Köln | Die Handwerksunternehmen in der Region Köln/Bonn sind zum Großteil mit der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung sehr zufrieden. Das zeige die diesjährige Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Köln mit ihren Ergebnissen. Befragt wurden von Mitte März bis Mitte April rund 500 Betriebe.

Zweitbestes Ergebnis seit 1991

Nur elf Prozent der befragten Unternehmen sprechen, laut Umfrage der HK, von einer schlechten Geschäftslage. Dies zeige keine Veränderungen gegenüber dem Frühjahr 2015. Als „befriedigend“ stufen 42 Prozent der Handwerksbetriebe den Wirtschaftslauf ein, im Vorjahr waren es 46 Prozent. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage sei innerhalb eines Jahres nochmals gestiegen: von 43 auf 47 Prozent. „Alles in allem ist dies zweitbeste Ergebnis einer Frühjahrsumfrage seit 25 Jahres“, erläutert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.

Mit viel Zuversicht gehen die Handwerksunternehmen der Region Köln-Bonn daher in das Sommerhalbjahr 2016, so Weltrich. Denn 32 Prozent der Handwerksunternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine weitere Verbesserung der Geschäftslage. Lediglich acht Prozent sollen angegeben haben, eine Verschlechterung zu erwarten. Die restlichen 61 Prozent der Betriebsinhaber rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung, was bei der positiven Ausgangslage ein sehr erfreuliches Ergebnis sei, so Weltrich.

Anders als in früheren Jahren soll es im letzten Winterjahr keinen Beschäftigungsrückgang gegeben haben, erklärte Weltrich. Denn in 17 Prozent der Unternehmen sei die Beschäftigtenzahl gestiegen, nur 13 Prozent sollen derzeit weniger Mitarbeiter beschäftigen als vor einem halben Jahr. In den restlichen 70 Prozent der befragten Unternehmen soll es in den zurückliegenden sechs Monaten keine Veränderung im Personalbestand gegeben haben.

Das Wirtschaftswachstum werde derzeit von der Konsumnachfrage der privaten Haushalte getragen, die wegen der Auswirkung der Beschäftigung, wegen des Reallohnanstiegs und der sinkenden Ölpreise über mehr Kaufkraft verfügen. Das verbessere die Rahmenbedingungen für die Handwerkszweige, die Güter und Dienstleistungen für den Einverbraucher anbieten. So sei in diesem Frühjahr das Stimmungsbild im Lebensmittelhandel – Bäcker, Konditoren, Fleischer – ausgesprochen erfreulich, so Weltrich. Zwei Drittel der Betriebe sollen den aktuellen Geschäftsverlauf als „gut“ bewertet haben. „Natürlich spielt der günstige Ölpreis dabei eine wichtige Rolle“, erklärt Weltrich.

Handwerke für den privaten Bedarf haben es immer noch schwer

Anders als bei der Gruppe „Handwerker für den privaten Bedarf“ – Friseure und Kosmetiker – doch 39 Prozent dieser Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine Verbesserung der Wirtschaftslage, erklärt Weltrich.

Aktueller Spitzenreiter: Bauhauptgewerbe. Doch nicht in der Stadt Köln

Nur drei Prozent der Befragten Unternehmen sollen bei der Befragung von einer schlechten Geschäftslage gesprochen haben. Auch für den Großteil der Ausbaugewerbe sei die Bilanz sehr zufriedenstellen ausgefallen. Dass die Geschäftslage des Betriebes „gut“ sei teilten 59 Prozent der Elektrobetriebe und 65 Prozent der Sanitär- und Heizungsbaufirmen mit. Das liege vor allem beim Aufwärtstrend im Wohnungsbau, so Weltrich. Die Zahl der von den Bauämter genehmigten Wohnungen habe sich um 22 Prozent, also auf fast 56.000 Wohnungen erhöht. Im Regierungsbezirk Köln stieg die Zahl der genähmigten Wohnungen um 36 Prozent.

Weniger schwungvoll habe sich der Wohnungsmarkt in der Stadt Köln entwickelt. Hier seien bei den Baugenehmigungen nur ein Plus von fünf Prozent verzeichnet worden.

Zwei Risiken: Fachkräftemangel und Verkehrslage in Köln

Nicht alle Unternehmen der Bau- und Ausbauhandwerke können ihre angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Das werde mittel- und langfristig den Fachkräftemangel in diesen Handwerkszweigen verschärfen und sich als Wachstumsbremse erweisen, erklärt Weltrich.

Ein weiteres Risiko für den Konjunkturverlauf sei die schwierige Verkehrslage im Ballungsraum Köln-Bonn. Immer mehr Firmenfahrzeuge stehen immer länger im Stau, berichtet Weltrich. Im Handwerk des Kammerbezirks Köln summieren sich die Kosten, „die unseren Mitgliedsbetrieben aufgrund unproduktiver Zeit durch Staus enstehen auf jährlich rund 240 Millionen Euro, so das Ergebnis unserer Umfrage aus 2015. Derzeit lassen wir anhand der Ergebnisse einer neuen Befragung diese Berechnung aktualisieren, doch ich befürchte, dass hier keine Verbesserung in Aussicht ist“, so Weltrich und ergänzt: „Wir hoffen, dass die Stadtpolitik jetzt schnell und intelligient handeln wird.“

Weltrich begrüße die Anstrengungen der Stadt Köln und der Bezirksregierung, die Koordinierung von Baustellen zu verbessern. Zudem freue sich die Handwerkskammer, dass die Fraktionen von CDU, Grüne und FDP im Kölner Stadtrat eine langjährige Forderung der Kammer aufgreifen wolle und sich für die Anschaffung eines leistungsfähigeren Verkehrsrechners einsetzen, mit Hilfe moderner Verkehrsleittechnik sollen die Verkehrsströme auf Kölner Straßen optimiert werden.

Ablehnung der blauen Plaketten

Die Absicht der Umweltminister der Bundesländer, im Straßenverkehr zusätzlich zu den bisherigen Plaketten eine blaue Plakette einzuführen, lehnt Weltrich ab. Für den Handwerk wäre es eine Katastrophe, wenn die Umweltzone in den nordrhein-westfälischen Städten in Teilen bald nur noch von Fahrzeugen mit blauer Plakette befahren werden darf. „Viele Betriebe haben im Zuge der Verschärfung der Umweltzone Fahrzeuge mit teurer Partikelfiltern nachgerüstet oder neue Nutzfahrzeuge mit grünen Plaketten angeschafft. Diese Fahrzeuge, die auf eine Nutzungsdauer von bis zu 15 Jahren und mehr ausgelegt sind, würde für die Betriebe schlagartig wertlos, wenn Dieselfahrzeuge mit grüner Plakette nicht mehr die Umweltzonen befahren dürften“, so Weltrich.

Autor: Irem Barlin
Foto: Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln