Köln | In der jüngsten Marktanalyse des Deutschen Instituts für Luft- und Raumfahrt hat sich der Vormarsch der „low cost carrier“ weiter fortgesetzt. Rund 30 Prozent aller Flugverbindungen werden derzeit von Billig- oder Günstig-Airlines bedient.

Die Insolvenz der Nummer 2 auf dem deutschen Airline-Markt, Airberlin, hat offenkundig nicht zu einer Trendwende geführt, so die erste Schlussfolgerung der Airline-Experten im DLR. Das in Köln ansässige Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt hatte sich in seinem turnusmäßigen „Billigfliegerreport“ erneut mit dem Markt der „low-cosst-carrier“ beschäftigt. Zwar sind nach der Airberlin-Pleite die Flugpreise im Durchschnitt moderat angestiegen. Dennoch gab es im zurückliegenden Winterhalbjahr mit einem Marktanteil von 30 Prozent aller Flugverbindungen von Deutschland aus einen neuen Rekordwert.

Eurowings, Easyjet und Ryanair dominieren die Wachstumsentwicklung. Zunehmend steuern Eurowings und Norwegian Low Cost Ziele außerhalb Europas an. Die Verbraucherpreise steigen auch in diesem Segment wieder an, das aber meist nur moderat. Parallel verzeichnet der europaweite Markt mit den günstigen Flugtickets ein kräftiges Plus von mehr als zehn Prozent, so ein weiteres Ergebnis in dem Marktbericht.

„Das Streckennetz der Low Cost Carrier ab Deutschland erreicht mit 642 unterschiedlichen Strecken gegenüber 518 Strecken im Vorjahr einen neuen Höchstwert in einem Winterhalbjahr. Am stärksten erweitert Ryanair das Streckennetz mit zusätzlichen 59 Verbindungen, einem Plus von 35 Prozent. Auch Easyjet legt zu und fliegt 14 neue Ziele an“, analysiert Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr in Köln. Hauptprofiteur der Airberlin-Pleite ist aber die Lufthansa-Tochter Eurowings mit einem Wachstum von 40 Prozent bei den Streckenverbindungen und einem Marktanteil von inzwischen mehr als 50 Prozent bei Low Cost-Flügen in und ab Deutschland. Auf den weiteren Plätzen folgen Ryanair mit einem Anteil von 18,2 und Easyjet mit 16,7 Prozent.

Spitzenreiter in Europa sind Ryanair und Easyjet

Europaweit bleiben Ryanair und Easyjet an der Spitze der Low Cost Carier. Ryanair unterhält mittlerweile 2.395 Verbindungen auf dem Kontinent, Easyjet folgt mit knapp 1.200 Strecken. Beide Gesellschaften bieten zusammen fast 50 Prozent aller Low Cost Flüge in Europa an, von denen mehr als ein Viertel (27 Prozent) auf den Marktführer Ryanair entfällt. Eurowings konnte seinen Anteil im europäischen Low Cost Markt von sieben Prozent der Flüge im vergangenen Jahr auf mittlerweile neun Prozent steigern. Insgesamt ist der Low Cost Verkehr in Europa erneut kräftig um mehr als zehn Prozent gegenüber dem letzten Jahr gestiegen.

Positiv wirkt sich dae Wachstum in diesem Segment auf den Absatz für die Flugzeughersteller aus. Wie dem aktuellen Bericht weiter zu entnehmen ist, konzentriert sich der „Flugpark“ der Airlines weitgehend auf zwei Flugzeugmodelle, die Boeing 737 und der Airbus A320. Der US-Flugzeugbauer scheint dabei zumindest bei den europäischen Marktführern die Nase vorn zu haben. Während Ryanair 430 Flugzeuge des Boing-Mittelstreckenflugzeugs nutzen, sind es beim Low-Cost-Carrier Norwegian Airlines 120 Boing-Flugzeuge. Hier kommen zudem 20 Boing 787-Maschinen zum Einsatz, die sich auch für den Langstreckenflugverkehr eignen. Die 737 zeichnet sich zudem durch sehr hohe Flexibilität aus. Durch den Einsatz von sechs neuen Modellen des Typs Boeing 737 Max 8 können mittlerweile auch weniger aufkommensstarke interkontinentale Verbindungen von kleineren Flughäfen aus angeboten werden, beispielsweise von Edinburgh nach Newburgh in den USA.

