Köln | Das Wasser in Kölle is jot -heute. Anders als vor 30 Jahren. Die Sandoz-Katastrophe spülte etliche Schadstoffe in den Rhein. Eine der größten Umwelt-Katastrophen der letzten Jahre machte es den örtlichen Wasserwerken schwer, reines Trinkwasser zu gewinnen. Doch wie steht es aktuell um das Kölner Wasser?

Die Sandoz-Katastrophe

Vor 30 Jahren – am 1. November 1986 – geriet in der Schweizer Pharmafirma Sandoz eine Lagerhalle in Brand. Durch das Löschwasser wurden zehn bis 30 Tonnen Pestizide in den Rhein gespült, die allein mehr als 100.000 Aale vernichteten. Die Wasserwerke entlang des Rheins stoppten daraufhin die Wasserentnahme, um das Trinkwasser zu schützen – auch in Köln wurden die ufernahen Brunnen für einige Wochen lahmgelegt.

Die Öffentlichkeit und Politiker wurden durch die Sandoz-Katastrophe aufgerüttelt. Insbesondere für die Rheinwasserwerke zwischen der Schweiz und den Niederlanden war es von großer Wichtigkeit, die Wasserqualität des Flusses zu schützen und zu verbessern.

Die Situation hat sich verbessert

„Es hat sich unglaublich viel getan, die Situation hat sich um einiges verbessert“, sagt Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig, Geschäftsführerin der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins. Dennoch stellt sie heraus, dass man noch lange nicht fertig sei. „Wir haben noch längst nicht alles gemacht. Zum Beispiel an der Durchgängigkeit des Wassers, die Struktur der Gewässer.“

Des Weiteren würden Probleme durch die Auswaschung aus der Landwirtschaft entstehen. „Pestizide, Medikamente und Östrogene“ nennt Schulte-Wülwer-Leidig als Ziele der zukünftigen Bekämpfung.
Nicht nur das Wasser hat sich verbessert, auch die Artenvielfalt. „Nördlich des Rheins, zum Beispiel bei Köln, sieht man Fische, die man vor ein paar Jahren noch nicht gesehen hat. Der Sauerstoffgehalt im Rhein ist deutlich höher geworden.“, stellt Christoph Preuß, Unternehmenssprecher der Rheinenergie AG, fest.

Verschärfte Kontrollen

Und wie kann man herausfinden, dass alle Kommunen, Dörfer und Städte die Vorgaben einhalten und den Rhein sauber halten? „Jede Stadt ist selber dafür verantwortlich. Wir führen am Tag 20 000 Messungen durch. Dem Rhein geht es gut“, führt Preuß weiter aus. In Deutschland sei man sehr diszipliniert. Die Qualität des Wassers sei überall gleich hoch, lediglich die Inhalte würden sich unterscheiden.

Die Erholung des Rheins hat man in erster Linie dem Bau hochwirksamer mechanisch-biologischer Kläranlagen zu verdanken. Zudem wurden große Summen in die Abwasserreinigung investiert. Ein spezieller Warn- und Alarmdienst sorgt außerdem dafür, dass sich eine solche Katastrophe wie die von Sandoz aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wiederholen wird.

Schadstoffeinträge müssen verringert werden

Das größte Problem des Rheins sind mittlerweile die diffusen Schadstoffeinträge. Fast alle Pflanzenschutzmittel und gut die Hälfte der Schwermetalle, die im Fluss nachgewiesen werden können stammen aus diffuse Quellen.
Frau Schulte-Wülwer-Leidig von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins hatte bereits darauf hingewiesen. Es machen sich mehr und mehr Hormone, Antibiotika, Schmerzmittel oder übermäßiges Blutfett, im Oberflächenwasser breit. Ein Teil dieser Wirkstoffe scheidet der Körper unverändert aus und es gelangt so ins Abwasser und in die Flüsse. Obendrein werfen viele Menschen überzählige Pillen in das Abwasser.

Prof. Dr. Frank Sirocko vom Institut für Geowissenschaften der Universität Mainz verweißt auf männliche Fische in Flüsse, denen Eierstöcke wachsen. Menschen scheinen noch nicht darunter zu leiden, denn im Trinkwasser sind die Dosierungen bislang zu gering für einen nachweisbaren Effekt.

Ein Blick in die Zukunft

Sirocko sieht die Entwicklung der Wasserqualität kritisch: „Wir gehen mit unserem Wasser nicht nachhaltig um und in 20 bis 50 Jahren zahlen wir die Rechnung“.

30 Jahre nach der Sandoz-Katastrophe kann man dennoch zufrieden sein. Schulte-Wülwer-Leidig gibt die Divise für die nächsten Jahre vor: Weitermachen.

Autor: Alessa Maasjosthusmann, Lukas Kuite, Stefan Ehrhardt