Köln | Der Brand in der Rheinland Raffinerie ist gelöscht, die fertigen Textbausteine in den Pressemitteilungen des Unternehmens, der Stadt Köln und vor allem auch der Berufsfeuerwehr Köln zusammengefügt, mit allen Entscheidungsebenen abgestimmt und verschriftet. Wer kritisch auf diesen Vorfall, aber auch auf den Brand bei Ineos im Kölner Norden oder die Maggi-Geruchsnummer schaut, findet Parallelen und muss sich die Frage stellen, ob das Führungsteam der Kölner Feuerwehr Stephan Neuhoff, der bald in den Ruhestand geht und sein derzeitiger Vize Feyrer, der seinen Platz 2014 einnehmen wird, ihre Einsätze analysieren und daraus lernen und vor allem die Kölner Bevölkerung endlich schnell und umfassend warnen. Dabei liegt die Betonung auf so schnell wie möglich warnen und nicht auf umfassend informieren und beschwichtigen. Der BUND kritisiert das Unternehmen Shell für seine Informationspolitik.

Hinweis der Redaktion: Am Ende des Artikels dokumentieren wir eine Anfrage von report-k.de an das Innenministerium NRW zu aktuellen Warn- und Gefahrenhinweisen in NRW und die übliche Praxis.

Vergleichen wir den Brand bei Ineos

Es war der 17. März 2008. Es war ein verheerendes Feuer, dass in dem 3000 Kubikmeter fassenden Vorratstank des Unternehmens Ineos auf dem Bayer Chempark brannte. Über neun Stunden lang. Es brannte Acrylnitril. Hochgiftig. Außer der auf einem Erlass des Innenministers fußenden Verbreitung durch den Hörfunk in diesem Fall WDR 2 und Radio Köln wurden alle Kölner Medien erst um kurz vor 18:00 Uhr über eine Pressekonferenz auf dem Gelände der Ineos informiert. Dies geschah mit dem so genannten Presseruf, einem SMS Service mit dem man Medien zu Ereignissen einlädt, bei denen sich die Kölner Feuerwehr eine Berichterstattung wünscht. Fast 3,5 Stunden Funkstille, in der eine dichte schwarze Rauchwolke quer über Köln hinwegzog.

Das Maggiwolken-Desaster

Am 11. Juni 2013 ab etwa 6 Uhr morgens überzog Köln eine übelriechende Wolke, die als Würzgeruch oder Maggi-Geruch beschrieben wurde. Ursache war ein Brand in einem Chemiewerk in Neuss. Aktiv informierte auch in diesem Fall die Kölner Feuerwehr nicht die Kölner Bevölkerung und suchte bis 14 Uhr nach der Ursache des Gestankes. Auch bei den Bränden in einer Müllsortieranlage in Köln-Niehl, der letzte am 6.7.2013, gab es eine Bevölkerungswarnung lediglich über Radio. Allerdings löste man hier immerhin für Fotos den SMS-Presseruf aus.

Über eine Stunde bis zur Warnmeldung an alle Medien

Gestern nun brannte ein Tank der gleichen Größe wie bei Ineos, allerdings mit Toluol gefüllt, bei Shell in Godorf. Die Bilder der Rauchwolke glichen sich fast, nur zog diese, dieses Mal in die andere Richtung. Man habe im näheren Umfeld die Sirenen ausgelöst und Radiodurchsagen veranlasst, also wieder Plan A, rechtlich richtig den Erlass des Innenministers Jäger umgesetzt. Und die anderen Medien, außer WDR 2? Besorgte Mitbürger haben angerufen, wie Kollegen erklärten. Bei report-k.de war es reiner Zufall, dass die Redaktion von dem Vorfall gegen 15:40 Uhr erfährt, weil man wegen einer Recherche gerade mit der Polizei telefoniert. Der Brand oder die Explosion ereignete sich zur Erinnerung um 15 Uhr. Um 15:55 Uhr schickt das Unternehmen Shell auf telefonische Nachfrage eine Pressemitteilung. Um 16:05 Uhr die Stadt Köln die Warnung per E-Mail. (Beide Texte finden sich als Original am Ende des Textes)

