Köln | Ein Festival für Tanz und Theater aus Afrika: Was 2011 als Wagnis begann, gehört inzwischen zum festen Veranstaltungsreigen in Köln. In diesem Jahr steigt das „africologne-festival“ schon zum 4. Mal. 75 Künstler aus 14 Ländern kommen vom 14. bis 24. Juni 2017 zu diesem nicht einmaligen Kulturereignis. Der Vorverkauf hat begonnen.

Nicht nur die Besucherzahlen sind im Zwei-Jahresrhythmus langsam gestiegen. Die nationalen und internationalen Kontakte wurden ausgebaut – sogar ein Gastspiel in Düsseldorf gibt es diesmal. Immer mehr afrikanische Ensemble fragen nach, ob sie hier auftreten können. Und in Köln gibt es immer mehr Spielorte. Festivalzentrum ist der Stadtgarten.

Festival wird in der Oper im Staatenhaus eröffnet

Erstmal dabei ist – und das ist durchaus spektakulär – die Oper: Im Staatenhaus findet die Eröffnungsvorstellung statt. Mit der multinationalen Tanztheater Koproduktion „Kalakuta Republika“ wird an Fela Kuti erinnert: der nigerianische Musiker – er starb 1997 – gilt als Erfinder des Afrobeats. Er spielte auch eine wichtige politische Rolle, umstritten ist allerdings sein Verhalten gegenüber Frauen. Die Inszenierung hatte ihre Uraufführung gerade erst in Paris.

Der Gründungsgedanke für das Festival gilt immer noch. „Wir wollen zeigen, dass in Afrika nicht nur Krieg, Armut und Korruption herrschen und unser Bild bestimmen. Es gibt dort auch eine reiche und lebendige Kulturszene“, erklärt Gerhardt Haag, der das Festival ins Leben gerufen hat. Doch spiegeln sich die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in allen 13 Produktionen wieder, die in diesem Jahr auf dem Programm stehen. Gesprochen wird meist Englisch oder Französisch – der Text wird in „Übertiteln“ ins Deutsche übersetzt.

Ein kleiner „Themen-Schwerpunkt“ gilt dem französischen Schriftsteller und Politiker Aimé Césaire (1913 – 2008). „Zurück ins Land der Geburt“, eines seiner Gedichte, wurde zu einem Solostück dramatisiert, eine Lesung gibt Einblick in sein Schriften. „Seine Kritik am Kolonialismus ist heute so aktuell wie damals“, so Haag.

Im Kinderprogramm haben die Eltern Eintrittsverbot

Ein umfangreiches Begleitprogramm umrahmt das Festival. Es gibt das Dialogforum „Fake Democracy“, Filme, Lesungen, einen Tanzworkshop. Und erstmals ein Angebot nur für Kinder von sechs bis zehn Jahren: Der Musiker Jul Sanwidi (Burkina Faso/Deutschland) und der Schauspieler Bernhard Bauer (zur Zeit in „Die Wunderübung“ im Theater im Bauturm zu sehen) laden zu einer abenteuerlichen Flugreise ein. Die Eltern können in dieser Zeit im Rautenstrauch-Joest-Museum die Lesung eines jungen Autors aus Burkina Faso hören.

Das Festival hat es sogar in die Wissenschaft gebracht: Ein Forschungsprojekt mit dem Titel „Global Blues“ soll untersuchen, wie Künstler aus unterschiedlichen Kulturen auf Augenhöhe miteinander arbeiten können. Sieben Künstler sollen hier im Laufe von drei Wochen eine Antwort finden. Das Thema Geld als Machtfaktor – sprich Entwicklungshilfe – wird dabei eine wichtige Rolle spielen.

Stadt unterstützt africologne mit 30.000 Euro

Ohne Geld läuft auch bei diesem Festival nichts. Anders als in den Vorjahren ist die Finanzierung diesmal größtenteils gesichert, wenn auch noch weiter Sponsoren gesucht werden. Die Kulturstiftung des Bundes trägt über die Hälfte des Etats. Je 30.000 Euro kommen vom Land und der Stadt, was fast 20 Prozent ausmacht. Allerdings läuft die Unterstützung durch den Bund 2019 aus. Doch Kölns Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach versprach Unterstützung auch für das 5. africologne-festival.

Wurde das Festival bislang vor allem durch das Theater im Bauturm getragen, findet es jetzt erstmals in eigener Trägerschaft statt. Nachdem Haag im Vorjahr als Chef des Theaters an der Aachener Straße zurücktrat, wurde der Trägerverein Afrotopia gegründet.

Autor: ehu | Foto: africologne-festival
Foto: Szene aus „Kalakuta Republika“: Eine Hommage an den nigerianischen Musiker Fela Kuti.