Köln | Die report-k.de Premierenkritik | Es gab minutenlangen Applaus und Standing Ovations bei der Premiere von „Irish Celtic- The Spirit of Ireland“ – einer Show die in kleinen, kurzen, anekdotenhaft gestalteten Geschichten, viel irischer Live-Musik und mit einer herausragenden Tanzshow die historischen Marksteine der grünen Insel und Seele der irischen Menschen erzählt. Noch bis 24.2.2013 gastiert die einzigartige Show im blauen Musical Zelt – jetzt Oper am Rhein – in Köln. Für Menschen mit einem Faible für Tanz oder irische Musik ein Muss-Termin. Lesen Sie hier die Kritik zu „Irish Celtic- The Spirit of Ireland“ im Kölner Musical Dome.

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Wir waren zugegeben skeptisch vor der Premiere von „Irish Celtic- The Spirit of Ireland“. Ein Abend nur mit Tanz, noch dazu Steptanz – da dachten wir an Fred Astaire – ein Pub, irische Musik und eine Historienerzählung das klang auf den ersten Blick nach Klischee und Langatmigkeit. Um es vorweg zu nehmen. Es waren zwei Stunden, die ruhig ein wenig länger hätten sein dürfen und wir haben uns nicht eine Zehntelsekunde gelangweilt, ganz im Gegenteil. Wir waren mitgerissen von der Erzählkunst, der Qualität der Band die irisch, aber auch poppig und jazzig spielte und der Perfektion und explosiven Tanzperformance der Compagnie, die dazu noch jugendliche Lebenslust pur in die Gäste transformierte.

Pub-Wirt Paddy ist ein kurzweiliger und charmanter Erzähler, der auf hinreißende Art dem Publikum, changierend zwischen Englisch und Deutsch, die Seele, das Herz und die Historie Irlands näherbringt. Dabei schafft er auch witzige Verbindungen zu Köln oder aktuellem Geschehen und lässt das Publikum – nach Aschermittwoch – „Alaaf“ Rufen und natürlich machen alle mit. Sein Englisch ist so ausgelegt, dass das normale Schulenglisch zum Verständnis ausreicht. Die Leichtigkeit mit der der Erzähler, aber auch die Musiker und jungen Tänzer auf der Bühne agieren – dazu ihre Fröhlichkeit und Lebensfreude – ist die große Stärke der Show. Sie stecken das Publikum an, reißen es mit und integrieren es auch immer wieder in die Szenerie. Das aber nicht aufdringlich, sondern sympathisch. „Irish Celtic- The Spirit of Ireland“ ist besonders für das mitmachfreudige Kölner Publikum wie geschaffen. Da klatscht man den Rhythmus mit und bei Klassikern wie „The Wild Rover“ oder „Whiskey in the Jar“ singen fast alle mit.

Die Story spielt im Pub, dem Dreh- und Angelpunkt des irischen Lebens wie uns Erzähler Paddy glauben macht. Gott habe zuerst den Pub erschaffen und dann Irland um diesen einen Pub das „Irish Celtic“ herum gebaut. (Natürlich nach Irland erst die Welt, ein in Köln bekanntes Phänomen, glaubt der Kölsche ja auch der Nabel der Welt liege in der Mitte des Domes) Im ersten Teil erleben wir die Marksteine irischer Geschichte, die Kelten. Musikalisch und mystisch inszeniert durch ein Solo mit dem irischen Dudelsack, den „Uilleann Pipes“. „Braveheart“, die Herrschaft der Engländer, die große Hungersnot, die der irische Dichter Flann O´Brian so faszinierend in den irischen Tagebüchern beschrieben hatte und die damit einhergehende Auswanderungsgeschichte des irischen Volkes. Inszeniert mit dem tragischen Schifffahrtsunglück dem Untergang der Titanic, bei dem auch viele Iren, vor allem in den unteren Schiffsdecks ums Leben kamen. Hier nimmt die Tanzshow direkten Bezug auf die Titanic-Verfilmung mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet und ihren Tanz. Im zweiten Teil wird es dann persönlicher und wir begeben uns auf eine Entdeckungsreise in die irische Seele und den irischen Charakter. Dabei stellt Wirt Paddy viele Parallelen zwischen der kölschen Mentalität, ihrem Stolz, aber auch Besonderheiten fest. Köln – Irland da gibt es eine lange Tradition bei der die grüne Insel Kölner Künstler inspirierte. Denken wir an Kölns berühmtesten Schriftsteller der Neuzeit Heinrich Böll, der viel Lob für seine irischen Tagebücher bekam, die er nach einer Irlandreise verfasst hatte und noch heute lassen sich Kölner Musikgruppen, wie die Höhner, durch die irische Musik inspirieren. Die ausgezeichnete Band bei „Irish Celtic“ spielt live und mitten auf der Bühne, ist Teil der Show. Mit der Fiddle, den Uilleann Pipes, der Box, der Tin Whistle, Gitarre, Klavier schaffen sie einen druckvollen Sound der das Publikum zu jeder Sekunde mitreißt.

