Köln | Er ist auf der ganzen Welt bekannt: Thomas Baumgärtel, Bananensprayer aus Köln. Seine Banane ist begehrt. Begehrt an den Orten, an denen er sie sprüht. Galerien und Kunstorte auf der ganzen Welt sind nachgerade entzückt, wenn ihr Ort mit der gesprayten Banane von Baumgärtel geadelt wird. Ganz anders in Köln. Da wird der Bananensprayer angezeigt. Von einem Immobilienunternehmer. War da nicht mal was mit Kunststadt Köln und der ach so wichtigen Kreativszene und der so offenen Kölner Gesellschaft?
Die Polizei Köln hat Fotos. Allerdings nicht ausgedruckt, sondern nur gespeichert, wie der Stempel auf der Strafanzeige aufzeigt. Das Delikt: Sachbeschädigung durch Graffiti auf Straßen, Wegen und Plätzen in der Beamtendeutsch-Kurzbezeichnung „Sachbesch.Straß“ genannt. Drei Beamte sind mit der Strafanzeige beschäftigt ein Polizeikommissar, ein Polizeihauptkommissar und ein KA, was auch immer das Kürzel meinen mag. Die Tatzeit wird mit drei Tagen angegeben: Vom Freitag, den 20. November bis Montag 23. November.
Künstler Baumgärtel hätte gerade im Museum Goch zu seinem 60. Geburtstag geehrt werden sollen, aber ach ja, das geht ja nicht. Kultur wegen Corona geschlossen. Baumgärtel hatte gar nicht weit entfernt vom Tatort einmal sein Atelier, nachdem er vom Clouth Gelände weiterziehen musste. Wie kam es zur sittenwidrigen Tat? Baumgärtel ließ sich durch das Zentralwerk der Schönen Künste führen und wie es so ist, ist es es so gekommen, dass dem Künstler dieses gefiel. Damit zeichnete er diesen Ort der Kunst mit seiner gesprayten Banane als besonderen Kunstort aus. Baumgärtel zu diesem Kunstort: „Wenn dieser Ort sensibel als Kunstort erhalten bleiben könnte, hätte er sicherlich die Chance in die Liga eines Weltkulturerbes wie die Zeche Zollverein oder die Völklinger Hütte aufzusteigen. Diese Chance sollten wir in Köln nutzen!“ Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen und erklärt die Banane..
Es bleibt angesichts nicht nur dieser Geschichte festzustellen, dass Köln sich vielleicht nicht mehr so sehr als Kunststadt, Medienstadt oder Raum für Kreativwirtschaft international vorstellen sollte, sondern als die Superstadt der in Immobilien-Macherinnen und -Macher. Außer, ja außer, es raffen sich die auf, die begriffen haben, dass die Kunst-, Medien- und Kreativstadt, den Nährboden für die exorbitant lukrativen Immobiliendeals lieferte und in Zukunft liefern wird. Dann gilt es allerdings auch, dass Verwaltung, Politik, Gesellschaft und Stadtspitze Immobilien-Macherinnen und Machern nicht nur Grenzen aufzeigen, sondern sie dezent aber wirksam auf diesen so einfachen Zusammenhang hinzuweisen.
Autor: Andi Goral
Foto: Thomas Baumgärtel vor der gesprayten Banane, die der Immobilienmakler zur Anzeige brachte