Köln | Heute verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig einen „Stolperstein“ für den 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordeten Kölner Schüler Carl Benjamin vor dem Eingang des von ihm besuchten Gymnasiums Kreuzgasse. Dies geschah aufgrund einer Initiative der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums, die sich unter Anleitung ihrer Lehrerin Silke David bereits seit Jahren mit dem Schicksal ihrer während des NS-Regimes ermordeten Mitschülerinnen und Mitschülern beschäftigen. Der Stein war der erste von insgesamt 32 neuen Gedenksteinen, die Demnig in Köln verlegen wird.

An  der gleichen Stelle ist bereits ein solches Mahnmal in Gedenken an den Lehrer Isidor Caro in den Boden eingelassen. Die Patenschaft und somit auch die Kosten des Steins für Carl Benjamin übernahmen dessen Nichten. Die Gymnasiasten planen in den kommenden Jahren weitere „Stolpersteine“ für weitere ermordete Schüler zu verlegen. Anlässlich dieser Aktionen will das Gymnasium dann individuelle Feiern zu Ehren der Opfer veranstalten.

Demnig verlegt am 20. und 21. März 2013 an 20 Orten in Köln insgesamt 32 Stolpersteine. Dazu zählt auch die Wiederverlegung des ersten Kölner „Stolpersteins“ vor dem Historischen Rathaus Köln, der an die Deportation von Sinti und Roma erinnerte. Demnig verlegte den allerersten „Stolperstein“ am 16. Dezember 1992, dem 50. Jahrestag des Befehls Himmlers zur Deportation der Sinti und Roma, in Kooperation mit dem Verein Rom e.V. mit einer Kunstaktion vor dem Historischen Rathaus in den Boden einließ. In der Messingplatte auf dem Stolperstein waren die ersten Worte des Himmler-Erlasses von 1942 aufgebracht. Außerdem enthielt der hohle Stein den gesamten Text des Erlasses. Dieser „Stolperstein“ wurde 2010 von Unbekannten entwendet. Mit dem Berliner Verleger Stefan Graf Finck von Finckenstein konnte nun ein Pate für die Wiederverlegung dieses „Stolpersteins“ gefunden werden, den Demnig am Donnerstag verlegen wird.

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Hintergrund:

Mit dem Projekt „Stolpersteine“ soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die mit Messing überzogenen Steine tragen den Namen sowie Geburts- und Todestag der jeweiligen Person und werden an der jeweils letzten bekannten Adresse in den Boden eingelassen.  Bisher wurden europaweit über 37.000 solcher Gedenksteine angebracht, in Köln sind es nach der neuesten Aktion knapp 1.900. Am 4. Oktober 2005 erhielt der Künstler Demnig von Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement. Die Idee hinter dem Projekt sei es, so Demnig, aus Nummern wieder Namen zu machen.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Künstler Demnig bei der Verlegung des „Stolpersteins“ für den 1943 ermordeten Schüler Carl Benjamin