Köln | In der Mehrzahl der Handwerksbranchen lief es im ersten Quartal dieses Jahres richtig rund. Zu diesem Schluss gelangt die Handwerkskammer zu Köln mit ihrer Frühjahrsumfrage bei den Unternehmen in der Region Köln-Bonn.

Noch bessere Ergebnisse gab es laut Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Kölner Handwerkskammer, bei einer Frühjahrsumfrage nur Anfang der 90er Jahre und im Frühjahr 2011. Der Anteil der Handwerksunternehmen, die von einer „guten“ Geschäftslage sprächen, sei innerhalb eines Jahres vom 30 auf 43 Prozent gestiegen, der Anteil der Betriebe mit „schlechter“ Geschäftslage von 18 auf 13 Prozent gesunken.

Für 44 Prozent der Betriebsinhaber (Frühjahr 2013: 52 Prozent) ist der derzeitige Geschäftsverlauf laut der am 22. April vorgestellten Umfrage „befriedigend“. Beim Vergleich der aktuellen Umfrageergebnisse mit der Frühjahrsumfrage 2013 gibt die Handwerkskammer allerdings zu berücksichtigen, dass das fürs Rheinland ungewöhnlich hartnäckige Winterwetter im ersten Quartal 2013 in Teilen des Handwerks zu einem erheblichen Umsatzeinbruch geführt und somit vor einem Jahr die Bewertung des Geschäftsverlaufs spürbar gedämpft hätte.

Viel Zuversicht im Blick auf den Sommer 2014

Für das Jahr 2014 fielen die saisonalen Einschränkungen dem aktuellen Bericht zufolge eher mild aus. Im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2013 zeige sich keine nennenswerte Abschwächung des Konjunkturklimas, „die Handwerkswirtschaft in unserer Region bleibt auf einem stabilen Pfad“, so Weltrich. Der Blick der Unternehmer auf die kommenden Monate sei von viel Zuversicht geprägt. 28 Prozent rechnen laut Umfrage mit einer Verbesserung der Geschäftslage in den Sommermonaten, nur neun Prozent befürchten eine Verschlechterung, 63 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung.

Träger dieses Konjunkturtrends sind laut Kammer vor allem die Bau- und Ausbaugewerbe. Die Unternehmen aus diesen Branchen seien, auf Basis der aktuellen Frühjahrsumfrage, so die Kammer, mit dem aktuellen Wirtschaftsverlauf sehr zufrieden: Dass die Geschäfte gut laufen, teilen demnach 61 Prozent der Tischlereien mit, gleiches gilt auch für mehr als die Hälfte der Maler- und Elektrobetriebe und für 48 Prozent der Sanitär- und Hei-zungsbaubetriebe. Nur sechs Prozent der Unternehmen der Ausbaugewerbe sprechen laut Handwerkskammer von einer schlechten Geschäftslage, das sei der niedrigste Wert unter den sieben Handwerksgruppen.

Auch die Unternehmen im Bauhauptgewerbe (Maurer, Dachdecker, Zimmerer, Straßenbau) stufen laut aktueller Erhebung die Wirtschaftslage ganz überwiegend als „gut“ oder „befriedigend“ ein. Der Aufwärtstrend im Wohnungsbau, der – anders als der öffentliche Bau – eine Domäne des Bauhandwerks sei, verschaffe den Firmen Rückenwind, so die Kammer: Im vergangenen Jahr seien in Nordrhein-Westfalen 24 Prozent mehr Wohnungen als noch 2012 zum Bau genehmigt worden, nach mehrjähriger Talfahrt im Neubausektor dürfte es daher in diesem Jahr einen Anstieg bei den Wohnungsbauinvestitionen geben, so die Prognose der Umfrage.

Umsatzrückgänge im Kfz-Gewerbe

Schwieriger schätz die Kammer die Ausgangslage im Kraftfahrzeuggewerbe ein. Die Unternehmen hätten im vergangenen Jahr beim Verkauf von Neuwagen einen Umsatzrückgang von fünf Prozent hinnehmen müssen. Die Perspektiven für das laufende Jahr hellten sich auf, so die Kammer. Der aktuellen Frühjahrsumfrage zufolge stufen 40 Prozent der befragten Kfz-Betriebe die gegenwärtige Geschäftslage als „gut“ ein.

Auf der anderen Seite laufen laut Kölner Handwerkskammer in mehr als einem Viertel der Betriebe die derzeitigen Geschäfte schlecht, eine so negative Bewertung der gegenwärtigen Lage gebe es in keiner anderen Handwerksgruppe, so die Kammer in ihrer Einschätzung. Entsprechend der gespaltenen Konjunktur im Kfz-Gewerbe werde die Beschäftigung in der Branche in diesem Jahr voraussichtlich nicht zulegen.

Günstiger fällt laut Umfrage die Beschäftigungsbilanz für das Handwerk insgesamt aus: In 18 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen lag die Zahl der Mitarbeiter im Frühjahr 2014 höher als im vergangenen Herbst, bei 15 Prozent der Unternehmen war sie gesunken. Gut zwei Drittel der Betriebsinhaber teilten mit, dass der Beschäftigtenstand unverändert geblieben ist.

Unbesetzte Lehrstellen

Trotz der durchweg guten Bewertung der Geschäftslage im Ausbaugewerbe falle in dieser Handwerksgruppe der Saldo aus Betrieben mit steigender und Betrieben mit sinkender Mitarbeiterzahl eher bescheiden aus, so die Kammer. Nach Einschätzung von Kammer-Hauptgeschäftsführer Weltrich kann das Beschäftigungspotential der gebäudetechnischen Berufe nicht hinreichend ausgeschöpft werden, unter anderem wegen des Mangels an geeigneten Bewerbern für die von den Unternehmen angebotenen Lehrstellen.

„An den Lehrstellenaktionen unserer Kammer, beispielsweise am Azubi-Speeddating, beteiligen sich verstärkt Unternehmen der Sanitär- und Hei-zungsbranche, um Nachwuchs zu werben“, so Weltrich. Beim soeben gestarteten „Kölner Bildungsmodell“ mache die Handwerkskammer mit, gemeinsam mit der Stadt Köln und der Agentur für Arbeit werden hier 500 arbeitslose junge Erwachsene ohne Berufsabschluss für eine Berufstätigkeit in Branchen, die von Fachkräftemangel betroffen sind, qualifiziert.

Unter Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, Abiturienten und jungen Frauen wolle man Nachwuchs gewinnen, so Weltrich. Ein neues Projekt der Handwerkskammer wolle vor allem in den Ausbildungsberufen mit niedrigem Frauenanteil das Interesse bei Betrieben und Schülerinnen wecken. Man stehe im Gespräch mit dem Landesarbeitsministerium und bemühe sich dort um die Förderung eines solchen Modellversuchs.

Autor: dd
Foto: Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln (Archivfoto).