Gummersbach | Am zweiten Spieltag der neuen Saison treffen mit dem HBW Balingen-Weilstetten und dem VfL Gummersbach zwei Verlierer aufeinander. Während unser VfL bekanntlich im Jubiläumsspiel in der Dortmunder Westfalenhalle gegen den Deutschen Meister THW Kiel mit 26:30 den Kürzeren zog, kehrten die selbst ernannten „Gallier von der Alb“ mit einer 22:32 (12:14)-Schlappe vom Geheimfavoriten SG Flensburg-Handewitt heim ins Schwabenland. Trainer Emir Kurtagic misst diesem Ergebnis aber keine zu hohe Bedeutung bei: „Balingen tritt zu Hause ganz anders auf. Wir haben dort nicht umsonst in den letzten fünf Jahren meines Wissens nach nur einen Punkt geholt.“

Dennoch werde man im Hexenkessel der Balinger „SparkassenArena“ mit breiter Brust auflaufen. „Wenn wir unsere Leistung abrufen, hochkonzentriert sind und die technischen Fehler minimieren, sind wir sicherlich eher in der Favoritenrolle“, so Kurtagic, der aber auch um die Heimstärke des Gegners weiß. „Balingen spielt zu Hause sehr körperbetont, und es wird auch viel mehr zugelassen. Damit müssen klarkommen. Grundvoraussetzung sind zunächst Einstellung, Deckung und eine ähnlich starke Torhüterleistung wie gegen Kiel“, so Kurtagic, der mit der Angriffsleistung gegen Kiel schon recht zufrieden sein konnte. „Natürlich sind wir noch nicht bei 100 Prozent, aber das kann man am ersten Spieltag auch nicht unbedingt erwarten. Auf dem richtigen Weg sind wir aber allemal“, so der Trainer abschließend.

Und auch eine Analyse des Balinger Saisonauftakts in Flensburg macht deutlich, dass der Fusionsklub von der schwäbischen Alb dem Titelmitfavoriten viel länger Paroli bot, als es das  am Ende klare Ergebnis vermuten lässt. So war Balingen beim Pausenpfiff (12:14) noch auf Schlagdistanz, und nach Wiederbeginn sorgte der siebenfache Torschütze Fabian Böhm sogar für den 13:14-Anschlusstreffer. „Aber dann ließ unsere Wurfqualität nach und im Rückzugsverhalten fehlte oft ein Schritt“, analysierte später HBW-Trainer Markus Gaugisch die 60 Minuten in der FlensArena.

Dass die Gäste beim amtierenden DHB-Pokalsieger die Partie so lange offen gestalten konnten, überrascht umso mehr, da Balingen buchstäblich mit dem „letzten Aufgebot“ die Reise an die dänische Grenze angetreten hatte. So musste Gaugisch neben dem verletzten Kreisläufer Christoph Theuerkauf auch auf seine beiden Rückraum-Asse Alexandros Vasilakis (seine Frau erwartete Nachwuchs) und Oliver Nyokas (wurde zum zweiten Mal Vater) verzichten. So lag die Hauptlast im Rückraum in erster Linie auf Nationalspieler Fabian Böhm. Einen guten Bundesligaeinstand feierte im Übrigen auch der Ex-Gummersbacher Julian Krieg, der zu Saisonbeginn von Pfadi Winterthur auf die Schwäbische Alb gewechselt ist. Da gegen den VfL das Trio Theuerkauf, Vasilakis, Nyokas wieder mit von der Partie sein wird, müssen sich Christoph Schindler und seine Kameraden auf einen ganz anderen, vor allem im Angriff erheblich durchschlagskräftigeren Gegner einstellen.

Schließlich schloss Balingen die vergangene Saison mit dem beachtlichen 11. Tabellenplatz ab (die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte) und Trainer Markus Gaugisch kann mit einem eingespielten Team in die neue Saison starten. Neben Krieg gilt es lediglich Junioren-Nationalspieler Yves Kunkel, der vom Absteiger GWD Minden ins Schwabenland wechselte, in der Mannschaft zu integrieren. Nach wie vor Dreh- und Angelpunkt im Angriff ist dabei Nationalspieler Martin Strobel, von dem sein Trainer Markus Gaugisch sagt: „Martin war in der vergangenen Saison unsere Lebensversicherung.“ 

Autor: ag, Q.: VFL