Wachstum in Frankfurt am Main und Düsseldorf

Durch die Einführung von Ryanair und Wizz am Flughafen Frankfurt hat sich der Anteil der Low Cost Flüge am größten Airport Deutschlands weiter erhöht. Mit knapp fünf Prozent Low Cost Anteil am Gesamtaufkommen rangiert das Verhältnis aber immer noch weit unter den Werten, wie sie an anderen europäischen Hubs vorzufinden sind. Beispielsweise kommen hier Amsterdam und Madrid auf Werte von rund 20 Prozent.

Am Flughafen Düsseldorf hat Eurowings durch den Wegfall von Air Berlin das Angebot um mehr als 50 Prozent ausbauen können und bietet inzwischen auch Langstreckenverkehre von dort aus in die Karibik an. In Gesamteuropa haben die Flughäfen Barcelona, Dublin und London Gatwick das größte Angebot im Low Cost Verkehr.

Auch der Flughafen Köln/Bonn gehört als „Drehkreuz“ für viele Billigfluglinien zu den Gewinnern, wie dessen jüngste Geschäftszahlen verdeutlichen. Auch hier sind Eurowings, Ryanair und Easyjet die maßgeblichen Treiber des Wachtums. Darüber hinaus sorgen kleinere regionale Low-Cost-Carrier für entsprechende Zuwächse am Konrad-Adenauer-Airport, der im laufenden Jahr voraussichtlich mehr als zwölf Millionen Fluggäste verzeichnen wird.

Die weiterhin hohe Nachfrage sowie gestiegene Kosten vor allem beim Flugbenzin (bedingt durch den steigenden Ölpreis) haben für eine spürbare Erhöhung der durchschnittlichen Ticketpreise gesorgt. Nach einer Spanne von 44 bis 105 Euro sind es im aktuellen Bericht zwischen 53 bis 117 Euro. Trotz des spürbaren Kostenanstiegs bezeichnete Berster den Anstieg als „moderaler als erwartet“.

Low Cost und traditioneller Linienflugbetrieb

Die Fluggesellschaften gestalten ihr Low Cost Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet. Zunehmend wird die Tendenz sich vermischender Geschäftsmodelle bei den Airlines sichtbar.

Während Ryanair verstärkt auch an Großflughäfen tätig wird und durch Verkauf von Zusatzpaketen versucht, Premiumkunden anzusprechen, greifen Chartercarrier sowie etablierte Fluggesellschaften über Tochtergesellschaften oder eigene Angebote zunehmend in den Markt der preisgünstigen Flugangebote ein. In Deutschland hat Lufthansa ihre innerdeutschen und europäischen Flüge außer von und zu den Drehkreuzflughäfen Frankfurt und München an die Tochtergesellschaft Eurowings abgegeben. Die genannten Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Januar 2018.

Low Cost und traditioneller Linienflugbetrieb

Die Fluggesellschaften gestalten ihr Low Cost Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet. Zunehmend wird die Tendenz sich vermischender Geschäftsmodelle bei den Airlines sichtbar.

Während Ryanair verstärkt auch an Großflughäfen tätig wird und durch Verkauf von Zusatzpaketen versucht, Premiumkunden anzusprechen, greifen Chartercarrier sowie etablierte Fluggesellschaften über Tochtergesellschaften oder eigene Angebote zunehmend in den Markt der preisgünstigen Flugangebote ein. In Deutschland hat Lufthansa ihre innerdeutschen und europäischen Flüge außer von und zu den Drehkreuzflughäfen Frankfurt und München an die Tochtergesellschaft Eurowings abgegeben. Die genannten Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Januar 2018, so das DLR abschließend.

Autor: rk