Ab Kenntnis des Störfalls versuchte die Redaktion von report-k.de die Kölner Feuerwehr telefonisch zu erreichen. Zunächst über die bekannte Nummer des Pressesprechers. Diese war aber nicht besetzt. Über die Zentrale der Feuerwehr erfuhr man, dass der Pressesprecher im Urlaub sei, eine telefonische Weiterleitung war nicht eingerichtet. Der Versuch der Feuerwehrzentrale zum Vertreter durchzustellen endete auf dessen Anrufbeantworter. Es benötigte weitere vier Anrufe bei der Berufsfeuerwehr Köln bis 16:02 Uhr, bis verifiziert werden konnte, dass es eine Bevölkerungswarnung gab. Also eine Stunde nachdem das Ereignis gestartet war und übrigens 23 Minuten bevor man das Feuer als unter Kontrolle gemeldet hatte. Dabei wäre es so einfach alle Kölner Redaktionen binnen einer Minute zu informieren, über den SMS Presseruf.

Informationspolitik wie im Mittelalter

Rein rechtlich haben die Verantwortlichen der Feuerwehr Köln, wegen des Innenminister-Erlasses nicht falsch gehandelt. Das man die Sirenen auslöst um die gerade in diesem Moment nahe an der Unglücksstelle befindliche Bevölkerung zu warnen, sicher sinnvoll. Aber in einer mobilen Gesellschaft ist es vermessen zu glauben, dass dann alle Menschen dies mitbekommen haben, vor allem wenn ich in einem begrenzten Gebiet auslöse. Von Meschenich brauche ich mit dem Wagen fünf Minuten nach Godorf. Das diese irrige Annahme der Feuerwehr stimme, konnte man daran erkennen, dass wenn man in Richtung Godorf kurz nach 16 Uhr unterwegs war, deutlichen Benzingeruch wahrnehmen konnte, dies aber im Umfeld einer Raffinerie erst einmal niemand für ungewöhnlich hält. Also steigt man vor dem Möbelhaus, oder dem Cash und Carry Markt, dem Karnevalsmarkt, auch mit kleinen Kindern aus oder fährt mit dem Fahrrad die Godorfer Hauptstraße entlang. Wie so viele der Bürgerinnen und Bürger dies auch getan hatten, oder sich einen Schal vor den Mund hielten um den Gestank zu ertragen. Denn man hat die einmal ausgelöste Sirene ja nicht gehört und im Radio kommt die Meldung, wenn ich überhaupt die beiden Sender höre, alle 30 Minuten. Also, selbst wenn ich die schwarze Wolke noch gesehen habe, konnte ich mich als Bürger nicht zeitgleich informieren, denn wenn ich mein Smartphone angeschaltet hatte, waren etwa Online Medien noch nicht informiert. Im Mittelalter und auch noch später, als die Menschen nicht so mobil waren, war die Sirene sicher eine gute Idee. Heute muss ich dafür sorgen, dass ich meine Mitteilung von Anfang an breiter streue, um die Bevölkerung wirkungsvoll zu schützen. Und die Menschen schauen sofort online nach, was passiert ist und wie sie sich verhalten sollen.

