Köln | Betriebsrat und Mitarbeiter des Kölner Zeitungsverlages M. DuMont Schauberg, in dem unter anderem die Blätter „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ erscheinen formierten sich gestern zu einem kleinen Martinszug vom ehemaligen Sitz des Verlagshauses an der Breite Straße zur Kupfergasse, wo man eine Kerze aufstellte um für gutes Gelingen bei den heutigen Verhandlungen mit dem Verlagshaus zu bitten. Am gestrigen Montag rief auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi Mitarbeiter aus ganz NRW zum Warnstreik auf, weil die Verleger der Tageszeitungen die vierte Verhandlungsrunde beendet hatten, ohne auf die Forderungen der Gewerkschaft nach 5,5 Prozent mehr Gehalt einzugehen.

Im Kölner Verlag bahnt sich ein Kulturbruch an, wie ein Mitglied des Betriebsrates es nennt. Es soll zum ersten Mal in der langjährigen Geschichte des Verlagshauses betriebsbedingte Kündigungen in einem solchen Umfang geben. 84 Mitarbeiter seien betroffen. Schon in den Jahren zuvor sei die Mitarbeiterschaft von annähernd 2.000 auf 900, allerdings durch sozialverträgliche Maßnahmen wie Nichtbesetzen von Stellen, nach dem Ausscheiden älterer Mitarbeiter in den Ruhestand.

Die Belegschaft will heute bei den Beratungen mit der Geschäftsleitung eigene Vorschläge einbringen, die auch, so sagt man „Einsparvorschläge von erheblichem Umfang“ beinhalten. Die betroffenen 84 Mitarbeiter haben oftmals eine lange Betriebszugehörigkeit von über 20 Jahren, so der Betriebsrat. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter im Unternehmen läge bei rund 50 Jahren. Die Mitarbeiter die gekündigt werden sollen, seien alle über 50 Jahre und zum Teil sogar schwerbehindert. Zudem komme hinzu, dass es für manche der Mitarbeiter, etwa die Tiefdrucker, in Köln gar keine Alternativen mehr gebe, schließlich hat Bauer Druck sein Werk im Kölner Norden vor rund zwei Jahren geschlossen.

Weitere Kritikpunkte der Mitarbeiter und des Betriebsrates sind die Ausgliederung von rund 170 Mitarbeitern, also rund einem Viertel des Verlages, in Tochterfirmen, etwa den Online-Redakteuren oder Anzeigenabteilungen. Der Verlag begehe damit Tarifflucht, denn für die Online-Redakteure gelte dann nicht mehr der Zeitungstarifvertrag. Nach den Verhandlungen mit der Geschäftsleitung kündigte der Betriebsrat an, die Mitglieder auf einer Betriebsversammlung zu informieren

Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi rief gestern zum Warnstreik auf

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi (dju) rief gestern ihre Mitglieder heute von 6:00 Uhr bis 24:00 Uhr zum Warnstreik auf. Die Mitarbeiter von Tageszeitungen und Online-Redaktionen aus ganz Nordrhein-Westfalen trafen sich um 11 Uhr auf dem Bielefelder Jahnplatz. Die Tageszeitungsverleger haben vier Verhandlungsrunden beendet, ohne auf die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften einzugehen. Stattdessen beharren sie auf Einschnitte im Manteltarifvertrag.

Sie verlangen unter anderem eine neue Gehaltseinstufung von Volontären und Redakteuren in die Tarifgruppen und eine Neudefinition von Ressortleitern, die mit erheblichen finanziellen Einbußen für die Betroffenen verbunden wären, so die Gewerkschaft. Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie die Zahl der Urlaubstage sollen gekürzt werden. Verlängern wollen die Verleger die Dauer des Volontariats, letztlich um billige Arbeitskräfte für eine längere Zeit zur Verfügung zu haben. Zudem streben sie an, die sachgrundlose Befristung von Zeitverträgen über die bisherige Dauer von zwei Jahren hinaus zu verlängern.

Hinter den Verleger-Vorstellungen stünden massive Einsparungen zu Lasten der Journalistinnen und Journalisten, die in der Folge dazu führen würden, dass die journalistische Qualität sinke. Die dju fordert 5,5 Prozent mehr Gehalt und die Beibehaltung eines attraktiven Manteltarifvertrages. Zudem verlangt sie, dass Online-Redakteure in die Tarifverträge einbezogen werden.

Autor: ag, Foto: WK
Foto: Mitarbeiter und Betriebsräte des Kölner Zeitungsverlages M. DuMont Schauberg in der Kupfergasse