Karlsruhe | EnBW-Chef Frank Mastiaux will die führende Rolle des Konzerns im Gasmarkt für das Zukunftsgeschäft mit Wasserstoff nutzen. „EnBW wird in den kommenden zehn Jahren das Gas-Engagement zum Wasserstoff-Engagement umbauen“, sagte Mastiaux dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Der EnBW-Chef will dafür unter anderem die Tochter Verbundnetz Gas (VNG) nutzen, einen der größten Gasgroßhändler des Landes.

„Schon heute können wir durch die Leitungen der VNG zehn Prozent Wasserstoff transportieren, und das werden wir schrittweise erhöhen“, sagte Mastiaux. Er sieht aber auch in der Stromerzeugung Potenzial: „Jedes Kohlekraftwerk, das wir auf Gas umstellen, können wir später auf Wasserstoff umstellen.“ Mastiaux hält das Geschäft mit Wasserstoff für „ein fundamental wichtiges Geschäftsfeld“.

Zwar werde es „mindestens noch eine Dekade dauern, bis Wasserstoff eine wichtige Rolle spielt“. Das liege am Preisgefüge und der fehlenden Infrastruktur. „Auch grüner Wasserstoff wird wirtschaftlich“, ist er aber überzeugt: „Das wird schneller gehen, als viele denken.“

Auch bei der Solarenergie seien die Kosten innerhalb von 15 Jahre auf ein Zehntel gesunken. Wenige Tage vor der Bundestagswahl nimmt Mastiaux schon die kommende Bundesregierung bei der Energiewende in die Pflicht: „Wenn wir in Deutschland den nötigen Zubau von Wind onshore und offshore sowie bei Solar schaffen wollen, müssen wir unser Tempo mindestens verdreifachen“, sagte der 57-Jährige. In den vergangenen Jahren sei Deutschland deutlich hinter dem zurückgeblieben, was nötig gewesen wäre.

„Wir haben also bis 2030 de facto nun neun Jahre Zeit, um einen jetzt schon erheblichen Rückstand aufzuholen.“

Autor: dts
Foto: Symbolbild