Köln | Das Kölner Handwerk erlebt aktuell gute Zeiten. Die Handwerksunternehmen zeigten sich mit der Entwicklung 2014 sehr zufrieden und von den 580 Befragten sehen 32 Prozent positiv in die Zukunft und 60 Prozent erwarten eine gleichbleibende Geschäftsentwicklung. Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln (HWK) mahnt Landes- und Kommunalpolitik diesen positiven Trend nicht mit unüberlegten Maßnahmen abzuwürgen.

Gute Konjunktur nicht abwürgen

Es sei nicht so schwierig eine gut laufende Konjunktur am Laufen zu halten, als diese aus schwierigen Zeiten wieder nach oben zu führen, mahnte Weltrich im Rahmen der Präsentation der Frühjahrskonjunkturumfrage der Kölner Kammer und blickte dabei auf die Landes- und Kommunalpolitik. Die Unternehmen blicken vornehmlich positiv in die Zukunft, wie zuletzt im Frühjahr 2011. Im Frühjahr liegt der positive Trend auch nur wenige Punkte unter dem Bestwert von 1991. Dies ist gut für die Beschäftigung und auch das Steueraufkommen. Ganz gleich ob es sich um das Bauhauptgewerbe, das Ausbaugewerbe, für den gewerblichen Bedarf, das Lebensmittelgewerbe oder das Gesundheitsgewerbe handelt, bei allen liegen die guten Werte über 40 Prozent. Nur das Kraftfahrzeuggewerbe und die Handwerke für den privaten Bedarf sehen nicht so positiv in die Zukunft. Dabei muss man bei den KFZ-Betrieben zwischen Werkstattbetrieb, der wie geschmiert läuft, und Handel mit PKW oder LKW unterscheiden, der sich schwächer bemerkbar macht. Beim privaten Bedarf sieht man bei der Handwerkskammer die Probleme im Mindestlohnbereich von dem vor allem das Friseurhandwerk betroffen ist. Hier planen auch weniger Betriebe neue Mitarbeiter einzustellen, anders als in anderen Branchen.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Bei der HWK geht man davon aus, dass man den Gipfel der Konjunkturbelebung noch nicht erreicht habe. Eine Rolle spiele die gute Binnenkonjunktur, aber auch, dass die Handwerksbetriebe die in Europa tätig seien, von der sich verstärkenden Konjunktur auf dem Kontinent profitierten und selten in den Problemregionen wie Russland, Syrien oder dem Irak arbeiteten. Die öffentliche Hand dürfe diese positiven Werte aber nicht durch sich verschlechternde Rahmenbedingungen zu Nichte machen. Besonders kritisiert Weltrich die Stadt Bonn, aber auch Siegburg, Hückeswagen, Rösrath und Overath. Dort erhöht die Kommunalpolitik drastisch die Grundsteuer B, die auch Unternehmen belastet. Ein Beispiel: In Bonn soll der Hebesatz von 530 auf 830 Punkte angehoben werden. Einen Betrieb mit 30 Mitarbeitern könne dies schon mal über 10.000 Euro im Jahr mehr kosten. Da wundere es nicht, dass die Unternehmen im Süden von NRW – nicht nur Haribo – nach Rheinland-Pfalz auswanderten und sich in gut ausgebauten Gewerbegebieten mit optimaler Verkehrsanbindung ansiedelten.

Auch in Köln lange nicht alles in Butter

Auch an der Situation in Köln gibt es Kritik. So verzögere sich die Unterzeichnung der Vorlage zur Mittelstandsinitiative. Der Oberbürgermeister befürworte diese, der Rat der Stadt habe einen positiven Beschluss gefasst und jetzt passiere seit Monaten nichts. Es geht dabei um die Betragshöhe der bei Vergaben der Stadt ausgeschrieben werden muss. OB und Politik befürworten die Grenze von 500.000 Euro. Jetzt tut sich aber seit Monaten nichts mehr und die Verwaltung blockiere. Weltrich erinnerte OB Roters an sein Versprechen und zeigte wenig Verständnis für die Verzögerungen. Weltrich nannte die Diskussion um die Reinigung der Treppen des Rheinboulevards eine Posse. Warum werde hier nicht einfach ausgeschrieben, fragt Weltrich. Es sei in Köln ein Reflex, sofort immer der Staats-, bzw. Kommunalwirtschaft solche Aufträge zu geben. Und das, weil man damit die Umsatzsteuer spare, die aber der Staat dann auch nicht einnehme. Die Stadt beschädige ihren Ruf als Wirtschaftsstandort. Das Beispiel der Treppen des Rheinboulevards sei auch ein Zeichen dafür, wie unwirtschaftlich die AWB arbeiteten. Weltrich fordert eine ergebnisoffene Ausschreibung, um auch Preise zwischen AWB und privatwirtschaftlichen Unternehmen zu vergleichen. Auch für die Sommermonate sieht die Handwerkskammer positive Signale und Weltrich hob seine Prognose von 1,5 auf 2,0 Prozent an, um die die Unternehmen im Kammerbezirk ihre Umsätze 2015 steigern könnten.

Autor: Andi Goral
Foto: Symbolfoto