Die Messergebnisse der Feuerwehr – intransparenter gehts nicht mehr

Nach jedem Brand, auch bei Ineos, zumindest zu Beginn, gibt die Kölner Feuerwehr die immer gleiche Losung aus: Alles unter der Nachweisgrenze und wir messen, oder wir haben gemessen. Wo, was, wann, wie sie misst, teilt sie nicht transparent mit. Übrigens auch nicht im Nachhinein. Dies gilt den Verantwortlichen an der Spitze der Wehr dann immer als Argument, warum man nicht schnell und breit gewarnt habe, getreu des kölschen Mottos „Es hätt noch immer jotjejangen“ und war doch alles gar nicht so schlimm, nur wenn Sie Asche finden ziehen Sie Handschuhe an. (So der Tipp der Stadt Köln). Aber woher weiß Stephan Neuhoff , sein Vize Feyrer oder ihre Oberbeamten zu Beginn ihres Einsatzes, was in der schwarzen Wolke ist? Können Sie nicht wissen, also wäre ihre erste Pflicht die umfassende Warnung. Hier sei noch einmal an die Maggiwolke erinnert und wie lange die Analyse dauert und wie lange die Verantwortlichen der Wehr im Dunklen tappten. Die Warnung könnte ein einfacher deutscher Satz sein: „Es brennt mit starker Rauchentwicklung, bitte Türen und Fenster geschlossen halten“, per SMS an alle schnellen Medien, über deren Kanäle bis hin zu Social Media an die Bürger, die dies dann auch weiterverbreiten. So etwas nennt man Schneeballsystem, übrigens funktioniert dies großartig, wie man es täglich rund um den Globus beobachten kann. Also die größtmögliche Verbreitung. Und dies so schnell wie möglich. Bei der Berufsfeuerwehr Köln und der Stadt Köln dauert diese Warnung über eine Stunde nach dem Beginn des Ereignisses. Aber der Text ist dann mit dem städtischen Presseamt und allen Dienststellen über den Dienstweg diskutiert, abgestimmt, verschriftet und vor allem schriftlich dokumentiert. Die Bürger der Stadt Köln, auch daran muss in diesem Zusammenhang erinnert werden, lassen sich die Feuerwehr Köln jedes Jahr über 90 Millionen Euro kosten. Die Bürger haben ein Recht auf schnelle Warnung und transparente Darstellung der Ergebnisse im Nachgang.

Aber auch das Unternehmen Shell und die Bezirksregierung Köln, die für Unternehmen die der Störfallverordnung unterliegen zuständig ist, sind hier in der Pflicht, entsprechende Verteiler aufzubauen, um regionale Medien schneller und vor allem aktiv zu informieren. Um 16:25 Uhr hielt man übrigens von Seiten der Shell aus eine unangekündigte Pressekonferenz mit dem Produktionsleiter ab.

Man mag sich nicht ausmalen, wie es mal ist, wenn die Werte nicht unter der Nachweisgrenze sind.

Dokumentation der Erstmeldungen an alle Kölner Medien

Die Shell-Meldung per E-Mail von 15:55 Uhr

Brand in der Raffinerie Godorf

Köln-Godorf, 09.01.2014 – Heute Nachmittag gegen 15.00 Uhr ist ein Tank der Rheinland Raffinerie der Shell Deutschland Oil GmbH in Köln-Godorf in Brand geraten. Dabei ist es zu dunkler Rauchentwicklung über dem Werk gekommen.

Die Werksfeuerwehr, Berufsfeuerwehr und Polizei sind vor Ort.

Es ist Sirenenalarm ausgelöst worden. Die Anwohner der Raffinerie werden gebeten, Türen und Fenster zu verschließen und sich bis auf weiteres nicht im Freien aufzuhalten.

Bei dem betroffenen Tank handelt es sich um einen Toluol-Tank.

Die Raffinerieleitung bedauert den Vorfall zutiefst.

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Die Meldung der Stadt Köln um 16:05 Uhr per E-Mail

Explosion bei Shell in Köln-Godorf

Fenster und Türen geschlossen halten – Feuerwehr ist mit Messfahrzeugen vor Ort

Am heutigen Donnerstag, 9. Januar 2014, gegen 15 Uhr hat es auf dem Gelände der Shell-Raffinerie in Köln-Godorf eine Explosion mit einer anschließenden starken Rauch-entwicklung gegeben. Die Berufsfeuerwehr ist mit mehreren Luftmessfahrzeugen vor Ort. Aufgrund der Windrichtung aus Südwesten zieht die Rauchwolke über das südliche Kölner Stadtgebiet in nordöstlicher Richtung weiter. Die Feuerwehr bittet alle Anwohner im genannten Bereich Fenster und Türen geschlossen zu halten, sich nicht im Freien aufzuhalten und für weitere aktuelle Informationen Radio Köln zu hören. Im Umfeld der Shell kommt es zu Straßensperrungen. Die Feuerwehr hat ein Bürgertelefon eingerich-tet: 0221 / 221-0. Weitere Informationen folgen umgehend, sobald Aussagen zur Rauchwolke und zu weiteren Einzelheiten gemacht werden können.

