Köln | OB Henriette Reker und Domprobst Gerd Bachner sind sich einig: Nach dem überarbeiteten Sieger-Entwurf des Berliner Architekten Volker Staab sollen am Südrand des Roncalliplatzes das neue Stadtmuseum und das Kurienhaus entstehen. Damit’s schneller geht, haben sie gleich eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet. Für die weltliche Seite fehlt noch die Zustimmung des Rats – Reker hofft im Mai auf ein Ja.

Die FDP hat schon Ablehnung signalisiert. Angesichts der finanziellen und baulichen Herausforderungen, Kölns Museen zu sanieren, solle sich Köln auf die „bestehenden Aufgaben konzentrieren“. Doch genau dies tue sie, erklärte Reker bei der Vorstellung des überarbeiteten Entwurfs. So müsse das Stadtmuseum – es ist seit einem Wasserrohrbruch im Vorjahr zur Hälfte gesperrt – dringend saniert und modernen Ansprüchen angepasst werden.

Stadtmuseum: Neubau billiger und schneller als Sanierung

Eine Neubau koste 116 Millionen Euro, eine Sanierung etwa 125 Millionen Euro, rechnete Reker vor. Außerdem gehe seine Umsetzung schneller. Ein Baubeschluss könne schon 2010 gefasst werden, das neue Museum 2016 oder 2017 eröffnet werden. Für eine Sanierung seien die Vorplanungen erheblich aufwändiger – und sie verwies auf die „leidvollen Erfahrungen“, die man bei der Sanierung der Oper habe machen müssen. Schließlich versprach sie, dass es bei einem Neubau keine kostenspieligen Nachplanungen geben werde: „Man muss Entscheidungen auch einmal durchziehen!“. Das neue Kurienhaus wird die Kirche rund 27 Millionen Euro kosten. Es wird den bisherigen rot-ziegeligen Bau ersetzen, in dem sich die Kösel-Buchhandlung befand und noch die gemeinsame Anlaufstelle von Polizei und Ordnungsamt.

Vorteile verspricht man sich auch von der „Gesellschaft des bürgerlichen Rechts“ (GbR), die als Bauherr auftreten wird. So müsse die Kirche Bauaufträge nicht EU-weit ausschreiben. Zwar seien noch rechtliche Details abzuklären, etwa hinsichtlich der Risikoverteilung. Doch rechne man nicht mit Schwierigkeiten, schließlich habe man in der Vergangenheit „ehrlich und vertrauensvoll“ verhandelt, bekunden Reker und Bachner einstimmig.

Neue Zusammenarbeit entlastet städtische Gebäudewirtschaft

Auch von Seiten der Bezirksregierung, bei der man die GbR anmelden müsse, rechne man nicht mit Beschwerden. Reker nannte noch einen weiteren Vorteil der GbR“ Sie entlaste die städtische Gebäudewirtschaft, die genug zu tun habe mit dem notwendigen Bau neuer Schule – und eben auch mit der überfälligen Sanierung des Römisch-Germanischen Museums. Die soll gleichzeitig mit dem Neubau beendet sein. Dessen Verwaltung soll ebenfalls im Neubau unterkommen. Bislang arbeitet sie in dem Haus, das zugunsten des neuen Stadtmuseums abgerissen werden soll.  

Wie sieht nun der überarbeitete Entwurf aus dem Jahr 2016 für das Stadtmuseum aus? Staab stellte zunächst die Änderungen für den Innbereich vor. Vorgegeben war, dass das Stadtmodell – derzeit im Spanischen Bau ausgestellt – zentrales Ausstellungsobjekt sein soll. Im ersten Entwurf stand es im Erdgeschoss in einer Art Atrium, konnte von allen Etagen aus gesehen werden. Inzwischen hat man sich auf ein kleineres Modell geeinigt. Das erleichterte dem Architekten die Umgestaltung der Ausstellungsräume.

Architekt gliedert Fassade jetzt kleinteiliger mit konkaven Rechtecken

Grundidee hierfür waren für ihn kleinteilige, unterschiedlich aufgeteilte Stadthäuser. Diese setzt er wie in einer Collage zusammen, sodass viele variable Ausstellungsräume entstehen. Deren Gliederung spiegelt sich jetzt in der Fassade wieder, die so in viele transparente, halb lichtdurchlässige und geschlossene Rechtecke aufgeteilt wird. Zudem ist ihre Außenfläche konkav, was sie wie in Bewegung erscheinen lässt. Insbesondere der erste Fassadenentwurf war als „gesichtslose und massive“ auf heftige öffentliche Kritik gestoßen.

