückkehr von Heinevetter in diese Partie.“

Emir Kurtagic (Trainer VfL): „Natürlich bin ich enttäuscht. Leider haben wir es nicht geschafft, konstant unsere Leistung zu bringen. In der ersten Halbzeit haben wir unsere Drei-Tore-Führung leichtfertig verspielt, und auch nach dem Wechsel hatten wir beim 23:20 alle Trümpfe in der Hand. So eine Mannschaft wie Berlin bestraft deine Fehler eiskalt, und somit haben uns die individuellen Fehler sowie die anschließenden Gegenstöße auf die Verliererstraße gebracht. Dennoch haben wir phasenweise sehr stark gespielt, hatten eine tolle Einstellung und waren meiner Meinung nach die bessere Mannschaft.“

Volker Zerbe (Sportkoordinator Füchse): „Wir wussten, dass dies ein Schlüsselspiel ist und entsprechend erleichtert bin ich. Wir hatten Schwächephasen, aber wir sind wieder zurückgekommen. Das macht mich stolz und macht uns zuversichtlich, was den Kampf um die internationalen Plätze angeht.“

Frank Flatten (Manager VfL): „Natürlich geht es mir nicht gut, denn hier war mehr drin und wir waren keinesfalls die schwächere Mannschaft. Wir haben gesehen, dass gegen dieses Topteam nur Kleinigkeiten gefehlt haben. Mein Kompliment gilt dennoch der Mannschaft für die tolle Moral und den Fans für die tolle Unterstützung. Wenn wir an diesen Kleinigkeiten arbeiten wollen und den Kontakt zu Mannschaften wie Berlin kontinuierlich herstellen möchten, brauchen wir die Region. Wir brauchen nicht nur die Fans, sondern auch die Unternehmen aus dem Umkreis, um den nächsten sportlichen Schritt zu machen.“

Autor: ib – VfL