Köln | Traditionell wird am Pfingstsonntag der „Skulpturenpark Stammheim“ eröffnet – in diesem Jahr schon zum 16. Mal. 71 Arbeiten erwarten die Besucher, 20 davon sind neu. Diesmal gab’s auch wieder einen Preis: Der Kölner Andreas Erb gewann mit seiner Arbeit „Kontur“ 7.000 Euro im Wettbewerb „Schloss im Park“. Im Interview mit report-k: Hans Metzmacher, Jochen Ott und Volker Rapp mit Eindrücken vom Skulpturenpark Stammheim.

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Sind nicht zu übersehen: Die filigranen „Wolken“ aus bunten Trinkhalmen von Ursula Buchegger. Foto: ehu

80 mit Goldfolie verhüllte Bäume empfangen den Besucher, wenn er von Stammheim aus den Park betritt, der im nächsten Jahr seinen 200. Geburtstag feiert. Eine vorweg genommene Anerkennung für ein Park- und Kunst-Kleinod im rechtsrheinischen Kölner Norden. Vom Künstlerduo Immer wieder schön: die filigranen „Wolken“ aus Trinkhalmen.

Neu sind unter anderem Arbeiten von Gesine Grundmann (sie hat vor Ort aus einem Eichenstamm eine massive Kette gesägt), Johann Martin Winkelmann (er hat ein Beton-Fischstäbchen zwischen die Gold-Bäume gelegt) und Berthold Welter (sein Gebilde aus Basaltlava schwankt zwischen riesiger Baumfrucht und geheiminisvollem Wesen aus dem Kosmos). Eine alte Bekannte ist Ursula Buchegger: Ihre filigranen „Wolken“ aus bunten Trinkhalmen, aufgehängt in den Baumkronen, verzaubern auch diesmal wieder.

Am überzeugendsten sind die Arbeiten, die mit der Umgebung spielen, der Natur und der Nähe zum Rhein. Aber auch die zahlreichen Skulpturen, die auch an anderen Orten stehen könnten, sind durchweg von hoher Qualität – sei es das „Wächterpaar“ (Beate Haltern, weißer Beton), die fragile, ins Abstrakte tendierende Plastik „Erster Eindruck“ aus Metallschrott von Gaby Semtner, die ein Gesicht in die Luft zeichnet, oder Eveline Marksteins Betonguss-„Schnecke“, deren quadratisches Gehäuse den Blick des Betrachters nach innen zieht. Eine Spitze gegen Kölns Dauerbaustellen setzt Wlodek Stopa mit seiner Skulptur aus weiß-rot lackierten Holzlatten.

Alte Arbeiten holt sich die Natur mit der Zeit zurück

Anfangs auf Kölner Künstlerinnen und Künstler beschränkt, wird die Teilnahme schon seit Jahren international ausgeschrieben. Aus jeweils 100 bis 150 Bewerbungen werden im Schnitt 20 ausgesucht, für die dann ältere Arbeiten weichen müssen. Andere werden dem Lauf der Zeit überlassen, bis sie sich die Natur „zurückerobert“ hat. Besonders symbolhaft geschieht das mit dem „Buch“, das Tim Strunk 2012 aus dem Stumpf eines umgestürzten Baumes herausgemeißelt hat. Davon ist kaum etwas zu sehen – ein Gleichnis auf das Verschwinden der Printmedien im Zeitalter der elektronischen Kommunikation?

Das Wechselspiel zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit macht einen Besuch des Stammheimer Skulpturenparks immer lohnenswert. Hier präsentiert sich die Kunst mal heiter-poetisch, mal kritisch, mal im Spiel mit Form und Material, mal versteckt sie sich hoch oben im Laub, mal stellt sie sich fast brutal in den Weg. Zu verdanken ist sie – ganzjährig und eintrittsfrei – der Initiative„Kultur Raum Rechts“ (KRR). Unterstützt wird sie derzeit von der Stadt mit 5.100 Euro sowie 250 bis 300 Euro für jedes neue Kunstwerk.

Mit Betonsteinen den Standort des ehemaligen Schlosses nachgezeichnet

Mit dem Wettbewerb „Schloss im Park“ sollte das Schloss – 1944 von Fliegerbomben zerstört – in die „Gegenwart geholt“ werden, erklärt KKR-Sprecher Hans Metzmacher. Andreas Erb überzeugte die Jury mit seinen weißen Betonsteinen, die den Grundriss des alten Schlosses im Maßstab 1:50 aufgreifen. Mit ihnen zeichnet er dessen alten Standort nach.

Der Schlosspark steht heute mit seinen alten Bäumen unter Denkmalschutz. Ein Schandfleck ist immer noch das ehemalige Wohnheim „Ulrich Haberland“ des Bayer-Konzern, das seit Jahren leer steht und mittlerweile der Stadt gehört. Auf eine neue Nutzung – etwa als Senioren- oder Studentenheim – konnte man sich bislang nicht einigen. Bedenken bestehen auch wegen des nahen Klärwerks Stammheim. So verfällt das Gebäude immer mehr und wird zunehmend zum Anziehungspunkt für Sprayer. Die Kunst im Park scheint allerdings keinen Einfluss auf ihre Qualität zu haben.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Katy Schnee & Volker Rapp haben die zentrale Allee des Schlossparks vergoldet – leider nur für fünf Tage. | Foto: ehu