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April 2012: Fragen von report-k.de und Antworten des Innenministeriums NRW zu Warn- und Gefahrenhinweisen

„Das Radio als Informationsquelle ist seit Jahrzehnten im Bewusstsein der Bevölkerung fest verankert“

Im Rahmen eines Kölner Sirenentest im April 2012 hat die Redaktion von report-k.de eine Anfrage zur derzeitigen Warnpraxis in NRW an das zuständige Innenministerium gestellt. Wir dokumentieren Fragen und Antworten aus dem Ministerium. Die Antworten stammen von Claudia Roth von der Pressestelle des Innenministeriums. Vorangegangen war eine Anfrage im Dezember 2011.

Am 14. April 2012 wird die Stadt Köln wieder ihre 77 Sirenen testen. In der Notfallanleitung die man dazu herausgibt bittet man die Bevölkerung in Notlagen ausschließlich das Radio anzuschalten. Auch in Notfallanleitungen, etwa auf  Wikipedia gibt es den Hinweis ein Transistorradio mit Batterien bereit zu halten. In Nordrhein-Westfalen fußt die Notfallalarmierung auf einem Erlass des Innenministeriums, der eine Information alleine über den Sender WDR 2 vorsieht. Dieser hat nach eigenen Angaben eine Reichweite von, wir zitieren: „WDR 2 wird montags bis freitags von 3,18 Millionen Menschen ab zehn Jahren in NRW gehört.D ie Tagesreichweite liegt bei 19,9 Prozent.“ (Meldung des WDR vom 7. März 2012,http://www.wdr.de/unternehmen/programmprofil/quoten/hoerfunk/presse.jsp) 74,4 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen haben einen Internetzugang, 26,4 Prozent nutzen in Deutschland das mobile Internet. (N-onliner Atlas 2011, der Initiative D 21)

report-k.de: Haben Sie eine aktuelle Studie, oder Zahlen die eine Aussage darüber treffen, wie viele Menschen heutzutage über batteriebetriebene Transistorradios in Deutschland, bzw. Nordrhein-Westfalen und speziell in Köln verfügen?
Claudia Roth: Die Warnung der Bevölkerung im Gefahrenfall ist eine Aufgabe der zuständigen Behörde, das kann die Gemeinde, der Kreis oder die kreisfreie Stadt sein. Sie entscheidet, ob bei einem Ereignis eine Warnung oder vorsorgliche Information der Bevölkerung über die Medien zu veranlassen ist. Dabei legt sie auch fest, ob die Meldung regional, überregional oder landesweit durch einen oder mehrere Lokalsender zu verbreiten ist.

Warnungen oder vorsorgliche Informationen der Bevölkerung über die Medien sind immer dann zu veranlassen, wenn als Folge eines Ereignisses oder einer allgemeinen Gefährdungslage wie die Ausbreitung einer Schadstoffwolke Lebens- oder erhebliche Gesundheitsgefahren für eine größere Gruppe von Personen unmittelbar bevorstehen oder zu befürchten sind und eine Warnung oder vorsorgliche Information auf andere Weise nicht angemessen erreicht werden kann.

Bei Einsätzen der Feuerwehr obliegt die Aufgabe der Warnung bei der Gemeinde.

Bei Großereignissen und im Katastrophenfall ist es Sache der Kreise, die Bevölkerung zu warnen. Jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt hat nach den dortigen Besonderheiten und Risiken aus den denkbaren Warnmitteln eine angemessene Mischung zu entwickeln und zu verantworten. Dazu gehören auch Lautsprecherdurchsagen. Die Gefahrenabwehrbehörde kann auch weitere Festlegungen treffen, wie sie die Anwohner im Gefahrenfall warnt, z.B. über das Internet.

