Köln | aktualisiert 14:59 Uhr| Der landesweite 24-Stunden-Blitz-Marathon mit Bürgerbeteiligung ist heute Morgen um 06 Uhr gestartet. An über 2.600 Messstellen wird heute von der Polizei kontrolliert – auch in Köln wird geblitzt.

In Köln wird an diesen Stellen geblitzt >>>

Mehr als 15.000 Bürger hatten sich per Mail oder Telefon an ihre Polizei gewandt und gesagt, an welchen Stellen sie sich über Raser oder Drängler ärgern. Bis  Mittwochmorgen 6.00 Uhr kontrollieren nun landesweit 3.300 Polizisten ab über 3.000 Messstellen. Die Polizei setzt dabei 120 Radargeräte und 670 Lasergeräte ein. Hinzu kommen mehr als 500 Kontrollstellen an denen etwa 200 Mitarbeiter von 75 Kommunen die Geschwindigkeit messen. „Damit handelt es sich um die größte Geschwindigkeitskontrollaktion in NRW“, sagte Jäger. „Auf unseren Straßen sterben zu viele Menschen. Zu hohe Geschwindigkeit ist der Killer Nr.1 “, so Jäger weiter. Auch nach dem Blitz-Marathon soll es mehr Kontrollen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr geben.

14:59 Uhr > „Blitz-Marathon“ gegen Raser

Konzentriert blickt Lutz Machau in den Blitzer, ein roter Kleinwagen nähert sich. Dann drückt er ab. 68 Stundenkilometer zeigt das Gerät – damit ist der Fahrer deutlich schneller als mit den erlaubten 50 unterwegs. Über Funk gibt er Kollegin Iris Franzkowiak das Kennzeichen durch, die mit einer Kelle am Fahrbahnrand steht und das Auto aus dem Verkehr zieht. Die beiden Polizisten kontrollieren am Dienstag beim zweiten „Blitz-Marathon“ im Neusser Ortsteil Grefrath die Geschwindigkeit auf der Lüttenglehner Straße, die zum Schulweg vieler Kinder gehört.

Rund 3.300 Polizisten sind 24 Stunden lang im Einsatz, um an mehr als 3.100 Stellen in 75 Kommunen in Nordrhein-Westfalen die Geschwindigkeit zu messen. Wo kontrolliert wird, wurde vorher bekannt gegeben – trotzdem blitzen die Polizisten zahlreiche Raser. Angela Berns zeigt sich reumütig. „Strafe muss sein“, sagt sie. Sie ist von Machau mit 68 Stundenkilometern geblitzt worden und muss 30 Euro Strafe zahlen. Vom „Blitz-Marathon“ hat sie gehört, aber nicht gedacht, dass der landesweit ist. Die Aktion hält sie für richtig. „Gerade an Kindergärten und Schulen ist das sinnvoll“, sagt sie.

15 Prozent mehr Verkehrstote

Der zweite „Blitz-Marathon“ ist Teil einer Kampagne des Innenministeriums, die zum Ziel hat, die Unfallzahlen zu senken. „Auf unseren Straßen sterben zu viele Menschen“, sagt Innenminister Ralf Jäger (SPD). Im vergangenen Jahr hatte die Zahl der Verkehrstoten den Angaben zufolge um 15 Prozent zugenommen. Erstmals hatte das Ministerium auch Bürger dazu aufgerufen, Vorschläge für Kontrollpunkte zu machen. Mehr als 15.000 Menschen beteiligten sich daran und nannten ihre „Wutpunkte“, davon allein 429 in Neuss.

Der Leiter der Verkehrsdienste in Neuss, Reinhard Lenzen, berichtet, die Bürger meldeten seit Jahren, dass auf der Lüttenglehner Straße zu schnell gefahren wird. „Deswegen bin ich nicht überrascht von der hohen Bürgerbeteiligung“, sagt er. Allerdings stellt er trotz „Blitz-Marathon“ und weiterer Aktionen fest: „Wir haben noch nicht die erhoffte Wirkung, noch immer fahren viele zu schnell.“

Autofahrer auf Kontrollen vorbereitet

Seine zu hohe Geschwindigkeit wird auch einem 18-jährigen Schüler aus Neuss zum Verhängnis. Er fährt mit seinem Auto mit 71 Stundenkilometern in Richtung Gymnasium. Jetzt droht ihm die Nachschulung, denn er ist noch in der Probezeit. „Ich war ja vorgewarnt, eigentlich“, sagt er. Noch am Tag zuvor habe er mit Freunden über den „Blitz-Marathon“ gesprochen. Polizist Machau weiß: „Das tut weh.“ Das seien Lehren, die ein Leben lang wirkten. Er schüttelt den Kopf über die Autofahrer, die geblitzt wurden, „und das trotz Warnung“.

Ein Anwohner kommt aus seinem Haus und will von ihm wissen: „Haben Sie mal geprüft, ob an der Straße ein Schild ist?“ Die Autos seien noch nie so langsam gefahren wie an diesem Dienstag, erklärt der Mann. Machau schmunzelt, auch er weiß: „An anderen Tagen sieht es hier wahrscheinlich ganz anders aus.“

„Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte“, ist der häufigste Satz von Iris Franzkowiak an diesem Tag. Erwischt hat es auch eine 48-jährige Autofahrerin, die nun für 18 Stundenkilometer zu viel 20 Euro zahlen muss. „Ich bin selbst schuld, es war ja groß angekündigt, ich habe einfach nicht daran gedacht“, bilanziert sie.

Am Dienstagmorgen blitzt die Polizei an der Lüttenglehner Straße sechs Autofahrer, zwei davon mit mehr als 21 Stundenkilometern über der erlaubten Geschwindigkeit. Diesen droht nun eine Anzeige. Nach knapp eineinhalb Stunden packen Franzkowiak und ihre Kollegen den Blitzer wieder ein, es geht zur nächsten Station ins Neusser Zentrum. Schließlich soll bis Mittwoch, 6.00 Uhr, an so vielen „Wutpunkten“ wie möglich geblitzt werden.

Eine landesweite Liste mit Kontrollstellen für den 24 -Stunden-Blitz- Marathon ist im Internet unter www.24h-Blitz-Marathon.de zu finden

Autor: cs, Helena Baers/dapd
Foto: Symbolfoto