Wir lernen, dass die Iren ihren Schicksalschlägen, persönlich, wie gesellschaftlich und politisch, etwa der großen Hungersnot im Jahr 1851 oder der Unterdrückung durch die Engländer mit Tanz und Musik begegnen. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer im „Irish Celtic“ sind als Solokünstler und in der Formation eine echte Sensation und so in dieser Art wohl noch selten in Köln, NRW und Deutschland zu sehen gewesen. Es geht um diese besondere Form des irischen Steptanzes, der um zu begeistern, nur die Oberfläche eines Whiskeyfasses benötigt oder auf der Pubtheke zu zweit getanzt werden kann. In der Formation, kombiniert mit der irischen Livemusik und dem „Battering“, also dem Klappern der Schuhe auf dem Bühnenboden, entwickelt der Tanz eine explosive Dynamik und hat mit dem Bild, das man von einem steptanzenden Fred Astaire im Kopf hat, so gar nichts zu tun. In ihrer Dynamik, die übrigens durch die Besonderheit des irischen Tanzes, der sich auf die Füße bei ruhigem Oberkörper konzentriert und damit eine an das klassische Ballett erinnernde Eleganz entwickelt, erinnern die jungen Tänzer an die Kraft und Emotionalität der japanischen Drummer von Yamamoto oder südamerikanische Capoeira-Tänzer. Besonders beeindruckend: die Darstellung von Braveheart mit ihrer getanzten Aggressivität und der Tanzbattle, bei dem am Ende das Publikum mittels Applaus den Sieger küren darf. Modern mit extremer Geschwindigkeit und beeindruckender Akrobatik wird hier getanzt. Wer auch nur einen Funken für den Tanz übrig hat, für den ist „Irish Celtic“ mehr als ein Muss-Termin – Inspiration pur. Denn dort kann man auch lernen, was man alles aus einem Tanz mit einem Besenstiel machen kann. Übrigens wieder eine Parallele zu Köln, denn die Roten Funken üben, oder wibbeln außerhalb der Session mit einem Besenstiel, auch wenn deren Tanzperformance mit den jungen Professionals in keinster Weise vergleichbar ist. Besonders beeindruckt auch die Präzision, mit der die Compagnie in Formation tanzt und die ihresgleichen sucht.

Wer zwei Stunden mitten in Köln auf einen kleine Reise nach Irland gehen, irische Musik live erleben will, für den ist der Besuch von „Irish Celtic- The Spirit of Ireland“ ein Muss-Termin. Aber auch für alle die, die den Tanz lieben. Dabei vermittelt die Show unbändige Lebensfreude, die sie den Besuchern mit auf den Weg gibt. Die Besucher der Premiere waren alle begeistert. Dies verdeutlichten nicht nur die Standing Ovations, sondern auch die Kommentare nach der Show: „Einfach toll“. Und das war keine Einzelmeinung.

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„Irish Celtic- The Spirit of Ireland“ im Musical Dome
Do., 21.2., 20 Uhr
Fr., 22.2., 20 Uhr
Sa., 23.2., 16 und 20 Uhr
So., 24.2., 14 und 18 Uhr

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Tickets an alle Vorverkaufsstellen: 25,50-59,50 Euro (zzgl. Vorverkaufsgebühr)

www.eintrittskarten.de oder www.bb-promotion.com

Telefon: 0221/5779-0 oder 01805/2001 (0,14 €/Min. Festnetz Deutschland od. Mobil max. 0,41€/Min.)

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Link: Hintergründe und ein Kurzfilm zu ‚“Irish Celtic“ bei report-k.de >

Autor: Andi Goral
Foto: Der mit dem Besen tanzt – die Tanzperformance der jungen Compagnie überzeugt