Köln | 2016 war ein erfolgreiches Jahr für das Handwerk in der Region Köln-Bonn. Dies verkündete heute Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. So konnten die Betriebe 2016 einen höheren Umsatz verzeichnen. Und auch für das Jahr 2017 erwartet Weltrich ein Wachstum, allerdings niedriger als im vergangenen Jahr.

„Die Erfolgsstory für das Handwerk in der Region Köln und Bonn geht weiter“, sagte heute Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln (HWK). In der vergangenen Konjunkturumfrage der Kammer im Herbst 2016 stuften mit 55 Prozent der Unternehmen so viele Unternehmen wie noch nie ihre Geschäftslage als gut ein. Und dass 2016 für das Handwerk in der Region ein erfolgreiches Jahr war, zeigen nun auch die heute vorgelegten Zahlen der HWK. Die Daten beruhen auf vorläufigen Berechnungen, da die Zahlen für das vierte Quartal 2016 noch nicht ausgewertet sind. So konnten die Handwerksunternehmen in der Region im vergangenen Jahr einen Umsatz von insgesamt 17,5 Milliarden Euro verzeichnen. Das entspricht einem Plus im Vergleich zum Jahr 2015 um 3,5 Prozent. Und auch 2017 könnte sich der konjunkturelle Aufwärtstrend fortsetzen. Weltrich prognostizierte heute ein Umsatzwachstum von zwei bis zweieinhalb Prozent.

Frauen im Handwerk dringend gesucht

Positiv entwickelte sich die gute Geschäftslage auch für den Arbeitsmarkt. So sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Handwerk 2016 angestiegen, berichtete Weltrich. Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse war allerdings um 0,9 Prozent niedriger als am Jahresende 2015. Für das laufende Jahr 2017 erwartete Weltrich jedoch eine Kehrtwende. Denn bereits 2016 konnte mit über 4.600 Neuverträgen die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Positiv bewertete Weltrich dabei, dass die Quote der Abiturienten, die sich für eine Ausbildung entscheiden, auf 18,7 Prozent der abgeschlossenen Neuverträge angewachsen ist. Auch die Zahl der Anteil der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit habe sich deutlich auf über elf Prozent erhöht. In der Stadt Köln habe sogar gut jeder dritte Auszubildende einen Migrationshintergrund. Allein die Quote der Frauen im Handwerk konnte nicht maßgeblich gesteigert werden. Derzeit werden neue Ausbildungsverträge von rund 21 Prozent von Frauen abgeschlossen. „Das ist zu wenig. Wir brauchen die jungen Frauen“, betonte Weltrich, um die Nachfrage nach Fachkräften zu bedienen. Denn die werde in den kommenden Jahren weiter steigen. Ziel müsse es sein, eine Frauen-Quote von 30 Prozent bei den Auszubildenden zu erreichen.

Erstmals seit 14 Jahren ist außerdem die Gesamtzahl der bei der Handwerkskammer registrierten Selbstständigen um 0,7 Prozent gesunken. Weltrich erklärte dieses Minus durch die konjunkturelle Entwicklung. Denn aufgrund des Fachkräftemangels seien die jungen Handwerksmeister am Arbeitsmarkt gefragt. Statt einen eigenen Betrieb zu gründen, fänden sie schnell eine Beschäftigung als Arbeitnehmer. Der Weg in die Selbstständigkeit verliere daher an Attraktivität. Daher hätten sich 2016 auch weniger Auszubildende für einen Abschluss als Meister eingetragen.

Verschärfung der Umweltzonen: HWK will notfalls klagen

Neben dem drohenden Fachkräftemangel betrachtete Weltrich die Verkehrssituation für die Handwerksbetriebe in der Region mit Sorge. „An der Vielzahl der Baustellen auf den Hauptverkehrswegen kann niemand etwas ändern“, sagte Weltrich, „doch das Baustellenmanagement muss auf allen Ebenen besser werden.“ Die Handwerkskammer zu Köln habe daher ein Verkehrskonzept für die drei Städte Köln, Bonn und Leverkusen erarbeitet. Jährlich entstünden den Handwerksunternehmen durch die Stausituation ein Scahden von 240 Millionen Euro. Kritik äußerte Weltrich zudem an den Plänen, in der Region weitere Umweltzonen einzurichten sowie die Zufahrt zu bestehenden Umweltzonen unter anderem in Köln zu verschärfen. Ein Zufahrts-Verbot für Dieselfahrzeuge „ist nicht hinnehmbar“, sagte Weltrich. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln kündigte an, notfalls mit einem Betrieb ein Musterverfahren gegen Köln zu eröffnen, sollte die Stadt Dieselfahrzeuge aus der Innenstadt ausschließen. Um die Feinstaub- und Stickoxid-Werte zu senken, dürfte nicht allein der Straßenverkehr in den Blick genommen werden. Auch der Schiffsverkehr auf dem Rhein sowie die Hintergrundbelastung müssten beachtet werden, forderte Weltrich.

Autor: Cornelia Ott
Foto: Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln