Berlin | Für das kommende Wintersemester erwarten Experten erneut ein Chaos beim Zulassungsverfahren, da die Einführung eines zentralen Zulassungssystems für Studienplätze weiter auf sich warten lässt. Dies geht aus einer bisher unveröffentlichten Studenten-Statistik der Kultusministerkonferenz (KMK) und deren Bewertung durch das Bundesbildungsministerium hervor, die beide der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegen (Donnerstagsausgabe). Wegen technischer Pannen wurde der Start des sogenannten Dialogorientierten Serviceverfahrens (DOSV) bereits mehrmals verschoben, seit kurzem läuft ein Pilotbetrieb.

WS blieben 13.096 begehrte Plätze unbesetzt

Das Projekt soll Mehrfachbewerbungen von Studenten koordinieren. Wie aus den Dokumenten hervorgeht, galt im vergangenen Wintersemester für die fast Hälfte aller Bachelor-Studiengänge in Deutschland (49 Prozent) ein Numerus Clausus. Weil sich Abiturienten oft an vielen Standorten gleichzeitig bewerben und bei mehreren Zusagen zwischen den Hochschulen kein Abgleich stattfindet, blieben im Wintersemester 2011/12 laut der Statistik 13.096 der begehrten Plätze unbesetzt.

Sie wurden meist erst über Nachrückverfahren vergeben, als die Vorlesungszeit bereits begonnen hatte. Am Mitte Mai angelaufenen DOSV-Pilotbetrieb, über den bereits reale Studienplätze in ausgewählten Fächern für das Wintersemester vergeben werden sollen, nehmen den Dokumenten zufolge lediglich 17 der 271 staatlichen Hochschulen teil – mit 22 von insgesamt 3.246 zulassungsbeschränkten (Stand Wintersemester) Bachelor-Studiengängen. Das Bundesbildungsministerium rechnet laut der internen Bewertung offenbar mit Verschiebungen.

„Anvisiert“ sei ein Regelbetrieb für das Wintersemester 2013/14, heißt es. Der Bund finanziert zwar mit 15 Millionen Euro die Hauptsoftware; das Sagen im federführenden „Stiftungsrat Hochschulzulassung“ haben aber ausschließlich Länder und Hochschulen. Angesichts der aktuellen Bilanz hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags am Mittwochabend eine kritische Bestandsaufnahme angesetzt. Schließlich habe bei der Mittelfreigabe für das DOSV Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) eine Beteiligung von 92 Prozent der Hochschulen angekündigt, erfuhr die SZ am Mittwoch aus dem Umfeld des Ausschusses, der in nicht-öffentlicher Sitzung tagte.

Autor: dts