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Wiesbaden | dts | Knapp 8,5 Millionen Personen in Deutschland leben in überbelegten Wohnungen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Weil es einen Methodenwechsel gab, sei ein Vergleich mit dem Vorjahr nicht möglich, so die Statistiker.

Als „überbelegt“ gilt eine Wohnung nach neuer europäischer Definition, wenn darin mindestens einer der folgenden Räume nicht vorhanden ist: ein Gemeinschaftsraum, ein Raum pro Paar, das in dem Haushalt lebt, ein Raum für jede weitere Person ab 18 Jahren, ein Raum für zwei Kinder unter 12 Jahren, ein Raum für zwei Kinder desselben Geschlechts zwischen 12 und 17 Jahren oder ein Raum je Kind zwischen 12 und 17 Jahren, wenn sie unterschiedlichen Geschlechts sind. Die Überbelegungsquote beträgt laut der neuen Daten bundesweit 10,3 Prozent. In den deutschen Städten waren es 15,0 Prozent, auf dem Land lediglich 5,8 Prozent der Bevölkerung.

Auch Alleinlebende können zu wenige Wohnräume zur Verfügung haben und damit in einer überbelegten Wohnung leben: Gemäß europäischer Definition muss ein Ein-Personen-Haushalt mindestens zwei Zimmer haben, etwa ein Wohn- und ein Schlafzimmer, damit die Wohnung nicht als „überbelegt“ gilt. Demnach wohnten 13,0 Prozent der Alleinlebenden in Deutschland 2020 in überbelegten Wohnungen, also beispielsweise in Ein-Zimmer-Appartements. Unter den Haushalten ohne Kinder waren Alleinlebende damit am häufigsten betroffen.

Demgegenüber lebten nur 2,4 Prozent der Menschen in Haushalten mit zwei Erwachsenen in überbelegten Wohnungen. Unter den Haushalten mit Kindern war die Überbelegungsquote bei Alleinerziehenden-Haushalten mit 29,9 Prozent am höchsten. Demgegenüber wohnten nur 7,3 Prozent der Haushalte mit zwei Erwachsenen und einem Kind sowie 8,0 Prozent der Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern in solchen Verhältnissen.

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre stellten mit 16,4 Prozent die Altersgruppe, die am häufigsten zu beengt wohnt. Damit lebte 2020 knapp jede sechste minderjährige Person in Deutschland in einer überbelegten Wohnung. Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren lagen mit einem Anteil von 11,0 Prozent leicht über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (10,3 Prozent).

Dagegen lebten nur 3,0 Prozent der ab 65-Jährigen in überbelegten Wohnungen. In wirtschaftlich schwachen Staaten der Europäischen Union (EU-27) lebten die Menschen im Jahr 2020 am häufigsten in überbelegten Wohnungen: Rumänien (45,1 Prozent) und Lettland (42,5 Prozent) waren die EU-Staaten mit den höchsten Überbelegungsquoten. Die Inselstaaten Zypern (2,5 Prozent) und Malta (4,2 Prozent) hatten dagegen EU-weit am wenigsten mit Überbelegung zu kämpfen.

Für Irland und Italien lagen noch keine Überbelegungsquoten vor.