Köln |Am heutigen Dienstag haben Stadtdirektor Stephan Keller und der Chef der Kölner Berufsfeuerwehr Johannes Feyrer die Bilanz der Kölner Feuerwehr für das Jahr 2017 vorgestellt. Zugleich finden am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch zwei Parallelveranstaltungen statt, die einen Reformprozess einläuten sollen.

Insgesamt zogen Stadtdirektor und Feuerwehrchef eine positive Bilanz im vergangenen Jahr, auch wenn die Einsatzzahlen im vergangenen Jahr erneut gestiegen sind. Das lag vor allem an der gestiegenen Zahl von Einsätzen im Rettungsdienst, hier musste die Köln Feuerwehr 188.965 Einsätze fahren, ein Plus von vier Prozent. Diese Summe verteilte sich auf 153.571 Einsätze mit Rettungswagen sowie 35.394 Einsätze für den Notarzt. Die Kölner Feuerwehr ist einer von insgesamt sechs Rettungsdienstanbieter in der Domstadt und mit einem Anteil von 43,8 Prozent der mit Abstand größte. Mehr als 90 Prozent der gesamten Einsätze entfallen dabei auf den Rettungsdienst.

„Der Jahresbericht 2017 ist eine beeindruckende Leistungsbilanz der Feuerwehr Köln. Die Feuerwehr macht in der Breite ihres Einsatzspektrums hervorragende Arbeit. Wir können den Bürgerinnen und Bürgern sagen. Die Stadt ist in sicheren Händen, was die Feuerwehr und den Rettungsdienst angeht“, betonte der zuständige Beigeordnete, Stadtdirektor Stephan Keller, bei der heutigen Präsentation des Jahresberichts. Neben dem Einsatzschwerpunkt Rettungsdienst wurden 151 Menschen bei Bränden von der Feuerwehr gerettet. Rund 7.500 Einsätze gab es 2017 bei den Sonderaufgaben, insbesondere dem Transport von intensivmedizinisch betreuten Personen. Das wieder sei eine Auswirkung der Gesundheitsstrukturreform, die zunehmend auf spezialisierte Kliniken setze. Der Intensivtransporthubschrauber „Christoph Rheinland“ kam 2017 auf 751 Einsätze, die anderen 90 Prozent bewältigt die Kölner Feuerwehr mit Spezialfahrzeugen.

Kerngeschäft Brandbekämpfung: Heimrauchmelder sorgen für mehr Einsätze

Hinzu kamen 15.752 Alarmierungen der Feuerwehr. Hier machten so genannte „Hilfeleistungen“ mit 7.816 Einsätzen mehr als die Hälfte der Einsätze aus. Gegenüber dem Vorjahr hat sich deren Anzahl nicht wirklich verändert, 1.334 Menschen wurden dabei gerettet. Hinzu kamen im vergangenen Jahr 1.603 Einsätze durch Alarmierungen von Brand- und Gefahrenmeldeanlagen. Insgesamt haben rund 1.750 Objekte in Köln solche Anlage, die Alarmierung sei sehr schnell und vergleichsweise zuverlässig. Mit 2.108 Brandeinsätzen gab es im vergangenen Jahr ein Plus von rund 170 oder neun Prozent.

Die Feuerwehr rät zu den etwas teureren Geräten. Deren Batterien lösen nicht schon nach einem Jahr Alarm aus.

„Die Zunahme bei den Brandeinsätzen liegt vor allem bei den so genannten Kleinbränden“, erläuterte Feuerwehrchef Johannes Feyrer beim heutigen Pressetermin. Von Großbränden spricht die Feuerwehr, wenn mehr als drei Strahlrohre im Einsatz sind. Davon gab es 2017 gerade noch drei. „Als ich vor 30 Jahren bei der Kölner Feuerwehr anfing, waren es rund 50“, so Feyrer weiter. Bei vielen Kleinbränden, gerade auch in Wohnungen mit Rauchmeldern aber kann die Feuerwehr bereits helfen, wenn der Brand sich noch gar nicht richtig ausgebreitet hat. Mit 828 stieg die Zahl der Einsätze durch Heimrauchmelder um 82 Prozent.

Doch die positive Seite hat auch eine negative. Nur 44 Prozent der Alarme waren „echt“. Das bedeutet, dass die Zahl der Fehlalame mit 4.221 insgesamt ebenfalls stark angestiegen ist. Dennoch sei die seit Jahresanfang geltende Pflicht eines Heimrauchmelders „sehr segensreich“. „Rauchmelder retten Menschenleben“, stellte Feyrer fest.

Vakanzen und Krankenstand unter dem Durchschnitt der Gesamtverwaltung

Insgesamt stehen auch bei der Berufsfeuerwehr die Zeichen auf Ausbau. Zählte die Kölner Berufsfeuerwehr zum Jahreswechsel noch 1.383 Beschäftigte, waren es im August 2018 bereits rund 1.460. Davon sind rund 1.000 auf den Rettungswachen im Einsatz, der Rest verteilt sich auf den so genannten „rückwärtigen Bereich“. Besonderen Wert legten Feyrer und Keller auf die Rekrutierung weiterer Frauen für den Feuerwehrberuf. Zwar gibt es inzwischen acht Damen im Dienst der Berufsfeuerwehr, aber bezogen auf die Gesamtheit der Feuerwehr könnte es durchaus mehr sein. Zum Vergleich: Bei den Freiwilligen Feuerwehren in Köln sind bereits 42 Frauen im Einsatz (bei einer Gesamtzahl von 736 Einsatzkräften).

