Frankfurt/Main | Die Lufthansa hat die Schlichtungsempfehlung im Tarifstreit mit der Vereinigung Cockpit angenommen. Das teilte der Konzern am Mittwoch mit. „Wir nehmen die Schlichtungsempfehlung von Gunter Pleuger an und bedanken uns herzlich für sein Engagement und seine Unterstützung bei der Lösungsfindung“, sagte Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht der Deutschen Lufthansa.

Die Schlichtungsempfehlung sieht unter anderem eine Vergütungserhöhung für die 5.400 Piloten im Konzerntarifvertrag von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings in vier Stufen von insgesamt rund 8,7 Prozent vor. Um Zusatzkosten, die durch die Umsetzung der Schlichtungsempfehlung entstünden, kompensieren zu können, „sollen abweichend von der bisherigen Flottenplanung 40 zugehende Flugzeuge außerhalb des Konzerntarifvertrags bereedert werden“, teilte der Konzern weiter mit. Man wolle die Gespräche mit der Pilotenvereinigung zu allen offenen Tarifthemen fortsetzen, „um alternative Kostensenkungen im Rahmen einer Gesamtlösung zu erreichen“.

Cockpit-Mitglieder entscheiden in Urabstimmung über Schlichterspruch

Nachdem die Tarifkommission der Vereinigung Cockpit die Schlichtungsempfehlung im Tarifstreit mit der Lufthansa am Mittwoch angenommen hat, sollen die Mitglieder in einer Urabstimmung über die endgültige Annahme des Schlichterspruchs entscheiden. Das teilte die Pilotengewerkschaft am Mittwoch mit. „Die Bewertung des Schlichterspruchs war erwartungsgemäß sehr schwierig und verlangt von den Piloten maximale Kompromissbereitschaft. Die Schlichtungsschlussempfehlung ist aus Sicht der VC gerade so akzeptabel“, sagte Markus Wahl, Sprecher der Vereinigung Cockpit. „Das letzte Wort liegt jetzt bei den Mitgliedern, die im Rahmen einer Urabstimmung über die endgültige Annahme des Schlichterspruchs entscheiden werden. Die Verhandlungskommission empfehlt den Piloten eine Annahme“, so Wahl weiter. Mit dem Ergebnis der Urabstimmung sei bis Ende März zu rechnen.

UFO bezeichnet Lufthansa-Einigung als „Super-GAU“

Die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (UFO) hat die von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und der Lufthansa akzeptierte Schlichtungsvereinbarung scharf kritisiert. „Für uns sind die verkündeten Folgen des nun gefundenen Schlichterspruchs ein Super-GAU“, sagte UFO-Tarifvorstand Nicoley Baublies der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe). Es gehe gerade völlig unter, dass dieser auch vorsehe, 40 Maschinen aus dem Konzerntarifvertrag herauszunehmen.

„Da sind all unsere Befürchtungen wahr geworden: Lufthansa und die Piloten im Konzerntarifvertrag einigen sich auf keine Gesamtlösung und in Folge werden Arbeitsplätze andernorts gleich mit ausgelagert.“ Das sei insofern frustrierend, als UFO monatelang mit dem Management konstruktiv gerungen habe, sagte Baublies der Zeitung. „Trotz der von uns und Verdi akzeptierten Veränderungen läuft es jetzt auf Tarifflucht hinaus. Das ist ein Unding.“ Die UFO hat Baublies zufolge zu den Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen bereits eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung beantragt. „Man muss inzwischen daran zweifeln, dass das Management seiner Verantwortung für die Gesamtbelegschaft überhaupt noch gerecht wird.“

Der UFO-Vertreter sagte, die Lufthansa solle sich klarmachen, dass sie durch diese Taktik nichts gewonnen habe: „Sie hat zwar jetzt das Thema Gehaltserhöhungen mit den Piloten ausverhandelt, aber zehn weitere Tarifverträge sind offen.“ Das heiße: Trotz langer Verhandlungen und Streiks sei rein gar nichts befriedet, so Baublies. „Die Piloten könnten jederzeit wieder auf die Straße gehen. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich nicht auf einen solchen Deal einlässt, der auch das Wohl anderer Beschäftigtengruppen gefährdet.“

Autor: dts