Köln | Spitze Schreie sind im Hansasaal des Kölner Rathauses eher die Seltenheit. Dunkel gekleidete Damen und Herren begegnen sich hier normalerweise auf distinguierte Art und Weise. Heute unterzeichnete der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters und der Kanzler der Universität zu Köln Dr. Michael Stückradt einen Letter of Intent für die Helios-Schule. Die erste inklusive Universitätsschule in Deutschland. Die war heute in Sülz mit 50 i-Dötzchen in ihr Interim gestartet, bis in Ehrenfeld auf dem ehemaligen Heliosgelände das neue Schulgebäude errichtet sein wird.

Mit Kind und Kegel im Hansasaal

Die spitzen Schreie waren übrigens von Eltern und Kindern, sowie den Befürwortern des Projektes, die zahlreich erschienen haben und ein buntes Bild im Hansasaal boten. Gerade die Kinder brabbelten schon mal zwischen die oberbürgermeisterlichen Worte oder schalteten das Licht aus und wieder ein. Roters sprach derweil von einem guten Tag und einem mutigen Schritt für ein Projekt das bundesweit einmalig sei. Die Stadt sei der Schulträger, die Bezirksregierung begleite das Projekt und die Universität Köln sei für die pädagogische Ausgestaltung verantwortlich. Schüler und Lehrer, sowie Studenten hätten auf dem Übungsfeld der neuen Schule die Chance das Verhältnis zwischen Schüler und Lehrenden intensiv neu auszuprobieren. Roters fand auch klare Worte in Richtung Landesregierung, von der er sich eine stärkere Unterstützung für das Projekt gewünscht habe. Obwohl man mehrere Versuche unternommen habe, seien diese nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Roters lobte ausdrücklich die Einmischung und das Engagement der Bürger und ihre Beteiligung zur Neugestaltung des Heliosgeländes. Die Bürger hätten deutlich gemacht, dass ihnen die Planungen des Investors nicht gefallen haben und so das Projekt der inklusiven Schule erst ermöglicht hätten. Auch der Architekturentwurf für das Heliosgelände gefalle im sehr gut. Der Streit um das Heliosgelände in Ehrenfeld zeige, dass sich Bürgerengagement lohne.

Big Cultural Change

Professor Dr. Stefan Herzig, Prorektor für Lehre und Studium an der Universität zu Köln, sprach von einem „Big Cultural change“ den dieses Schulprojekt bedeute. Dort finde ein Kulturwandel statt, der das Verständnis von Bildung neu definiere, die allen Menschen gleich offen stehe. Den Wandel sieht Herzig vor allem darin, dass jedes Jahr 100 Studierende ihre praktischen Erfahrungen mit inklusiver Bildung weitertragen werden, in die Region, nach NRW und ins gesamte Bundesgebiet. In 20 Jahren werde man ein Zwischenresumee über die Erfahrungen der inklusiven Universitätsschule ziehen können, so der Experte.

Schulbetrieb der inklusiven Universitätsschule startet jetzt

Auf dem ehemaligen Heliosgelände wird eine Grund- und eine Gesamtschule entstehen, die von Anfang an im Ganztagsbetrieb arbeiten wird. Mit dem Schuljahr 2015/16 nimmt die Grundschule ihren Betrieb im Interim an der Kaisersescher Straße in Köln-Sülz auf.

Autor: Andi Goral
Foto: Der Kanzler der Universität zu Köln Dr. Michael Stückradt und Oberbürgermeister Jürgen Roters unterzeichneten einen Letter of Intent zur inklusiven Universitätsschule auf dem ehemaligen Heliosgelände