Ist es angesichts der Zahlen über die Verbreitung und Akzeptanz des Internets im 21. Jahrhundert und seiner hohen Verfügbarkeit durch Akkubetrieb bei Laptops und mobilen Endgeräten noch zeitgemäß alleine auf das Radio zu setzen?
Das Radio als Informationsquelle ist seit Jahrzehnten im Bewusstsein der Bevölkerung fest verankert. Es ermöglicht eine umfassende Information begleitet von Handlungsanweisungen. Mit der Nutzung sind alle Altersschichten vertraut. Ein Transistorradio bietet überdies den Vorteil, dass es auch bei längeren Stromausfällen netzunabhängig und ortsungebunden seinen Dienst versieht. Der Empfang des Radioprogramms ist häufig auch über Internet bzw. mobile Endgeräte möglich.

Welche Überlegungen tätigt Ihre Behörde hinsichtlich der neuen Medien (die ja gar nicht mehr so neu sind, das Internet wird Studien zu Folge schon häufiger genutzt als das Radio und nicht nur in jüngeren Zielgruppen) und Handlungsempfehlungen im Notfall?
Bundesweit wird nach neuen Warnsystemen gesucht, in denen neben dem Aspekt des Weckeffekts verschiedene Informations- und Kommunikationssysteme kombiniert werden können. Der Arbeitskreis „Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophen-Warnung der Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung“ der Innenministerkonferenz hat eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundes und aller interessierten Länder einberufen.

Ziel der Arbeitsgruppe ist es, ein einheitliches Warnsystem zu schaffen, das auf dem schon genutzten, satellitengestützten Informationssystem (SatWaS) aufbaut. Im Endausbau werden die Leitstellen die Möglichkeit haben, vorgefertigte Warnmeldungen zeitgleich an alle verfügbaren Warnmittel, die beteiligten Sendeanstalten (TV, Radio) und die übergeordneten und benachbarten Gefahrenabwehrbehörden zu senden. Der Übertragungsweg verläuft per Satellit über das Folgesystem MoWaS (Modulares Warnsystem). Warnmittel können dabei Sirenen sein, aber auch Rauchwarnmelder, Pager, Handys, Radios, Internet etc. Ein vom Fraunhofer Institut vorgestelltes System beruht z. B. auf einer Technologie, die es ermöglicht, im Katastrophenfall die Hupen geparkter Autos auszulösen. Die Idee dahinter nutzt das Notrufsystem »eCall«, das demnächst zur Ausrüstung jedes Neuwagens gehören soll. Entwickelt wurde »eCall« ursprünglich, um die Zahl der Unfalltoten zu reduzieren.

Unverzichtbar ist aus Sicht Nordrhein-Westfalens jedoch der Weckeffekt, den bisher hauptsächlich Sirenen gewährleisten konnten. Eine flächendeckende Versorgung mit Sirenen aber erscheint nicht mehr überall erforderlich, da weitere Warnmittel das System ergänzen. Wecken bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur Aufwecken zu nächtlicher Stunde sondern auch am Tage der Hinweis, die Straße zu verlassen, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten, Türen und Fenster zu schließen und sich über die Medien zu informieren.

Das modulare Warnsystem startet nun mit mehreren Pilotbehörden in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Diese Pilotbehörden werden im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit der notwendigen Technik für das Senden und Empfangen über MoWaS ausgerüstet. Nordrhein-Westfalen ist an diesem Pilotprojekt mit den Leitstellen in Köln und im Kreis Steinfurt beteiligt. Die Installation der Hardware in diesen Leitstellen ist im Herbst 2011 erfolgt.

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich daneben auch mit Fragen der Rahmenbedingungen, z. B. einheitlichen Warnsignalen und Mustertexten. Das künftige Warnsystem muss zu landesweiter Warnung ebenso in der Lage sein wie zu kleinräumigen Warnungen, z. B. bei Schadstoffaustritten.

Ist der Erlass des Innenministers noch zeitgemäß?
Bis solche Systeme erprobt und – auch im Bewusstsein der Bevölkerung – etabliert sind, wird es bei den bisherigen Verfahren bleiben. Die zielgerichtete Information und Warnung der Bevölkerung wird auch zukünftig über die Medien sicher gestellt.

Autor: Andi Goral