Charlotte | Der Chef des zweitgrößten US-Geldhauses, Bank of America, hat sich dafür ausgesprochen, das strikte US-Regelwerk für Kreditinstitute zu lockern: „In den vergangenen Jahren haben wir die Bankbranche deutlich sicherer und solider gemacht“, sagte Vorstandschef Brian Moynihan dem „Handelsblatt“. „Aber die Frage ist, ob wir das ausreichend mit einem anderen Ziel austariert haben, und zwar die Wirtschaft und das Wachstum durch die Kreditvergabe und den Kapitalmarkt zu unterstützen.“ Vor einigen Wochen hatte US-Präsident Donald Trump mit einem Dekret bestimmt, die nach der Finanzkrise verabschiedeten sogenannten Dodd-Frank-Regeln für Banken zu lockern.

Moynihan machte sich dafür stark, die einzelnen Regeln jeweils darauf abzuklopfen, welchen Nutzen sie haben und welche Kosten sie verursachen. „Die Frage ist, ob wir mittlerweile nicht zu viele Regeln aufgetürmt haben und was sich daraus für ein Gesamtgebilde ergibt“, sagte er. Moynihan plädierte vor allem dafür, die sogenannte Volcker Rule zu ändern, sprich das Gesetz welches es den Banken verbietet, auf eigene Rechnung mit Finanzprodukten zu handeln.

„Wenn sechs Aufsichtsbehörden unterschiedliche Auffassungen darüber haben, wie diese Regel interpretiert werden soll, verursacht das für uns hohe Kosten. Wir brauchen daher eine Debatte darüber, wie die Regel angewendet wird“, forderte er. Zugleich sprach sich Moynihan dafür aus, die bislang weltweit weitgehend unregulierten Schattenbanken stärker unter die Lupe zu nehmen.

„In bestimmten Volkswirtschaften sind die schnell wachsenden und manchmal hoch verschuldeten Schattenbanken ein Riesenthema, dem wir mehr Beachtung schenken sollten. Das ist eine große Sorge“, sagte er. „Prinzipiell sollte gelten: Jeder, der Einlagen annimmt und Kredite vergibt, egal ob Fintech oder Hedgefonds oder Bank, sollte reguliert werden.“

Autor: dts