Köln | Drei Freundinnen, drei Gläser Sekt, eine Bar, zwei Themen: Sex und Männer. Das ist ein Abend voller Klischees, der dennoch große Themen wie Treue, Loyalität und Moral verhandelt. Das Premierenpublikum war begeistert.

Das Setting ist schnell beschrieben: Drei beste Freundinnen treffen sich auf ein Glas Sekt in einer Bar. Alle drei kennen sich schon ewig und alle drei sind verschiedene Wege eingeschlagen: Nathalie (Silke von Voigt) ist ein männerverschlingender Vamp, der eigentlich nur die große Liebe sucht. Julia (Sandra Drescher) fristet ein Dasein als gelangweilte Hausfrau mit vierjährigem Sohn, deren Ehe bröckelt. Birgit (Verena Leenders) ist mit ihrem Mann glücklich, doch er kann ihren Kinderwunsch nicht erfüllen.

Das führt natürlich zwangsläufig dazu, dass keine Klischees ausgelassen werden. Für die frustrierte Julia ist der Elternabend das spannendste, was sie erlebt, und Nathalie erklärt, sie wolle einen echten Mann, der sich nicht verweichlicht die Fußnägel feilt. Für den würde sie sogar über Leichen gehen: „Eine Ehe kann scheitern – zu meinen Gunsten!“, rechtfertigt sie ihre Vorliebe für verheiratete Männer.

Die Handlung hält Überraschungen bereit, mit denen keiner gerechnet hätte

Ja, das wirkt wie eine Folge „Sex and the City“. Dank seiner bildhaften Metaphorik (eine „auf eine fernfahrerhafte Weise romantische“ Liaison) und Sätzen, die fast wie Sentenzen daherkommen („Am Anfang sollte die Beziehung leicht sein, schwierig wird sie von ganz alleine“), und der traurig-nachdenklichen Momente, die behutsam, aber geschickt verbaut sind, aber umso tragikomischer und raffinierter als die Fernsehserie.
Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass das Publikum einen gewissen Wissensvorsprung hat: Noch bevor das Licht angeht, wird ein Chat-Verlauf gezeigt, der eine Affäre von einer der Freundinnen mit dem Mann einer anderen andeutet. Obwohl die Handlung ab und an vorhersehbar wirkt, hält sie doch so einige Überraschungen bereit, mit denen die Zuschauenden nicht gerechnet hätten.
Fest steht am Ende nur: Es gibt kein Happy End, für niemanden.

Regisseurin Christa Nachs schafft es dennoch, dass sich das Stück nicht in Sex-, Männer- und Peniswitzen verliert. Die drei Darstellerinnen (besonders hervorzuheben: Silke von Voigt) führen leidenschaftliche, teils sogar wütende Konflikte über ihre unterschiedlichen Lebens- und Liebeskonzepte. Das verhandelt die großen Themen, von Moral und Treue über Loyalität bis zur Würde. Und passt wunderbar in eine Zeit, in der das klassische Familienbild sich öffnet und auch polyamoröse oder offene Beziehungen immer alltäglicher werden.

„Das war ein verrückter Abend“, sind sich schließlich auch die drei Freundinnen einig. Das Premierenpublikum stimmt zu, es klatschte und pfiff begeistert. Ein unterhaltsamer, kurzweiliger, erfrischender Abend, nach dem für Julia, Birgit und Nathalie nichts mehr so war wie zuvor. Fest steht nur: Es gibt kein Happy End, für niemanden.

[infobox]Liebeslügen oder Treue ist auch keine Lösung – die nächsten Vorstellungen: 29., 30. September, 15., 21., 27. Oktober, jeweils 20 Uhr. Horizont-Theater, Thürmchenswall 25, 50668 Köln.

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Autor: Fabian Schäfer | Foto: Fabian Schäfer