Köln | Die Konjunkturlage im Rheinland hat sich bis dato nur wenig verschlechtert. Ihre weiteren Konjunkturperspektiven sehen die rund 2.400 der am jüngsten „Konjunkturbericht der rheinischen Industrie- und Handelskammern Herbst 2014“ teilnehmenden Unternehmen aber nun erheblich skeptischer als zuvor.

Rechneten die Unternehmen in der Frühjahrsumfrag noch fest damit, dass sich der Aufschwung beschleunige, so Dr. Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf bei der Vorstellung der aktuellen Befragungsergebnisse in Köln, so sei die aktuelle Stimmung angesichts der Entwicklung während des Jahres momentan schlechter als die aktuelle Lage. 

„Das Konjunkturklima im Rheinland hat sich merklich abgekühlt“, mit diesen Worten faste Siepmann, die Konjunkturumfrage der sechs rheinischen Industrie- und Handelskammern (Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein und Wuppertal-Solingen-Remscheid) bei knapp 2.400 Unternehmen mit rund 250.000 Beschäftigten zusammen. Mit jetzt noch gut 116 Punkten übertreffe der Klimaindex zwar immer noch deutlich seine neutrale 100-Punkte-Marke, liege aber nur noch wenig über dem langjährigen Durchschnitt von 112 Punkten.

Gründe für diese Entwicklung sieht Siepmann vor allem im Ausland. Positive Nachrichten kämen eigentlich nur aus den USA, Europa verharre in einer Wachstumsschwäche. Die Schwellenländer hätten ihr Tempo nicht halten können, und die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten eskalierten, was zu negativen Exporterwartungen führe. Beinahe die Hälfte aller Befragten (45 Prozent) hätten dies bei der Befragung angegeben. In der Frühjahrsumfrage seien dies noch 35 Prozent gewesen, so Siepmann.

Auch fehle es der Wirtschaft im Rheinland spürbar an Impulsen aus der Inlandsnachfrage, so Siepmann weiter. Nicht zuletzt hätten die Tarifkonflikte im Verkehrssektor die eng verflochtene rheinische Wirtschaft zusätzlich belastet.

Insgesamt berichteten zwölf Prozent aller Betriebe über schlechte Geschäfte, 37 Prozent (Jahresbeginn: 38 Prozent) bezeichneten ihre Lage dagegen weiterhin als gut. Für das kommende Jahr gingen fast 60 Prozent der Unternehmen von einer unveränderten Situation aus, während der Anteil der pessimistischen Prognosen von elf auf 16 Prozent gestiegen sei. Dass sich ihre Lage 2015 spürbar verbessere, glauben demnach aktuell nur noch 25 Prozent der Unternehmen (Jahresbeginn: 35 Prozent).

Betrachtet man die einzelnen Branchen, so stechen sechs Topbranchen hervor, deren Klimaindikator besonders positiv ausfällt. Diese sind allen voran die IT-Branche, die Chemische Industrie, aber auch die Medienbranche, die Branche Beratung und Wirtschaftsprüfung, die Gesundheitswirtschaft sowie die Kredit- und Versicherungsgewerbe. Die drei Branchen mit der größten Skepsis gegenüber der konjunkturellen Entwicklung sind der Einzelhandel, gefolgt vom Papier-, Pappe- und Druckgewerbe sowie dem Konsumnahen Großhandel, deren Lage sich nach eigenen Angaben im Jahresverlauf deutlich verschlechtert hat.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Trotz leicht gestiegener Auftragseingänge hat sich die Geschäftslage im Papier-, Pappe- und Druckgewerbe laut IHK-Umfrage erheblich verschlechtert. Der Trend zur Digitalisierung mache der Branche zu schaffen, so der Bericht.