Berlin | Ökonomen und deutsche Regierungsbeamte sehen die Steuerpläne des künftigen US-Präsidenten Donald Trump überwiegend positiv. „Eigentlich könnten die Europäer dem neuen US-Präsidenten sogar ausnahmsweise einmal applaudieren“, sagte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) dem „Handelsblatt“. Der Steuerexperte hat in einer Studie, die der Zeitung vorliegt, Trumps Steuerpläne analysiert.

Demnach haben die USA derzeit mit 36,5 Prozent nach Frankreich den zweithöchsten Steuersatz für Firmen unter allen Industrienationen. Sollte Trump wie angekündigt den Steuersatz auf 15 Prozent senken, lägen die Unternehmenssteuern in den USA bei insgesamt 21,6 Prozent – und damit immer noch über dem EU-Schnitt von 21 Prozent. Denn neben der Bundesebene erheben auch Bundesstaaten und Gemeinden in den USA Firmensteuern.

„Trumps Pläne wirken so eigentlich als überfällige Anpassung an international übliche Belastungsniveaus“, sagte Heinemann. Die Absenkung hätte wahrscheinlich sogar positive Effekte für Europa. „Der Druck auf US-Konzerne, durch globale Steuerverschiebung der hohen US-Belastung zu entkommen, würde mit der Steuersenkung deutlich abnehmen“, sagte Heinemann.

„Auch der geplante zeitnahe Zugriff des US-Fiskus auf die Welteinkommen der US-Unternehmen senkt den Druck zum grenzüberschreitenden Profit-Shifting.“ Ähnlich beurteilt man Trumps Steuerpläne in deutschen Regierungskreisen. Dort sorgt man sich zwar, ob sich Trump an globale Steuerabkommen wie BEPS halten wird, das der Steuervermeidung global agierender Konzerne einen Riegel vorschieben soll. „Aber sollte Trump seine Steuerpläne umsetzen, wäre allein dadurch schon die Hälfte des BEPS-Problems gelöst“, sagte ein Regierungsbeamter der Zeitung.

Autor: dts