Mit einer Vakanz von rund fünf Prozent („von 1000 Stellen im Einsatzdienst sind rund 50 unbesetzt“) liege die Berufsfeuerwehr oberhalb des Durchschnitts der städtischen Verwaltung. In vielen technischen Ämtern der Stadtverwaltung gibt es trotz jahrelanger intensiver Bemühungen deutlich höhere Zahlen. Auch bei der Frage nach den Überstunden gebe es in der Berufsfeuerwehr keine allzu großen Überhänge. Überstunden, wie sie etwa durch freiwillige Sicherheitsdienste bei Großveranstaltungen entstehen (2017: rund 30.000 Stunden), werden zwei Mal im Jahr abgerechnet und in der Regel ausbezahlt.

In punkto Ausstattung war das vergangene Jahr das mit der bisher gewaltigsten Modernisierung. In einer „nie dagewesenen Weise“ wurden alleine 50 neue Rettungsfahrzeuge angeschafft und in Betrieb genommen. Um die Beschaffung und Bewirtschaftung noch effizienter zu gestalten, wolle man nun ein neues Fahrzeugkonzept einführen. Das diene dazu, dass Berufs- und die freiwilligen Feuerwehren nicht mehr mit verschiedenen Modellen unterwegs sind.

Zwei Veranstaltungen als „Kick-Off“ für einen Reformprozess

Am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch hat die Stadt Köln ihre Feuerwehrleute zu zwei Parallelveranstaltungen eingeladen. Für Stadtdirektor Keller ist das so etwas wie der Start für einen „Reformprozess“. Nachdem Anfang März unter anderem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Alarm geschlagen hatte, wolle man nun die zwischenzeitlichen Gespräche und Anregungen zwischen Dezernent und Beschäftigten in einen „Reform- und Gestaltungsprozess“ überführen.

Die zwei Veranstaltungen, die übrigens inhaltlich deckungsgleich sind, wurden aus Rücksicht auf die speziellen Anforderungen der Beteiligten organisiert. So sollen möglichst viele Interessierte die Möglichkeit erhalten, sich in den  Beteiligungsprozess einzubringen. Das sei bei der Feuerwehr wegen des Schichtdienstes bei den Einsatzkräften so üblich, versicherte der Stadtdirektor.

Wie Keller weiter ausführte, geht es dabei um 45 bis 50 Einzelthemen, die auf den Veranstaltungen zu drei Themenblöcken zusammengefasst werden sollen. Neben dem Thema „Führung/Kommunikation“ sowie dem Block „Arbeitszeit- und Dienstplan-Modell“ geht es auch um „Personalerhaltung und -gewinnung“. Hier geht es auch um Fragen der Vergütung und Förderung. Der Prozess soll intensiv mit den Beteiligten abgestimmt werden, mit der Kick-Off-Veranstaltung sollen Arbeitsgruppen auf den Weg gebracht und Verfahrensfragen geklärt werden. „Ich verspreche mir viel davon“, betonte Keller.

Ombudsstelle soll ein weiteres Jahr bleiben – Nachfolge für Feyrer gesucht

Johannes Feyrer wird im Frühjahr 2019 in den Ruhestand gehen. Mit der Suche nach einem Nachfolger ist ein „headhunter“ beauftragt.

Begleitet wird der Prozess von externen Moderatoren, auch „um größtmögliche Objektivität“ zu gewährleisten. Anfang März dieses Jahres hatte Keller dazu eine Ombudsstelle eingerichtet, an die sich Feuerwehrleute wenden können, wenn sie mit sich überlastet sehen. Über die Zahl der bei der beauftragten Düsseldorfer Kanzlei eingegangenen Rückmeldungen machte Keller zwar keine Angaben. Aber auch diese sollen in den folgenden „Reformprozess“ eingebracht werden. In der Vergangenheit sei die Ombudsstelle „rege genutzt“ werden. Zunächst auf ein Jahr befristet, gibt es eine vertragliche Option auf ein weiteres Jahr. „Ich hab im Moment keinen Anlass, sie im Moment aufzulösen“, so Keller.

Ein Dilemma sieht Keller im „Timing“. Denn auf der einen Seite soll der Reformprozess so schnell wie möglich geöffnet werden. Auf der anderen Seite aber steht mit dem Ausscheiden Feyrers im März 2019 eine wichtige Personalie an. Keller hofft, dass die Nachfolgerin bzw. der Nachfolger gefunden ist, bevor der heutige Feuerwehrchef seinen Ruhestand antritt. In punkto Reformvorgaben will Keller aber auch der Nachfolgerin bzw. dem Nachfolger die Möglichkeit geben, sich an diesem Verfahren zu beteiligen. Anfang 2019 soll es daher eine erste Bilanz dazu geben. Der für die Nachfolge beauftragte Personalberater sucht übrigens bundesweit. „Wir suchen die beste Frau oder den besten Mann im gesamten Land“, stellte Keller klar.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Die Kölner Feuerwehr im Einsatz. 2017 gab es in Köln nur noch drei Großbrände. Die Zahl der Einsätze aber stieg deutlich an.