Der Kölner Feuerwehrchef Dr. Miller und der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes präsentieren auf der heutigen Pressekonferenz am 3.12.2021 Zahlen. Foto: Screenshot des Livestreams.

Köln | Welche Aussagekraft haben die täglichen Meldungen des Kölner Gesundheitsamtes, des Landeszentrums Gesundheit NRW (LG NRW) und letztendlich des Robert Koch-Institut (RKI), wenn beim städtischen Gesundheitsamt 2.000 Fälle unbearbeitet sind? Und daran schließt sich eine ganze Reihe von weiteren Fragen an, auf die es proaktiv keine Antworten der Verantwortlichen gibt.

Datenpanne

Es klemmt an der ersten Stelle, wo die Daten ankommen, wo sie weiterverarbeitet werden und vor allem, wo etwa die Quarantäne verhängt wird. Schon in der vergangenen Woche fiel auf, dass bei den Kölner Infektionszahlen großes Chaos herrscht. Report-K berichtete (Kölner Neuinfektionszahlen irritieren). Der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes Dr. Nießen nennt dies Datenpanne und er sagt: „Die Datenpanne von letzter Woche spielt keine Rolle mehr“.

Die Mitarbeitendenfrage bleibt offen

Aber woran liegt es. Report-K fragte bereits vergangene Woche nach der Personalausstattung des Kölner Gesundheitsamtes nach und erhielt wenig Antworten. Aber immerhin so viel: 1.200 Mitarbeiterinnen sind im Kölner Gesundheitsamt aktiv und davon 900 im Bereich der Corona-Pandemie. Diese Zahl wiederholte Dr. Nießen heute in der Pressekonferenz zur Lage nach dem Krisenstab. Nicht beantworten will die Stadt Köln und bleibt damit intransparent, wie viele Mitarbeitende im Sommer im Kölner Gesundheitsamt abgebaut wurden und wann die Stadt mit dem Neuaufbau des Personals begonnen habe. Unklar bleibt auch, wie der aktuelle Stellenaufbau betrieben wird: Dr. Nießen spricht von 900 heute und von zusätzlichen 54 Soldatinnen der Bundeswehr. 40 Personen aus der Stadt hätten sich beworben und es sei geplant 60 Mitarbeitende pro Woche zuzusetzen. Damit bekäme die Stadt die Lage mit den Infektionszahlen wieder in den Griff, erklärt Nießen.

Als Gründe für die Probleme nennt das Kölner Gesundheitsamt, dass es allgemein ein verschärftes Infektionsgeschehen mit bundesweit hohen Inzidenzen gebe und damit ein hoher Anstieg an Labormeldungen. Das Gesundheitsamt Köln sei mit der Bearbeitung von Rückständen bei Labormeldungen beschäftigt. Im Klartext heißt dies, dass die Kontaktnachverfolgung aktuell in Köln nicht funktioniert. Heute fiel die Zahl 2000. Aber die Stadt sagt: „Durch Personalaufstockung und Prozessoptimierung bereits schnellere Bearbeitung der Fälle als noch vor einer Woche.“

Zu den Clustern und Ausbrüchen stellt die Stadt fest, dass dies vor allem mit Innenraumbezug stattfänden. Dazu zählten private Feiern und Veranstaltungen mit Tanz und Gesang, Hallensport und Ausbrüche in Heimen und Pflegeeinrichtungen. In Pflegeeinrichtungen waren gestern 56 Bewohnerinnen in Köln infiziert und davon 8 in Kliniken. Davon waren 45 geimpft und 11 ungeimpft. 46 Mitarbeiterinnen sind infiziert von denen 8 ungeimpft sind. Und es gibt hohe Inzidenzen bei den Kindern zwischen 5 bis 11 Jahren. 70 Prozent der Infizierten können nicht sagen wo sie sich infiziert haben könnten. Zum Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach stellt das Gesundheitsamt Köln fest: „Keine Fälle im Zusammenhang mit dem FC-Spiel bekannt. Aufgrund von Inkubationszeit, Abstrichzeitpunkt, Dauer von Auswertung, Übermittlung und Verarbeitung ist damit zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht zu rechnen.“

Die Sterblichkeitsrate im Zusammenhang mit dem Coronavirus liegt in Köln aktuell bei 0,99 Prozent und damit im Vergleich zu Deutschland deutlich niedriger.

Auch nach mehr als einem Jahr Pandemie muss allerdings festgehalten werden, dass sich bei den präsentierten Zahlen und damit Fakten, die zur Beurteilung in der Öffentlichkeit führen, feststellen lässt, dass diese nicht immer valide und konsistent sind. So sprach etwa Feuerwehrchef Dr. Miller heute von 59 Covid-Patient*innen auf Kölner Intensivstationen, während das DIVI-Intensivregister 49 meldet.