Außerdem wird das neue Museum zwei Eingänge erhalten: Einen wie bisher auf Höhe des Roncalliplatzes, den neuen vom Kurt-Hackenberg-Platz aus. Außerdem wird es mit dem Römisch-Germanischen-Museum (RGM) über die römische Hafenstraße und das Hafenportal verbunden, so dass sie 2000 Jahre Stadtgeschichte „übergangslos“ erfahren lassen. Für die Umsetzung – etwa: erhält das RGM auch eine zweite Kasse? – besteht allerdings noch Klärungsbedarf.

Noch nicht fest steht, was aus dem alten Standtmuseum an der Zeughausstraße werden soll. Hier soll die Verwaltung zunächst den genauen Sanierungsbedarf entwickeln, anschließend könnte es über Erbpacht vermietet werden. „Es wird nicht wird verkauft!“, versprach Reker.

[infobox]

Das sagen die Parteien zum Konzept

Kölner Sozialdemokraten begrüßen das Reker SPD-Vorschlag aufnimmt

Die SPD im Kölner Stadtrat begrüßt, dass es bei den Planungen zur Historischen Mitte endlich voran geht. Viel zu lange hatte die Stadtverwaltung das Projekt auf die lange Bank geschoben. Fraktionsvorsitzender Martin Börschel: „Es handelt sich bei der Historischen Mitte um das zentrale städtebauliche Ensemble in Köln schlechthin. Hier bietet sich jetzt die Jahrhundertchance, die Kölner Geschichte an einen Ort zusammen zu holen. Wenn wir sie jetzt nicht nutzen, werden zukünftige Generationen nicht die Möglichkeit haben, diese Entscheidung zu korrigieren. Daher freut es uns besonders, dass die Oberbürgermeisterin unseren Vorschlag aufgegriffen hat, hier mit der Hohen Domkirche als starkem Partner zu kooperieren. Nach den vielen Hiobsbotschaften bei den Kulturbauten in den letzten Monaten und Jahren ist es wichtig, dass die Stadt endlich das Vertrauen der Kölnerinnen und Kölner zurückgewinnt. Mit der Kirche als seriösem Partner ist eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen. Nun ist es wichtig, dass Lehren aus vergangenen Baukatastrophen wie dem Bühnendesaster auch wirklich gezogen werden. Also wirklich erst planen, dann bauen. Wir brauchen echte Stabilität und Validität in der Kostenprognose. Schlechte Überraschungen müssen ausgeschlossen sein!“ Die SPD-Fraktion hatte erst im Februar diesen Jahres im Stadtrat gefordert, endlich aus dem Debakel um die Bühnen zu lernen und die Bauprozesse darauf basierend neu zu ordnen. Leider hat dies damals noch keine parlamentarische Mehrheit gefunden. Umso wichtiger ist uns, dass die Stadt ihr Handeln von sich aus daran ausrichtet. Es mag gute Gründe geben, für die Bauherrengemeinschaft eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts zu gründen. Nach eigenen Angaben hat die Oberbürgermeisterin jedoch gar nicht detailliert geprüft, ob die Stadt eine solche Gesellschaft überhaupt gründen darf. Hoffentlich deutet sich hier nicht schon die nächste Pleite an.“

— — —

CDU spricht von einmaliger historischer Chance

„Wir haben die einmalige historische Chance, den Roncalliplatz im Herzen unserer Stadt nachhaltig positiv zu verändern. Daher sollten wir auf der Basis der jetzt vorgelegten Kosten- und Zeitplanung unbedingt weiterplanen“, sagt Bernd Petelkau, Vorsitzender der CDU-Fraktion. „Wichtig ist, dass die Gebäudewirtschaft nicht durch ein solches Projekt belastet wird, sondern Schulen baut. Daher ist es absolut richtig, das Baumanagement in eine gemeinsam von Kirche und Stadt gesteuerte Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) auszulagern.“

Niklas Kienitz, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, ergänzt: „Mit der Sanierung des Domhotels, der Neuordnung des WDR-Karrees und dem Neubau der Historischen Mitte kann uns städtebaulich ein ganz großer Wurf gelingen. Die überarbeiteten Entwürfe des Architekturbüros Staab überzeugen in dieser Hinsicht. Durch die neue Kubatur entsteht an der Straße ,Am Hof‘ ein attraktiver Gebäuderiegel, der sich geschickt in die vorhandene Bebauung einfügt. Gleichzeitig schaffen die Architekten auf dem Roncalliplatz eine attraktive Fläche für eine belebende Gastronomienutzung. Auch der Lichthof mit der Einbindung der alten römischen Hafenstraße sieht sehr gelungen aus.“

[/infobox]

Autor: ehu | Alle Grafiken © Staab Architekten GmbH
Foto: Blick vom Kurt-Hackenbergplatz aus