Arcade Fire in der Kölner Lanxess Arena. | Foto: Bopp

Köln | Die kanadische Indie-Rockband Arcade Fire spielte vor rund 4.000 Fans in der Kölner Lanxess Arena. Das Konzert, dass die Kritik als emotional bezeichnet, steht im Fokus von MeToo-Vorwürfen gegen den Frontmann Win Butler, der gemeinsam mit seiner Frau Régine Chassagne das Gesicht der Band ist. Die nimmt ihren Mann in Schutz und der spricht von einvernehmlichen Affären. Leslie Feist, die vor Arcade Fire auftreten sollte, verließ die Tour und war in Köln schon nicht mehr mit dabei.

Die 2001 in Kanada gegründete Band Arcade Fire ist im Rahmen ihrer „WE“-Tour in Deutschland unterwegs und bespielte den Kölner Musiktempel Lanxess Arena. 4.000 Fans waren gekommen und damit die Halle dünn besetzt. „WE“ ist das sechste Album der Band und die Lanxess Arena nach Tanzbrunnen, Gebäude 9 und Jugendpark, die größte Halle, die die Band bespielte. Es sollte nach der Corona-Pandemie eine große Tour nach 20 Jahren Bandgeschichte werden.

Arcade Fire wird als eine der größten Indie-Rock-Erfolgsgeschichten gefeiert. Alles begann in Mini-Clubs in Montreal und es folgte eine Weltkarriere bis hin zu einem Grammy. Es sind Win Butler, Sänger und Gitarrist und seine Partnerin, die der 2003 heiratete, die Multiinstrumentalistin Régine Chassagne, die die Band ausmachen. Auch der Bruder Will Butler gehörte bis zu einer einvernehmlichen Trennung zur Band. Da ist der Nimbus der Familienband und die Sehnsucht in ihren Songs nach etwas Echtem, die Fans faszinieren. Butler und Chassagne engagierten sich sozial. In der Szene haben sie das Attribut Wohlfühlband. Etwas, was sie auch am Abend in Köln hinbekamen, daher sprechen Kritiker von einem emotionalen Abend.

Zudem verklärt vor allem Win Butler gerne Musik und Kunst der Alben und überhöht diese durch moralische Instanzen. So erklärt Butler den Titel von „WE“ mit einem Traum von Martin Luther King Jr.. Nach der Veröffentlichung der zweiten Single „Unconditional I (Lookout Kid)“ twitterten Arcade Fire dass der Song eine Art Erinnerung daran sei seinem Herz, Verstand, Körper und Seele zu trauen. Und im nächsten Tweet erteilten sie die Absolution mit „No one´s perfect“.

Dann kam die Veröffentlichung im Online-Portal „Pitchfork“. Es wurden Vorwürfe gegen Win Butler formuliert: Sein Ruf sei tugendhaft, sein Verhalten abseits der Bühne nicht. Es geht um die Vorwürfe von drei jungen Frauen im Alter zwischen 18 und 23 Jahren, die dem damals 36 bis 39 Jahre alten Butler Fehlverhalten vorwerfen. Dazu gibt es Vorwürfe einer non-binären Person. Butler bestätigte sexuelle Kontakte zu den vier Personen, spricht aber von Einvernehmlichkeit und dass er diese nicht initiiert habe. Zudem sprach er gegenüber dem Portal von einer Zeit in der Alkohol und Depression ihm zusetzten. Régine Chassagne unterstützt ihren Mann und teilte gegenüber „Pitchfork“ mit: „Er ist vom Weg abgekommen und hat seinen Weg zurückgefunden.“ Eine ausführliche Beschreibung der Vorwürfe und Entgegnungen fasst „Pitchfork“ zusammen (Englisch): https://pitchfork.com/news/arcade-fires-win-butler-accused-of-sexual-misconduct-by-multiple-women-frontman-responds/

Kölner Fans auf Twitter

Die Fans reagierten schon im Vorfeld auf die MeToo Vorwürfe. So schrieb ein Fan, dass er im Feist-Shirt zum Konzert gehen werde. Andere Fans berichten von einem wirklich guten Konzert und sprechen davon, dass das Konzert mehr Publikum verdient hätte. Andere Fans loben den hymnenartigen Indie-Pop als unterhaltsames Gesamtkunstwerk. Zudem stellen sie fest, dass die Halle für die Kanadier überdimensioniert war. Ein anderer Fan unterstreicht dies und bezweifelt, dass die Lanxess Arena nur wegen der MeToo Vorwürfe leer gewesen sei.

red01