Köln | Ende März 2017 wird Kölns Wirtschaftsdezernentin Ute Berg aus ihrem Amt ausscheiden. Dies gab die Stadt Köln bekannt. Die Dezernate Wirtschaft und Verkehr sollen dann zusammen von der neuen Verkehrsdezernentin Andrea Blome übernommen werden. Kritik gab es dafür von dem Deutschen Gewerkschaftsbund Köln (DGB) und dem Wirtschaftsclub Köln. Die Handwerkskammer zu Köln (HWK) forderte Oberbürgermeister Henriette Reker dazu auf, die Wirtschaftsförderung in ihren Verantwortungsbereich einzugliedern.

„Die geplante Zusammenlegung von Wirtschaftsförderung und Verkehr schafft ein ‚Super-Dezernat‘, das von einer Person alleine nicht geleitet werden kann. Gerade weil die Verkehrsprobleme in Köln und der Region so groß sind, hat die Stadt im Frühjahr 2016 ein eigenes Dezernat auf den Weg gebracht, um den Baudezernenten von diesen Mammut-Aufgaben entlastet. Diese inhaltlich richtige Entscheidung nach wenigen Monaten ohne hinreichende Begründung mit einem Federstrich zu revidieren, ist mehr als unverständlich. Ein Schnellschuss hilft uns nicht weiter“, erklärte nun Andreas Kossiski, Regionsgeschäftsführer DGB Köln. „Andrea Blome wurde als Verkehrsexpertin nach Köln geholt und nicht als Wirtschaftsexpertin. Sie muss sich mit ganzer Kraft um die Verbesserung der katastrophalen Verkehrssituation kümmern und wird damit keine Zeit haben, notwendige Impulse bei den Themen Digitalisierung, Arbeit 4.0, Strukturwandel in der Automobilindustrie, Gewerbeflächen, Online-Handel oder Logistikkonzept zu setzen“, so Kossiski weiter. Auch nach Ansicht des Wirtschaftsclub muss die Wirtschaftsförderung und Liegenschaften eigenständig bleiben, in enger Abstimmung mit der Oberbürgermeisterin, vielleicht gestärkt in einer eigenen Tochterfirma nach Vorbild anderer Städte Europas. Köln brauche eine starke Wirtschaftsförderung, „die von einem Profi, der am besten aus der Wirtschaft kommt, vorangetrieben wird“, sagte Marc E. Kurtenbach, Präsident des Wirtschaftsclub Köln

Handwerkskammer will Wirtschaftsförderung zur Chefsache machen

Auch die Handwerkskammer Köln (HWK) erteilte der Zusammenlegung der Wirtschaftsförderung mit dem Verkehrsdezernat eine klare Absage. Stattdessen sieht die HWK die städtische Wirtschaftsförderung als Chefsache an. „Das Thema Wirtschaftsförderung muss Frau Reker in ihren Verantwortungsbereich eingliedern“, forderte Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. Zudem solle die Stadt den Rücktritt als Chance dafür nutzen, die Wirtschaftsförderung neu auszurichten. „Wir fordern bereits seit langem bei der städtischen Wirtschaftsförderung eine Abteilung Handwerk und Mittelstand. Wirtschaftsförderung sollte gleichberechtigt und auf Augenhöhe für kleine und mittlere Unternehmen wie auch Großunternehmen erfolgen“, erklärt Weltrich. Zur Steigerung der Effizienz und der Effektivität der Wirtschaftsförderung schlägt Weltrich zudem einen Beirat von Wirtschaftsvertretern vor, der die Wirtschaftsförderung begleitet. „Mit einem Beirat für die Wirtschaftsförderung könnte deren Arbeit noch näher an den Belangen der Wirtschaft orientiert und einem stetigen Qualitätssicherungsprozess zugeführt werden“, betont der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.

Autor: co | Foto: KölnSPD