Köln | Köln braucht mehr Wohnraum, bis zum Jahr 2029 vermutlich rund 66.000 neue Wohneinheiten. Darin sind sich Politik, Stadtverwaltung, Mieterverein und DGB in Köln einig. Wie und in welcher Form der Wohnungsbau voran getrieben werden soll, darin herrscht jedoch Uneinigkeit. Der Kölner Mieterverein und der DGB in Köln fordern nicht nur schnellere Verfahren bei den Baugenehmigungen, sondern vor allem auch mehr bezahlbaren Wohnraum in allen Kölner Stadtteilen – inklusive des Deutzer Hafens. Wenn Köln im Standort-Wettbewerb nicht abgeschlagen werden solle, müsse die Stadt jetzt handeln.

5.000 bis 7.000 neue Wohnungen müssen laut dem Eduard-Pestel-Institut für Systemforschung in Hannover bis 2050 jährlich in Köln gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Laut der Stadt Köln sind 66.000 Wohneinheiten bis 2029 nötig. Die Zahlen zeigen: Die Wohnungsnot in Köln ist groß. Im Dezember 2016 verabschiedete der Kölner Stadtrat Vorlagen der Kölner Stadtverwaltung, wo konkret in Köln neuer Wohnraum entstehen soll. Die Planungen sehen 16.000 neue Wohneinheiten bis 2029 vor, weitere 31.000 sind bereits in der Umsetzung. Für 35.000 Wohneinheiten fehlt derzeit jedoch eine konkrete Lösung.

„Wir haben genug Grundstücke, es muss nur gebaut werden“

Insbesondere an bezahlbaren Wohnraum mangelt es in Köln, kritisierte heute der DGB Köln. Denn rund 46 Prozent der Bevölkerung hat einen Anspruch auf den Wohnberechtigungsschein. Der Anteil öffentlich geförderter Mietwohnungen liege jedoch nur bei knapp sieben Prozent. Insgesamt seien die Mietpreise in Köln von 2011 bis 2016 im Vergleich zum NRW-Durchschnitt überdurchschnittlich hoch gestiegen. Davon sei auch der Mittelstand betroffen. Etwa 30 Prozent der Kölner gäben über 40 Prozent ihres Reallohns für die Miete aus, sagte Franz-Xaver Corneth, Vorsitzender des Kölner Mietervereins. „Da funktioniert der Markt nicht mehr“, so Corneth und forderte ein Einschreiten der Kölner Politik und Verwaltung. Im vergangenen Jahr hätte es so wenige Baugenehmigungen wie noch nie in Köln gegeben. Das Genehmigungsverfahren dauere zudem bis zu 13 Monaten. Das mache Bauvorhaben unnötig teuer.

„Wir haben genug Grundstücke für Industrie, Gewerbe und Wohnraum. Es muss nur gebaut werden“, sagte Corneth, „in den letzten Jahren haben wir genug geredet und geplant. Jetzt muss gehandelt werden!“ Sonst verliere Köln den Anschluss in Deutschland. Denn Wohnen sei auch ein wichtiger Wirtschafts- und vor allem Standort-Faktor. München sei flächenmäßig etwa kleiner als Köln, habe aber ein Drittel mehr Wohnungen. Und Hamburg baue derzeit rund 9.000 neue Wohnungen jährlich. Auch in Köln stünden genügend private Investoren bereit. Es fehle allein der politische Wille und die Umsetzung durch die Stadtverwaltung.

„Im Deutzer Hafen müssen wir es anders machen als im Rheinauhafen“

Konkret fordern der Kölner Mieterverein und der DGB Köln für das geplante neue Wohnquartier im Deutzer Hafen mehr bezahlbaren Wohnraum. Nach einem Beschluss des Kölner Stadtrats sollen dort 30 Prozent der Wohnungen als geförderte Wohneinheiten entstehen. Das ist laut Mieterverein und DGB jedoch nicht genug. Sie forderten heute, dass in dem neuen Quartier zu 70 Prozent bezahlbarer Wohnraum gebaut werden soll. „Der Deutzer Hafen ist eine besondere Wohnlage, die allen Kölnern zur Verfügung gestellt werden solle“, sagte Andreas Kossiski, Vorsitzender des DGB Köln. Und auch Corneth betonte: „Im Deutzer Hafen müssen wir es anders machen als im Rheinauhafen. Wir dürfen sozialen und bezahlbaren Wohnraum nicht an den Stadtrand oder gar in das Umland drängen.“

Der DGB Köln nannte zu dem Thema heute Zahlen:

<UL><LI>5.000 bis 7.000 neue Wohnungen müssen laut dem Eduard-Pestel-Institut für Systemforschung in Hannover bis 2050 jährlich in Köln gebaut werden, um den Bedarf zu decken.

</LI><LI>Rund 46 Prozent der Bevölkerung hat einen Anspruch auf den Wohnberechtigungsschein. Der Anteil öffentlich geförderter Mietwohnungen liege jedoch nur bei knapp sieben Prozent.

</LI><LI>Im Jahr 2015 galten in Köln 17,5 Prozent der Menschen als arm. Dabei leben rund 140.000 Menschen in der Domstadt von Hartz IV, über 22.400 Menschen sind dabei auf diese Leistung angewiesen, obwohl sie arbeiten.

</LI><LI>Darüber hinaus seien auch die über 100.000 Studierenden in Köln auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen, ebenso wie die etwa 19.000 Auszubildenden.

</LI><LI>Die Altersarmut nehme künftig zu. 2015 hatten über 14.000 Rentner in Köln weniger Geld als es der gesetzliche Mindeststandard vorsieht. Das sind über sieben Prozent der Kölner Rentner. Und das Rentenniveau werde bis 2030 weiter sinken, kritisierte der DGB.

</LI><LI>103.600 Personen in Köln sind überschuldet. Das sind über 11 Prozent der Bevölkerung.

</LI></UL>

„Und hinter jeder dieser Zahl steht ein menschliches Schicksal“, betonte Kossiski. Die Zahlen legte heute der DGB in Köln vor.

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Autor: Cornelia Ott
Foto: Deutzer Hafen