Köln | Mitarbeiter der Frühschicht der Ford-Werke Niehl waren heute dem Aufruf der IG Metall Köln-Leverkusen gefolgt und waren vorübergehend in einen Warnstreik getreten. Der zweite Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann wiederholte auf einer Kundgebung auf dem Ford-Gelände die Kernforderungen der Gewerkschaft an die Arbeitgeber in der Metall- und Elektro-Branche: 5,5 Prozent mehr Lohn, Beibehaltung der bisherigen Altersteilzeitregelung sowie die Möglichkeit der Bildungsteilzeit.

„Wir sagen heute: Zurück auf Start – dieses Angebot taugt nicht“, so Hofmann. Man brauche vernünftige Verhandlungsergebnisse und deshalb zeige man den Arbeitgebern am heutigen Tag die Rote Karte.

Die Arbeitgeberseite bietet momentan 2,2 Prozent mehr Lohn. Besonders das Vorhaben der Arbeitgeber, dass die Arbeitgeber den Anspruch auf Altersteilzeit von vier Prozent der Beschäftigten auf zwei Prozent halbiert werden soll, ist der Gewerkschaft ein Dorn im Auge.  „Das ist schändlich, wir brauchen eine Altersteilzeit mit dem Anspruch für alle Kolleginnen und Kollegen, auch in Zukunft.“, so Hofmann während seiner Rede. Es gebe immer noch ungesunde Arbeitsplätze, es gebe immer mehr Schichtarbeit für die Beschäftigten. Deshalb wehre man sich mit Händen und Füßen.

Bild: Jörg Hofmann, zweiter Vorsitzender der IG Metall spricht zu den Warnstreikenden.

Was das Thema Bildungsteilzeit anbelange, so hätte die Arbeitgeberseite bisher nur unverbindliche Gespräche mit der Gewerkschaft angeboten.  „Das ist, als würde ein Feuerwehrkommandant angesichts eines brennenden Hauses zu einem Workshop für Feuerbekämpfung einlädt“, so Hofmann. Er warf den Arbeitgebern Zukunftsverweigerung vor.

Nächtliche Warnstreiks in mehreren Kölner Unternehmen

Ab Mitternacht hatten sich laut IG Metall-Angaben bereits 1.700 Beschäftigte der Ford Werke Niehl, der Ford Werke FCSD (Entwicklungszentrum) sowie der Deutz AG in Köln und von Geberit Mapress in Langenfeld an Warnstreiks für jeweils eine Stunde beteiligt.

Arbeitgeberverband Kölnmetall kritisiert Warnstreikwelle der IG Metall

Die Kölner Metallarbeitgeber haben die „massiven Warnstreiks“, mit denen die IG Metall ab Mitternacht am heutigen Donnerstag auch in Köln begonnen hat, als „unnötige Eskalation“ der Tarifrunde verurteilt. „Wir fordern die IG Metall auf, sich am Verhandlungstisch mit dem zu Beginn der Woche vorgelegten Lösungsvorschlag auseinander zu setzen“, sagte Wolfgang Reß, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Kölnmetall. Die IG Metall gefährde mit ihrem Verhalten das weltweit anerkannte Renommee deutscher Unternehmen. Die Gewerkschaft müsse wissen, dass Produktionsausfälle die internationalen Kundenbeziehungen empfindlich stören.

„Das angebotene Plus von 2,2 Prozent in der zweiten Verhandlungsrunde ist bei einer aktuellen Inflationsrate von 0,2 Prozent fair und attraktiv“, so Wolfgang Reß weiter. Es biete den Beschäftigten bereits nach zehn Monaten einen weiteren spürbaren Reallohnzuwachs. Kölnmetall forderte die IG Metall auf, in dieser Tarifrunde auf altbackene Rituale wie Warnstreiks zu verzichten und an einer lösungsorientierten Tarifeinigung konstruktiv mitzuarbeiten. „Mit Blick auf die höchst unterschiedlichen Firmenkonjunkturen muss die IG Metall ‚ihre rosarote Brille‘ ablegen und die konjunkturellen Realitäten endlich zur Kenntnis nehmen“, so Reß.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Warnstreikende bei den Ford-Werken in Köln-Niehl.